Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite

Sprachauswahl

PowderGuide durchsuchen

Equipment

Pinbindungen Teil 2: Blockieren und Verriegeln

Teil 2 der Artikelserie zu Pinbindungen

von Lukas Ruetz • 10.02.2016
Das „Blockieren" des Vorderbackens sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Manche blockieren eventuell eher unbedacht, andere denken mehr darüber nach - trotzdem stellt sich die Frage: Wann, warum und wie blockiert man „richtig"?

Das „Blockieren" des Vorderbackens sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Manche blockieren eventuell eher unbedacht, andere denken mehr darüber nach - trotzdem stellt sich die Frage: Wann, warum und wie blockiert man „richtig"? Das Heraufziehen des Hebels am Vorderbacken „blockiert" die gesamte Auslösung des Vorderbackens und damit auch die Lateralauslösung des Hinterbackens, nicht die Vertikalauslösung des Hinterbackens. Egal, wie oft man hört, dass die Bindung verriegelt ist und gar nicht mehr auslöst – der Schuh kann noch in der Ferse aus den Pins nach oben „heraushüpfen"! Bricht man in ein Loch (z.B. Hohlräume zwischen Alpenrosen oder Steinen) ein und stürzt mit dem Körpergewicht direkt nach vorne, wird man trotzdem aus dem Hinterteil rausfliegen. Die Bezeichnungen „Blockieren" und „Verriegeln" sind im Endeffekt irreführend, da sich bei extremer Krafteinwirkung der Vorderbacken genauso öffnen kann. Der ursprüngliche Sinn des Blockierens liegt im Aufstieg: Vor allem bei harter Schneeoberfläche muss man den Ski aufkanten und bringt damit an der Bergseite des Vorderbackens mehr Druck auf die Bindung als auf der Talseite, damit würde die Bindung aufspringen - man verliert den Ski und stürzt schlimmstenfalls ab. Die Kehrseite des „nicht bei jedem Schritt anzuhebenden Gewichts" der Pinbindungen liegt also unter anderem in der fehlenden (bzw. eigentlich stark erschwerten) Auslösung beim Aufstieg, vor allem in einer Lawine, da der Ski am Fuß bleibt. Eine Rahmenbindung hat dieses Problem nicht, die Auslösung funktioniert im Aufstiegsmodus gleich wie in der Abfahrt, der Ski/Walk Mechanismus hängt nicht mit dem Auslösemechanismus zusammen. Ein häufiger Fehler beim Verriegeln in der Bedienung einiger Modelle: Der Hebel wird im Aufstieg nicht blockiert, sondern nur nach oben gezogen - ohne Einrasten in zumindest die erste Stufe der Verriegelung. Hier zu sehen:


Nach dem ersten Klack: Bindung ist noch nicht für den Aufstieg blockiert! Nur der Hebel ist nach oben gerichtet. Erst nach dem zweiten Klack ist die Bindung in der ersten Stufe blockiert. Die weiteren Stufen dienen in erster Linie den verschiedenen, nicht exakt gleichen Abständen zwischen den beiden Löchern verschiedener Schuhhersteller (bei jeder Stufe wird der Abstand zwischen den Pins minimal enger) oder nach Abnützung (Kunststoff!) der ersten Blockierstufe.

Abfahrt

Das Verriegeln bei der Abfahrt ist bei keiner Pinbindungen vorgesehen. Beim Blockieren wird die wichtige laterale Auslösung verhindert und das Verletzungsrisiko bei einem Sturz steigt stark an. Vor allem bei älteren Semestern hört man allerdings bei Fehlauslösungen immer wieder: „Hab i vergessen zu verriegeln!"– solche Aussagen basieren zumindest manchmal auf Halbwissen über die Funktionsweise des ganzen Systems. Viele Fehlauslösungen bei Low Tech Bindungen geschehen aufgrund des „nicht-vollständig-Einrasten" der Zapfen am Vorderteil. Meistens hat man etwas Schnee, Eis oder Dreck in den vorderen Schuhinserts. Oder aber – und das ist der wesentlich häufigere Fall – unterhalb des Mittelstegs (wo die Stahlfedern platziert sind) befindet sich Schnee und der Steg kann nicht ganz nach unten schnappen. Hier gibt es einen ganz einfachen Trick, um den richtigen Sitz der vorderen Pins zu gewährleisten: Vor jeder Abfahrt blockiert man den Vorderbacken kurz und drückt den Hebel anschließend wieder nach unten in Abfahrtsposition – waren die Pins noch nicht sauber eingerastet (entweder durch Widerstand in den Schuhinserts oder unterhalb des Mittelstegs) sieht man bei genauer Betrachtung, wie die Pins minimal in die Löcher des Schuhs nachrücken oder noch etwas mehr Schnee unterhalb des Stegs herausgedrückt wird. Diese ein oder zwei Millimeter sind genau so viel um die richtige Funktionsweise zu gewährleisten. Trick #2: Unterhalb des Mittelstegs kann der Schnee vereisen und man kommt dadurch möglicherweise gar nicht mehr in die Bindung hinein. Dafür stellt man den Vorderbacken nach Aussteigen einfach sofort zurück in den Aufstiegsmodus (Hebel nach oben). Kommt man vom Gipfel zum Skidepot zurück, steht dem problemlosen Einsteigen nichts im Wege. Es gibt auch andere Arten von Fehlauslösungen, die je nach Fahrtsil mehr oder weniger häufig sind. Die Ursache ist der Vorderbacken der klassischen Pinbindungen. Der „Auslösewert" ist nicht einstellbar. Laut einer nicht-wissenschaftlichen Untersuchung auf Wildsnow.com schwankt die Kraft bei direktem Zug auf einen Arm des Vorderbackens zwischen 60 und 150 Newton um ihn zu öffnen. Es gibt also eklatante Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen und Herstellern. Für manche Fahrer (eher in der Unterzahl!) reicht der „Z-Wert" des Vorderbakcens je nach Modell schlicht nicht aus. Außerdem bräuchte der gleiche Fahrer auf Grund der geringeren Reibung zwischen Bindung/Schuh bei Pinbindungen tendenziell einen höheren Z-Wert, als bei Alpinbindungen. Das Hauptproblem liegt aber wohl in der mangelnden Elastizität des Vorderbackens. Wo eine Alpinbindung kleinere Schläge (=Bewegung des Schuhs) noch problemlos wegsteckt, geht die Pinbindung bereits auf.

Geschmackssache

Ich persönliche blockiere die Bindung bei genügend Schnee in der Abfahrt sporadisch. Ich weiß, dass ich dadurch ein höheres Verletzungsrisiko habe und mich die Ski womöglich in einer Lawine nach unten ziehen können. Der Hauptgrund ist die mögliche Skisucherei. Stopper sind mir im Gelände einfach zu unzuverlässig – ich habe schon zig mal den Ski gesucht, weil Stopper in Steilhängen bei hartem Harsch oder lässigem Pulver wenig bis gar nichts bringen und der Ski trotzdem davonfährt. Bei drei von vier Bindungsauslösungen ist mir trotz Stopper der Ski im Backcountry abgehauen, seitdem habe ich mich von ihnen verabschiedet. Von Fangriemen spricht man inzwischen natürlich nicht mehr. Im Frühwinter blockiere ich nie, die Trefferwahrscheinlichkeit der berühmten Sharks ist zu hoch oder das Einbrechen in Löcher passiert einfach zu oft. Für Steilabfahrten ist die Blockierfunktion eine Wohltat: Ein Skiverlust sollte bei wirklichen Steeps absolut nicht passieren. Bei den Jumpturns kommt unter Umständen – vor allem bei hartem Schnee - eine große, laterale Kraft beim Aufprall auf die Schneeoberfläche auf die Bindung, eine Auslösung ist aber absolut nicht erwünscht. Also: vorne zu, Lateralauslösung blockiert, Sicherheitsplus für Steeps. Dynafit hat hierzu die „Expedition" Bindung im Programm, bei der der Hinterbacken fix ist, also nicht rotieren kann. Die Bindung hat nur einen Auslöseweg: vertikal nach vorne.

Fazit

Grundsätzlich sollte eine Pinbindung nur im Aufstieg blockiert werden um die Ski nicht zu verlieren. Und zwar richtig blockiert. Die Verriegelung in der Abfahrt sollte wohl überlegt sein, verhindert sie doch praktisch die Lateralauslösung vollständig, eine Vertikalauslösung nur am Vorderbacken. Für Steilabfahrten wo ein Skiverlust definitiv ein größeres Problem (folglicher Absturz) als eine mögliche Lawinengefahr oder körperliche Schäden durch ein Nicht-Auslösen darstellt, ist die Blockierfunktion der Tech-Bindungen in der Abfahrt möglicherweise von Vorteil. Neuere Pinbindungen haben teils modifizierte Vorderbacken, die gegen Fehlauslösungen optimiert wurden. Diese, sowie spezielle Rennbindungen, werden in gesonderten Artikeln behandelt.

Ă„hnliche Artikel

Kommentare

Equipment
presented by