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Materialtests

Materialtest | Salomon S/LAB Premiere

Das etwas andere Splitboard

von Anselm Köhler 16.01.2020
Nach ungefähr 50 Tourentagen hat sich das 4-Teilige Splitboard vollends bewährt. 4-teilig? Ja, während dem Aufstieg trägt man die zwei Mittelteile am Rucksack und hat somit zwei schmale Aufstiegski an den Füssen. Solche Konzepte existieren seit mehr als 15 Jahren, und seit 2014/15 wagt sich Salomon mit dem Premiere an den Markt der 4-Teiligen Splitboards. Für mich ist es mein erster 4-Teiler und auf langen Touren geht kein Weg mehr daran vorbei ...

Erster Eindruck

Mit Freude habe ich das Paket ausgepackt und erstmal das Brett und die Verbindungen in Augenschein genommen. Die ganze Konstruktion macht einen sinnigen und durchdachten Eindruck. Keine großen Schnörkel, dafür bewährte Teile neu zusammen gestellt wie zum Beispiel die Plum WOM Haken mit speziellem Mittelpart adaptiert auf 3- bzw. 4-Teiler. Im Paket kommt das Splitboard mit allen nötigen Verbindern, Fellen von Pomoca und Harscheisen von Plum sowie einem kleinen Plastik Eiskratzer. Zum Starten in den Schnee wird also nur noch eine Bindung auf Voile-Basis (Slider) gebraucht - entweder eine Softboot-Bindung oder Dynafit Toepieces und Hebelbindung, wie bpsw. die Spark DynoHD. Für Plum Bindungen gibt es einen speziellen Adapter.

Board
Das Board hat laut Hersteller einen directional Taper Shape mit mittlerem Flex, nachgemessen finde ich etwa 1,3 cm Taper und den Flex eher auf der härteren Seite von "mittel". Das Brett hat einen Camber zwischen den Füßen und einen kleinen Rocker an der Nose. Die Bindungslöcher sind mit Setback von einigen Zentimetern platziert. Nose und Tail sind durch Aluminium Einsätze geschützt. Die zwei Skiteile haben innenliegende, durchgehende Stahlkanten. Das Topsheet ist lackiert und glatt, um Schnee weniger Haftmöglichkeiten zu bieten. Im zusammengebautem Zustand gibt es am rechten Ski eine kleine Spalte, trotzdem kann die Verarbeitung im großen und ganzen als ordentlich bezeichnet werden.

Die Fellaufhängung ist gut gelungen. Vorne gibt es ein Loch für einen Z-Haken, hinten einen einfachen Schlitz für ein Gummiband. Mir gefällt vorallem, dass das Brett komplett montiert sein kann, um die Felle auf- bzw. abzuziehen. Am Gipfel baue ich erst das Brett zusammen, lege es mit Fellen nach oben auf den Boden und ziehe bequem die Felle ab, ohne die Angst, ein Skiteil im Sturm zu verlieren. Der Fellzuschnitt ist exakt, die Kontur könnte nur etwas weniger der Biegung an der Nose folgen. So sammelt sich etwas Schnee, aber auch nicht mehr als bei anderen Ski bzw. Splitboardfellen. Um welche Pomoca-Felle es sich handelt (Mohair oder Mix), kann ich nicht sagen. Die Felle kommen mit Aufbewahrungsbeutel.

Slider-Pucks
Salomon hat das Premiere mit eigenen Slider-Pucks ausgestattet. Diese lassen sich in einem Winkel von -26 bis 26 Grad verstellen. Auch ohne Einstell-Schablone geht dies ohne Probleme. Es lassen sich nicht alle Stances einstellen, sondern nur im Abstand der Löcher alle 2,5 cm. Leider sind die Pucks parallel zum Snowboard, und nicht jeweils 3° nach innen geneigt (canted). Im Vergleich zu einem Zwei-Teiler gibts es mehr Schrauben, die sich lockern können. Ein Schraubenzieher gehört sicherheitshalber mit auf jede längere Tour.

Gewicht
Laut Salomon hat das Splitboard einen Balsaholzkern und ist mit Carbonfasern aufgebaut. Gefühlt kommt es mir trotzdem recht schwer vor, wahrscheinlich wegen der doppelten Stahlkanten und auch wegen den Verbindern. Abfahrtsbereit wiegt das Board 5200g (mit DynoHD Bindung), im Aufstieg kommen pro Ski 1950g (mit Fellen) auf die Waage.

Nun noch eine unschöne Nachricht: Bei meinem Testbrett sind die Löcher, in die die Pucks geschraubt werden, zu nah beieinander, sodass der Abstand der Pucks nicht der Länge der Slider bzw. Spark Bindungen entspricht und die Bindung 2mm Spiel hat (siehe Bild). Am bestem im Laden kurz den Abstand der Pucks messen, Sollwert bei Voile/Spark ist 19,4cm. Ich habe einen Abstandshalter an der Bindung befestigt - das funktioniert besser als erwartet. Ausserdem habe ich schon die canted custom pucks von Wildschnee daheim, damit ist das Problem bei meinem Brett gelöst. Salomon hat uns versichert, dass das einen Garantiefall darstellt und normalwerweise nicht vorkommt.

Materialtests
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Tester und testBedingungen

Ich gehe seit etwa 8 Jahren hauptsächlich Splitboard-Touren, meine ausschließlichen Pistentage pro Saison kann man wohl an einer Hand abzählen. Eigentlich besitze ich gar kein normales Snowboard mehr, sondern bin immer mit zwei oder jetzt vier Teilen unter den Füßen unterwegs. Pro Saison komme ich auf etwa 50-70 Tourentage, davon bis jetzt etwa 50 mit dem Salomon Premiere. Seit zwei Jahren gehe ich nurmehr mit Hardboots, diesen Test führe ich mit den Arcteryx Procline Schuhen, Dynafit Race 2.0 Aufstiegsbindung und Spark R&D DynoHD durch. Ich bin 180 cm groß, wiege um die 75 kg und benutze das Salomon Premiere in der Länge 159 cm.

Testbericht

Aufstieg
Keine Frage: zwei dünne Ski an den Füßen sind besser als die breiten Latten eines Zwei-Teilers. Ich habe auch das Gefühl, gegenüber den abfahrtsorientierten Freerideski eine bessere Aufstiegsperformance zu haben - das erste Mal für mich als Splitboarder. Ich finde die Skiteile ausreichend starr und empfinde kein übermäßiges Durchbiegen beim Spuren in weichem Schnee. Erstaunlich ist neben dem geringen Gewicht pro Fuß und dem verbesserten Kantenhalt auf hartem Firn vor allem die spürbar kleinere Reibung der schmalen Felle beim Nachziehen. Bergauf halten die Felle gewohnt gut, nur bei einer komplett vereisten Spur kam ich ins Rutschen (andere Skifahrer aber auch).

Nach einer Saison ohne Harscheisen sind sie nun endlich mal zum Einsatz gekommen. Die Montage geht einwandfrei ohne aus der Bindung zu
gehen (bei entsprechender Gelenkigkeit). Die Harscheisen greifen gewohnt gut. In wieweit sie mit Steighilfe funktionieren hab ich nicht probiert, aber gewöhnlich greifen die Eisen dann etwas weniger. Inwieweit die Aufstiegsperformance daran leidet, dass ein Softboot-Setup verwendet wird, kann ich auch nicht sagen, sollte aber immer noch besser als bei einem Zwei-Teiler sein. Da aber die Softboot Bindung sicher 4cm breiter als ein Aufstiegsski ist, wird die Bindung häufig im Schnee schleifen bzw. sogar im eisigen Steilgelände anstatt der eigentlichen Kante anstehen. Meiner Meinung nach ist das Salomon Premiere für Hartboot-Fahrer gemacht.

Umbau
Der Umbau gestaltet sich erstaunlich einfach und schleift sich mit der Zeit gut ein. Im Vergleich zum Zwei-Teiler ist der Umbau kaum aufwändiger und dauert auch nicht viel länger. Am Gipfel enteise ich erstmal die zwei Ski, dann nehme ich Bindung und Mittelteil vom Rucksack. Ich halte den rechten Ski in der rechten Hand und kann so einfach Dank der Plum WOM Hooks Mittelteil und linken Ski im Stehen und ohne Ablegen einhängen. Bindung drüber schieben, Nose und Tail clips schießen und auf den Kopf legen um bequem abzufellen - das ist meine Technik.

Abfahrt
Nun zum wichtigsten Punkt des Tests für viele. Warum nur für viele und nicht alle? In meinen Augen ist das Salomon Premiere ein ausgezeichnetes aufstiegsorientiertes Splitboard. Sprich, ich bin mit den Aufstiegsleistungen schon mehr als zufrieden. Nunja, runter muss jeder wieder und auch das macht viel Spaß mit dem Vier-Teiler. Überraschend fand ich, wie steif und reaktiv das Brett ist. Höhere Geschwindigkeiten meistert es ohne zu flattern, harten Schnee (auch Piste) ohne übermäßiges Verwinden, Tree-runs mit überraschender Wendigkeit und auf Pulverabfahrten verhilft der kleine Rocker und Setback zum Aufschwimmen. Abzüge gibt es auf ausgefahrenen Forstwegen, dort ist das steife Brett anstrengend zu fahren. Wäre es weicher, würde man am Ende des Tages einfach runter wobbeln, so verlangt es nochmal aktives Fahren der müden Beine. Nicht gefallen hat mir zudem, dass es keine canted pucks für die Bindung hat - in meinen Augen ein Muss auf einem solchen Brett, das für die Hartbooter designed wurde.

Trotzdem: Salomon hat einen wirklich feinen Vier-Teiler gebaut. Und die Wildschnee custom canted pucks können mit etwas Werkzeug und handwerklichem Geschick montiert werden.

Fazit

Das Salomon Premiere ist ein ausgesprochen aufstiegsorientiertes Splitboard für Hardboot Fahrer. Aber auch in der Abfahrt macht es einiges her und meistert tiefen Pulver in engen Waldabfahrten und Firnflanken mit spätwinterlichem Plattenpulver gut. Das Salomon Premiere ist ein wirklich feines Brett und hat mich persönlich von den Vorteilen eines 4-Teilers total überzeugt.

Vor- und Nachteile

+ Top im Aufstieg, gerade mit Hardboots bei hartem Schnee kommen die Vorteile zur Geltung

+ Gute Abfahrtseigenschaften

+ Fellanbringung

+- Nur mit Hardboots sinnvoll zu verwenden

+- Ich will kein 2-Teiler mehr

- Bindung und Mittelteil im bzw. am Rucksack im Aufstieg

- Abfahrtsgewicht im Vergleich zu anderen Splitboards recht hoch

- Nur Slider-basierte Bindungen (Spark Dyno, Plum mit Adapter), keine Phantom

- Keine Canted Pucks

Informationen

UVP: €1499,-
Flex:  Mittel
Form:  Directional mit Taper
Profil:  Cross Profile
Aufbau:  Carbonfaser
Kernart:  Balsaholzkern
Dämpfung:  ABS
Belagmaterial:  Gesinterte EG
Finish ab Werk:  Feines Steinfinish, All Mountain-Kantenschrägung
Größen: 159 und 165 cm Länge

Hier geht es zur Website von Salomon mit weiteren Informationen.

Das Board wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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