Die Schneebedingungen beim 4. Stopp der Freeride World Tour im kalifornischen Kirkwood, USA hatten es wirklich in sich. Brettharter Schnee am Einstieg, Powder-Reste in mancher Rinne und Sonnen- und Windharschkrusten in den unteren Hangbereichen verlangten den Fahrern technisch alles ab. Doch wie die Live-Kommentatoren schon bemerkten, bei 30 cm Pulver kann jeder einen Run gut und flüssig aussehen lassen. Solche Schneebedingungen wie gestern in Kirkwood verlangen fahrerisches Können, technische Klasse und nicht zuletzt den Grips, zu wissen wann und wie viel man sich zurück halten muss. Und all das haben die Fahrerinnen und Fahrer durch die Bank in allen Kategorien meist exzellent zu vereinen gewusst.
So waren insgesamt die Punktewertungen deutlich tiefer, als gewohnt und nicht überraschend waren auf den vorderen Rängen durchweg Athlethinnen oder Athlethen zu finden, die entweder solche Bedingungen von Haus aus gewohnt sind oder grundsätzlich mit sehr versatiler Fahrtechnik überzeugen können. Immer wieder waren jedoch auch Unsicherheiten, verschlagene Ski oder "Recovery"-Manöver laufbestimmend. Schade, dass letztere seit den Hot-Dogging-Tagen nicht mehr positiv bewertet werden. Doch auch einige Stürze waren zu sehen und diese waren teilweise spektakulär. So stürzte Willie "Rocket" Schneider nach einer Bodenwelle schwer und tomahawkte über ein Cliff in ein Couloir hinein und musste von der Bergrettung mit Verdacht auf eine Hüftverletzung geborgen werden. Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer blieben zum Glück von Verletzungen verschont.
Die Ergebnisse
Ski Damen
1. Jacklyn Paaso (USA)
2. Pia Nic Gundersen (NOR)
3. Ashley Maxfield (USA)
4. Crystal Wright (USA)
5. Nadine Wallner (AUT)
6. Lorraine Huber (AUT)
Ski Herren
1. Lars Chickering-Ayers (USA)
2. Julien Lopez (FRA)
3. Charlie Lyons (NZL)
4 Jérémie Heitz (SUI)
5. Kevin Gury (FRA)
...
13. Drew Tabke USA)
19. Matthias Haunholder (AUT)
21. Fabio Studer (AUT)
23. Samuel Anthamatten (SUI)
NS Basti Hannemann (GER), Stefan Hausl (AUT)
Snowboard Damen
1. Margot Rozies (FRA)
2. Elodie Mouthon (FRA)
3. Shannan Yates (USA)
Snowboard Herren
1. Ryland Bell (USA)
2. Sammy Luebke (USA)
3. Emilien Badoux (SUI)
4. Ludovic Guillot-Diat (FRA)
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6. Joel Rouge (SUI)
9. Flo Oerly (AUT)
Snowboard Damen – erkrankte Margot Rozies gewinnt
Los ging es pünktlich dem Zeitplan folgend am ersten möglichen Contesttag bei bestem Wetter mit den Snowboard Damen, die allesamt solide Leistungen bei den mehr als schwierigen Schneebedingungen zeigten. Deutlich war aber auch, dass alle Damen etwas Gas raus nahmen, um flüssig und kontrolliert unten anzukommen. Klar am besten gelang die Gratwanderung zwischen Fluss, Aggresivität und Kontrolle der Französin Margot Rozies (FRA), die sich im Ziel gedämpft euphorisch gab und auch direkt den Grund dafür lieferte: "Ich bin richtig krank, daher bin ich sehr gestoked, dass ich hier hoch gekommen bin, weil ich beinahe nicht aus dem Bett gekommen bin. Ich bin also wirklich gestoked! Auch, weil die Schneebedingungen so variabel waren." Mit diesem flüssigen, kontrollierten und durchaus sehenswerten Run siegt sie verdient, behält das goldene Leibchen weiterhin und baut ihre Führung in der Gesamtwertung weiter aus.
Auch die zweitplatzierte Elodie Mouthon (FRA) zeigte einen sehr soliden Run, mit dem sie sich nur knapp geschlagen geben musste. Dafür kann sie den zweiten FWT-Gesamtrang übernehmen und verdrängt Laura Dewey (USA) auf den Dritten. Hinter ihr platzierte sich Shannan Yates als dritte auf dem Podium.
Ski Damen – Favoritin Christine Hargin stürzt, Jackie Paaso gewinnt
Direkt im Anschluss and die Boarderinnen konnten die Ski-Damen davon profitieren, dass noch wenige Spuren in den weichen Sektionen des Hangs waren und schöne, flüssige Lines zeigen. Der einzige Sturz ging leider auf das Konto der Favoritin Christine Hargin (SWE), die in einem Drop-Runout stürzte, einen Ski verlor und dadurch leider auch die Führung in der Gesamtwertung. Diese konnte Nadine Wallner (AUT) mit einem kontrollierten, vorsichtigen aber flüssigen Run, der ihr Rang 5 in Kirkwood einbrachte, übernehmen.
Ashley Maxfield (USA) ging mehr Risiko ein, nahm direkt im oberen Teil einen ansehnlichen Drop und fuhr den Hang mit Speed zu Ende. Ein verdienter dritter Platz war das Resultat, dass sie ihrem in Kirkwood vor zwei Jahren verstorbenen, besten Freund widmete. Pia Nic Gundersen (NOR) zeigte ebenfalls eine aggressive, flĂĽssige Linie, wurde verdiente Zweite und schiebt sich auch auf den zweiten Gesamtrang vor. Squaw Valley local Jackie Paaso (USA) kennt solche Schneebedingungen bestens und konnte daher ihren Run durch technisch anspruchsvolles Terrain mit einigen mittelhohen SprĂĽngen sehr flĂĽssig umsetzen und landet verdient ganz oben auf dem Podium. "Ich hab mich entschieden, einen Gang runter zu schalten und intelligent zu fahren" sagte Paaso, "Es fĂĽhlt sich gut an. Nicht nur nicht zu stĂĽrzen, sondern ganz oben zu stehen ist grossartig."
Ski Herren – bunt gemischtes Klassement und schwieriges Judging
Das verspielte, jedoch unübersichtliche Gelände des Contest-Hanges in Kirkwood, sowie die schwierigen, anspruchsvollen Schneebedingungen sorgten schon vor dem Start der Ski Herren für Aufregung und es wurde erwartet, dass sich die Spreu vom Weizen trennen würde und vorsichtige Fahrweise vorherrschen würde. Nur der Neuseeländer Chalie Lyons sah es gelassen und meinte "Es ist wie ein guter Tag in Neuseeland. Ich glaube nicht, dass es die Fahrweise vieler Athleten ändern wird, wir könnten nur einige Stürze mehr sehen".
Und er sollte recht behalten, denn die meisten Herren namen das Face mit viel Speed in Angriff und schmissen sich trotzdem in hohe Airs, teilweise mit ansehnlichen Tricks. Dass dabei StĂĽrze, Absitzer und Unsicherheiten an der Tagesordnung waren, versteht sich von selbst. Das musst auch FWT-GesamtfĂĽhrender Drew Tabke (USA) erfahren, der eine sehr aggressive Linie mit viel Speed fuhr, aber zwei nicht einwandfreie Landungen jeweils nach 360-ern waren zuviel des Guten und so reichte es nur zu Platz 13. Die GesamtfĂĽhrung und damit das goldene Leibchen waren dadurch aber nicht in Gefahr.
Ziemlich früh im Wettbewerb fuhr Lars Chickering-Ayers (USA) als erster eine sehr technische Linie direkt durch den Contest-Hang mit viel Speed. Auch wenn die Flüssigkeit des Runs noch Potential nach oben hatte und ein leichter Hip-Check in einer Landung notwendig wurde, reichte es im Ziel doch zu einer ansehnlichen Wertung von 75.33 Punkten, und er durfte auf dem heißen (eigentlich eiskalten) Stuhl Platz nehmen. Und da blieb er lange. Denn obwohl einige Fahrer eine sehr ähnliche Linie wählten und andere sehr schnelle, flüssige und sichere Runs durch andere, weite Teile des Contest-Hangs zeigten, konnte überraschenderweise niemand diese Wertung am gestrigen Tag überbieten und somit steht der erste Tourstopp-Sieg für Lars Chickering-Ayers fest.
Dahinter platzierte sich Julien Lopez (FRA) mit einem flüssigen Run, der einige kreative Spünge und zum Schluss einen massiven Backflip enthielt und zum Schluss mit einem technisch anspruchsvollen und kreativem Double-Drop in einer Linie, die außer ihm keiner mehr wählte, abgerundet wurde. Dieser Run katapultierte ihn nicht nur verdient auf den zweiten Platz, sondern auch auf den dritten Gesamtrang in der FWT.
Charlie Lyons (NZL) setzte seine entspannte Einstellung vor dem Start bei "besten Neuseeland-Bedingungen" um, zeigte einen sehr schnellen, aggressiven Lauf mit einem fetten Drop im Mittelteil des Hanges und holte sich damit den dritten Platz.
Knapp dahinter und somit nicht mehr auf dem Podium platzierte sich Jérémie Heitz (SUI), der in typischer, tief gehockter Position mit enger Skiführung wieder mal nichts anderes als Vollgas kannte und eine ähnliche Linie wie Lars Chickening-Ayers wählte. Mit dieser Platzierung festigt er den zweiten Gesamtrang und schiebt sich wieder deutlich näher an Drew Tabke heran.
Snowboard Herren – schwierigste Bedingungen
So lansgam war der Hang ganz gut zerhackt und somit hatten die Snowboard Herren zum Schluss in Verbindung mit flacher werdendem Licht und käteren Temperaturen sicher die schwierigsten Bedingungen des Tages. Und am Ende eine dicke Überraschung.
Wild-Card Gewinner und Squaw Valley Local Ryland Bell (USA) überzeugte mit gleich drei 3ern in einem flüssigen Run die Judges und holt sich seinen ersten Sieg überhaupt. Wie stark die Fahrer und Fahrerinnen aus Squaw Valley bei diesen Bedingungen sind, stellte auch der zweitplatzierte Sammy Luebke (USA) unter Beweis, nachdem er mit einem stylischen Method Air in einen flüssigen, äusserst schnellen Run startete, der mit Airs nun wirklich nicht geizte. Als Dritter rundete Emilien Badoux (SUI) das Podium mit einem gesamthaft sehr überzeugenden Run mit vielen Style-Tricks, wie einem Rodeo 540 im unteren Teil des Hangs, ab.
Die Snowboarder ĂĽberzeugten damit ĂĽberraschend stark bei den wirklich schwierigen Schneebedingungen und auch harte Landungen hielten sie nicht von fetten Tricks ab.
Ausblick: 5. FWT Stopp in Fieberbrunn
Zum 5. Stopp geht's wieder zurück nach Europa. Ins Österreichische Fieberbrunn. Dort wird dann entgültig entschieden, wer das Ticket für das Finale in Verbier löst.