Mit dem Auslaufen des Patentes von Dynafit im Jahr 2012 ist auch das Monopol im Pinbindungs-Markt Geschichte. Dies führte nicht nur zu einem gewissen Boom, sondern auch zu zahlreichen Neuentwicklungen verschiedener Hersteller. Während einige Modelle sich nur im Detail von den Ur-Dynafits unterscheiden, sind andere deutlich weiterentwickelt worden. Obwohl die typischen Dynafits (und ihre zahlreichen Kopien) prinzipiell sehr gut funktionieren, haben sie, wie in den ersten Teilen unserer Artikelserie beschrieben, einige systembedingte Nachteile. So ist der Auslösewert nicht allzu exakt einzustellen und zudem in der Höhe meist begrenzt, was gerade für schwere Fahrer bei aggressiver Fahrweise problematisch ist. Außerdem ist die Elastizität der Bindungen recht gering, was zu Fehlauslösungen führen kann. Ähnliches gilt für den fehlenden Längenausgleich, der ein sauberes Auslösen bei durchgebogenem Ski verhindert. Die „Pin 2.0" Bindungen setzen hier an, bieten aber häufig auch einen erhöhten Bedienkomfort. Im Folgenden werden die aktuellen Modelle kurz vorgestellt.
G3 Ion
Die Ion von G3 ist im Prinzip eine klassische Pinbindung, verfügt zusätzlich aber über einen Längenausgleich der eine gleichbleibende Auslösung auch bei durchgebogenem Ski ermöglicht. Dies ist bei allen der Pin 2.0 Bindungen der Fall, die meisten folgenden verfügen aber noch über weitere Besonderheiten.
Dynafit Radical 2.0
Ă„hnlich wie die G3 Ion wurde auch bei der Radical 2.0 eine „klassische" Bindung um einen Anpressdruck zum Ausgleich der Skibiegung erweitert. Zusätzlich ist aber der Vorderbacken noch leicht drehbar gelagert, was die Elastizität erhöht und somit die Gefahr von Fehlauslösungen verringert. In diesem Video von Dynafit werden die VorzĂĽge des drehbaren Vorderbackens anschaulich dargestellt.Â
Dynafit Beast
Die Beast-Modelle von Dynafit sind die wohl freeridetauglichsten Pin-Bindungen. Ihr hoher maximaler Z-wert, die robuste Ausführung und die gute Elastizität erlauben auch spektakuläre Action. Der massive Hinterbacken, der auch eine Funktion zum Ausgleichen der Skibiegung mit sich bringt, hat allerdings auch Nachteile. Neben dem verhältnismäßig hohen Gewicht wäre vor allem das Fehlen eines flachen Gehmodus zu erwähnen. Da die Stopper von der Steighilfe blockiert werden, ist man zwangsweise mit selbiger unterwegs. Zusätzlich braucht man ein spezielles Insert an der Ferse des Schuhs, welches zwar leicht montiert ist, allerdings die Benutzung des Schuhs in Alpin- und Rahmenbindungen ebenso verhindert wie in der Marker Kingpin. Zudem ist das Umschalten vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus eine hakelige Angelegenheit. Beast 16: Die Beast 16 (hier geht es zu einem Gear of the Week) verfügt über den höchsten Z-Wert bei Pinbindungen und zudem über einen recht massiven, rotierenden Vorderbacken, der auch unabhängig vom Hinterbacken auslösen kann und somit zusätzlichen Schutz vor Verletzungen bietet.Beast 14: Die Beast 14 wurde schon ausführlich auf PowderGuide getestet. Sie hat den in geringem Ausmaß rotierenden Vorderbacken der Radical 2.0 und spart damit einiges an Gewicht gegenüber der Beast 16, bietet aber auch „nur" einen maximalen Z-Wert von 14.
Fritschi Vipec
Mit der Vipec (ebenfalls bereits auf PowderGuide getestet) setzt Fritschi auf Sicherheit. So ist eine Auslösung im Aufstieg genauso gewährleistet wie eine komplett einstellbare Auslösung. Die laterale Auslösung wird am Vorderbacken, die vertikale am nicht drehbaren Hinterbacken eingestellt. Natürlich verfügt auch die Vipec über einen Längenausgleich am Hinterbacken. Alles in allem bietet die Bindung auch eine sehr gute Abfahrtsperformance und wiegt nur wenig mehr als die Konkurrenz aus dem klassischen Lager.
Marker Kingpin
Mit Marker ist der erste "große" Bindungshersteller in den Markt für Pin-Bindungen eingestiegen. Dabei unterscheidet sich die Kingpin insofern von anderen Modellen, dass nur am Vorderbacken Pins verwendet werden. An der Ferse sitzt die Bindung ähnlich einer Alpinbindung am Skischuhrand. Obwohl der Hinterbacken dadurch auch optisch einer Alpinbindung gleicht, ähnelt er von der Funktion her eher den klassischen Pinbindungen: Sowohl der vertikale, als auch der laterale Auslösewert werden am Hinterbacken eingestellt und die laterale Auslösung wird durch ein Rotieren desselben erreicht. Kurztest der KingPin.
Trab TR2
Die TR2 von Trab greift ähnlich der Beast Modelle mit einem zusätzlichen Metallteil an die Schuhfersen, weshalb bei den meisten Tourenschuhen ein Umbau durch einen zertifizierten Händler notwendig ist (lediglich Scarpa bietet wenige Modelle speziell fĂĽr die TR2 an). Der laterale Auslösewert wird wie bei der Fritschi Vipec am Vorderbacken eingestellt, zudem verfĂĽgt die Bindung natĂĽrlich ebenfalls ĂĽber einen Längenausgleich. Â
Fazit
Die Pin 2.0 Modelle sind mittlerweile allesamt schon ein paar Saisons auf dem Markt und funktionieren zuverlässig. Die Vorteile gegenĂĽber dem klassichen Konzept liegen auf der Hand. FĂĽr nur ein wenig Mehr an Gewicht erhält man einen Ausgleich der Skibiegung und damit eine zuverlässigere Auslösung, eine höhere Elastizität - was Fehlauslösungen seltener macht - und teilweise Z-Werte im Bereich von alpinen Rennbindungen. Gespannt sind wir auf weitere Entwicklungen, schlieĂźlich hat sich zuletzt in wenigen Jahren bereits einiges getan und Entwickler bemĂĽhen sich weiterhin (siehe z.B. BAM). Vermutlich gehört den Pin 2.0 Bindungen zumindest auĂźerhalb des Ultralight Segments die Zukunft.Â