Der erste Eindruck des Buches: ein wenig liebevoll gestaltetes, altbackenes Nachschlagewerk im Lehrplan-Style; und daran ändern auch die pseudo-modernen mitgelieferten 3-D-Brillen, mit der manche Fotos dreidimensional angeschaut werden können nichts. Lässt man sich von dem Ersteindruck nicht verschrecken, bietet der Lehrplan "Freeriden einfach" dennoch viele hochwertige Informationen und kann sowohl Anfängern und Einsteigern als Ausbildungsliteratur, aber auch Fortgeschrittenen als Nachschlagewerk dienen.
Wenig gelungenes Layout, anständiger Inhalt
Dem Buch fehlt ein ausführliches Inhaltsverzeichnis oder ein Stichwortregister, stattdessen findet man Eigenwerbung des Verbandes für dessen „Schneesport Philosophie“. Was diese Philosophie sein soll, verrät das Buch hingegen nicht. Nach den optischen Grausamkeiten mancher lilafarbenen Doppelseiten um ein wenig gelungenes Tourenabfahrtsbild, wollen echte Freerider möglicherweise aber diese Philosophie gar nicht mehr kennenlernen; dies ist allerdings lediglich eine Vermutung des Rezensenten.
Inhaltlich ist das Buch in zwei Teile gegliedert: In den ersten fünf Hauptkapiteln beschreiben und erklären die Autoren die fürs Tourengehen und Freeriden notwendige Ausrüstung (1), die Grundlagen der Schnee- und Lawinenkunde (2), eine Einführung ins Risikomanagement (Snow-Card, 3x3- Filter und Reduktionsmethode, Mustererkennung) (3), Tourenplanung (4) und das übliche Knappthema „Naturschutz“ (5). Im zweiten Buchteil wird vor allem die Skitaktik beschrieben: Gut erklärt wird die Aufstiegstechnik, die verschiedenen Technikformen sowie Aufstiegs- und Abfahrtstaktiken. In diesen Kapiteln finden selbst erfahrene Freerider noch viele wertvolle Tipps, die der langjährigen Berg- und Ausbildungspraxis der Autoren entstammen.
Meine erste Enttäuschung über das Buch wurde bereits durch das Cover (ein actionreiches echtes Freeride-Bild) des „neuen“ Freeride-Lehrplans des Deutschen Skilehrerverbandes ausgelöst, das viel mehr verspricht, als das Buch hält. Strenggenommen ist das Buch kein „Freeride“-Lehrplan, sondern ein abgespeckter Alpinlehrplan. Dies dürfte daran liegen, dass die Autoren Wolfgang Pohl und Georg Sojer zwar bekannte und hochkompetente Bergführer sind, aber das Thema Freeriden ihnen kein Herzensthema zu sein scheint. Viele Bilder und Grafiken hat man bereits in den von denselben Autoren stammenden Alpinlehrplänen und ihren anderen Werken gesehen. Und dass ein Alpinlehrbuch nicht zum Freeride-Buch wird, wenn man lediglich das Wort „Skitour“ durch „Freeride-Tour“ ersetzt, versteht sich eigentlich von selbst.
Das schwache Layout und die uneinheitliche Aufmachung und Gestaltung sind sicherlich wenig hilfreich, dass das Buch über die Verbandsgrenzen des Skilehrerverbandes hinaus erfolgreich wird. Aber vielleicht war das auch gar nicht die Absicht der Herausgeber. Ein rundum tolles Freeride-Alpinlehrbuch in der Art und Aufmachung von Jimmy Odens "Free Skiing"fehlt für den deutschsprachigen Alpenraum also weiterhin. Den Autoren und dem Verlag ist ein Vorwurf zu machen: Schade, ihr hättet es besser gekonnt!