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Interviews

PowderPeople | Fabian Lentsch im Gespräch

The kids are alright

von Lea Hartl 19.10.2015
Das letzte PowderGuide-Interview mit Fabian Lentsch ist schon ein paar Jahre her und trug damals den Titel 'Der Junior'. Inzwischen ist Fabi, mittlerweile 22, als Pro in der Freeride Szene etabliert. Er fährt für den berühmtesten aller Actionsport-hypenden Brausehersteller, hat sich für die FreerideWorldtour qualifiziert und sie dann freiwillig hinter sich gelassen, ist in mehreren großen Filmproduktionen aufgetreten, mit Wohnmobil und Ski von Tirol nach Kirgistan gefahren, und hat mit dem Speedflyen angefangen. Bei einem Kaffe hat er uns von seinem FWT Ausstieg, seinem Umgang mit Risiko und Zukunftsplänen erzählt.

Das letzte PowderGuide Interview mit Fabian Lentsch ist schon ein paar Jahre her und trug damals den Titel 'Der Junior'. Inzwischen ist Fabi, mittlerweile 22, als Pro in der Freeride Szene etabliert. Er fährt für den berühmtesten aller Actionsport-hypenden Brausehersteller, hat sich für die FreerideWorldtour qualifiziert und sie dann freiwillig hinter sich gelassen, ist in mehreren großen Filmproduktionen aufgetreten, mit Wohnmobil und Ski von Tirol nach Kirgistan gefahren, und hat mit dem Speedflyen angefangen. Bei einem Kaffe hat er uns von seinem FWT Ausstieg, seinem Umgang mit Risiko und Zukunftsplänen erzählt.

PG: Hi Fabi, danke fürs Kommen. Womit sollen wir anfangen? Gibt es ein Thema über das du reden willst?

FL: Vielleicht mit dem FWT-Ausstieg? Da werde ich oft danach gefragt.

PG: Gut, was hat denn RedBull zu deinem FWT Ausstieg gesagt?

FL: Zuerst haben sie die Entscheidung nicht verstanden, aber ich habe es ihnen erklärt und schließlich haben sie es akzeptiert und gesagt, dass ich tun muss was ich für richtig halte. Generell waren die Sponsoren anfangs schon skeptisch, auch weil ich ja selber immer gesagt habe, dass ich unbedingt in die FWT will.

PG: Kurz vor deinem viel-beachteten Blogpost zu deiner Ausstiegsentscheidung gab es ja sogar diesen RedBull Film – Fabis Weg zur FWT...

FL: Die FWT war einfach lang mein großes Ziel. Nachdem ich die Entscheidung in meinem Blog erklärt habe, hat es RedBull sogar mehr oder weniger gefallen. Sie hatten mir davor schon gesagt, dass ich mich irgendwann mehr auf eine spezielle Sache konzentrieren soll. Ich bin ja lang Contests gefahren und war gleichzeitig Filmen. Mir ist das eh langsam zu viel geworden.

Ich bin irgendwann drauf gekommen, dass ich die Contests nur mitfahre, um den Leuten sagen zu können, schaut her, ich bin gut in der Worldtour, hier ist der Weltmeister Fabian Lentsch. Außerdem hat mir die Auswahl der Faces nicht gefallen. Das war in den Qualifiern schon so, aber ich dachte in der FWT wird es dann wohl möglich sein, was gescheites zu fahren.

PG: Endgültig ausgestiegen bist du nach Bekanntgabe des Ausweich-Faces in Andorra. In dem eigentlich unscheinbaren Face ist Sam Smoothy dann eine der spektakulärsten Lines der Contest-Saison gelungen. Muss man sich nicht einfach an die Bedingungen und das Gelände anpassen und sehen, was man daraus machen kann?

FL: Ja, klar. Ich hatte damals ziemlich die gleiche Line im Kopf. Was der Smoothy gemacht hat, war ein cooler Run, aber halt schon sehr ausgesetzt und es war alles, zumindest bei der Besichtigung, bockhart. Man hatte keine Ahnung ob es später überhaupt noch weich werden würde, musste die Line aber natürlich bereits zuvor auswählen. Das Problem bei dem Face war, dass du unbedingt solche Sachen einbauen musstest, also auf minimalem Raum Cliffs suchen. Sobald ich weiß, ich muss jetzt Turns zählen und überlegen wo sich noch ein Cliff ausgeht, ist das für mich nicht mehr cool. Man sammelt nur Features und alle machen das gleiche. Es muss einfach ein größeres Face sein. In Andorra war oben ein 100 Höhenmeter Steilhang und dann nichts mehr.

PG: Cliffs sammeln und nach Punkten fahren ist ja nicht ganz untypisch in Contests. Taugt dir das ganze Wettkampfprinzip nicht?

FL: Ein gescheites Face ist super, das Problem sind die kleinen Ausweichhänge. Wenn ich bei einem Face sofort sehe, dass ich da nicht fahren will, dann hat das für mich keinen Reiz mehr.

PG: In deinem Blogpost zum Ausstieg hast du starke Kritik an der FWT geübt, aber keine sonderlich konstruktiven Verbesserungsvorschläge gebracht. Drew Tabke hat damals in einem eigenen Blogpost die Facewahl der FWT verteidigt und deine für sein Empfinden arroganten Äußerungen kritisiert. Kannst du die Kritik verstehen?

FL: Er hat recht mit vielen Punkten, aber er hat sich nur darauf konzentriert, dass ich gesagt habe, dass die Faces nicht passen. Es war aber eine allgemeine Entscheidung aus verschiedenen Gründen. Ich wollte in dem eh schon langen Aufsatz nicht noch alles auflisten was man verbessern könnte. Es muss einfach mehr Flexibilität geben und das habe ich ja geschrieben.

In Fieberbrunn hat jeder gewusst, dass die Bedingungen schlecht sind. Die Organisatoren haben noch einige Zeit vor dem Contestwochenende gesagt, bitte verschiebt den Contest, wir haben zu wenig Schnee, das funktioniert nicht, wir können das wahrscheinlich nicht fahren. Dann hieß es, wir fahren jetzt trotzdem, obwohl das Face keine Grundlage hat. Ich habe gesagt, dass man das eigentlich nicht machen kann und sie meinten, ich könne ja den Frauenhang fahren, wenn es mir nicht passt. Was ist denn das für eine Aussage? Die Frauen hatten ein eigenes Face. Erst haben sie gesagt, wenn uns der Männerhang nicht recht ist, können wir ja das Frauenface fahren – so in die Richtung das wär ja der Oberscheiß – und dann hätten wir genau das doch machen sollen. 

Die ersten fünf Frauen hat es einfach runtergehauen und die Jackie (Paaso, Anm. d. Red.) ist schon alles gesprungen, was ich hätte springen können. Ich hätte nichts besseres machen können. Wenn die Frauen schon so gute Lines fahren, dass ein Mann nichts mehr besser machen kann, außer etwas schneller zu fahren, dann ist das für mich kein ernsthafter Contest mehr. Dass sie die Leute da runter gejagt haben, war eigentlich unverantwortlich. Da hat sich bei mir soviel Wut und Aufregung angesammelt, dass es dann in Andorra einfach aus war.

PG: Der FWT Stopp in Alaska hat ja nach langem Warten funktioniert. Man wartet so lang bis es passt und fährt dann ein cooles Face - wäre das ein Format, das dir gefallen würde?

FL: Ich würde von vornherein einen längeren Zeitraum und eine gewisse Region festlegen. In Alaska mussten sie das Zeitfenster verlängern und allein schon das Flüge Umbuchen war problematisch und sauteuer. Man könnte zum Beispiel sagen, man hält sich 3-4 Wochen in einer Gegend auf, etwa in Tirol, oder einer Region in Nordamerika, und in dem Zeitraum finden dort dann 2 oder 3 Contests statt. Dann kann man wirklich einen Bigmountain Contest machen.

PG: Meinst du nicht, dass das schwierig zu finanzieren wäre? 

FL: Ja, das ist nicht einfach. Besonders der Live Stream ist brutal teuer, aber darauf würde ich trotzdem nicht verzichten, das ist wichtig. Vielleicht kann man andere Sachen mit weniger Geld umsetzen, oder die Austragungsregion, zum Beispiel Tirol, steigt als Sponsor mit ein. Es kann einfach nicht sein, dass sie uns wo hin schicken, obwohl sie wissen, dass es scheiße ist und dann sagen, der Hang ist jetzt zwar schlecht, aber ihr müsst trotzdem fahren. Das könnte man mit flexiblerer Planung umgehen.

PG: Hattest du falsche Erwartungen an die Worldtour? Sie kommunizieren ja dieses Image von den besten Ridern, die die besten Faces fahren. Hast du das geglaubt? 

FL: Am Anfang in der Qualifier-Tour schon. Da war für mich klar, ich muss in die Worldtour – das hier ist zwar alles ganz nett, aber in der Worldtour kann man dann die coolen Hänge fahren. Das war meine Motivation. Als ich näher dran gekommen bin, habe ich schon gemerkt, dass das nicht so ist und man oft ausweichen muss. Irgendwann ist man aber so in dem Rad drin - man hat den Sponsoren gesagt, dass man unbedingt rein will – und man merkt gar nicht, dass man nicht mehr für sich selber fährt. Obwohl ich schon gern noch mal ein Statement gesetzt hätte, damit ich sagen kann, ich war bei den besten dabei.

PG: Ein Statement ist dir mit dem Run beim 4* Qualifier in Obergurgl sowieso gelungen. 

FL: Ja, es wäre halt ideal gewesen den Titel zu holen, oder unter die ersten Drei zu fahren, damit man es der Masse erklären kann. Wenn ich jemandem, der nicht Ski fährt, erklären muss, was ich tue, dann geht’s meistens um Wettkämpfe. Wenn ich sage, ich hatte einen coolen Filmpart, versteht er das nicht. Die Leute denken, ah, der ist irgendwo erster geworden, der ist gut. Jetzt fragen mich viele, ob ich überhaupt noch Ski fahre, sie hätten gehört ich wäre nicht mehr bei RedBull, und so weiter.

PG: Sind Contestgewinner die besten Skifahrer?

FL: Teils, teils. Das ist schon noch ein besseres Maß als ein Filmsegment. Ich will nicht sagen, dass es die besten sind. Das kann man ja eh nicht beurteilen - soll man das an der Höhe der Drops messen, oder an der Social Media Reichweite, oder der Geschwindigkeit? Aber wer bei der Worldtour vorn dabei ist, der ist schon gut, das kann man so sagen.

PG: Hättest du Interesse irgendwann wieder Contests zu fahren, wenn das Format passt?

FL: Ja, früher oder später. Ich war immer schon ein Wettkampftyp. Jetzt mache ich mal was anderes, so lang wie es mir Spaß macht, aber vielleicht sage ich in zwei Jahren, jetzt will ich mich mal wieder mit jemand messen.

PG: Meinst du die Contests sind mit der Zeit wichtiger geworden? Du bist ja quasi mit der FWT aufgewachsen, aber gab es vielleicht früher weniger Konkurrenz?

FL: Das stimmt schon. Man sieht jetzt kaum noch junge Freerider nachkommen, weil die Dichte an Fahrern so hoch ist, dass sich keiner mehr hervorheben kann. Mein Vorteil war immer, dass ich der jüngste war, so bin ich ein bisschen rausgestochen. Wenn ich zum Beispiel den Jochen (Mesle, Anm. d Red.) anschaue, der fährt um nichts schlechter als ich, aber für den ist es schwieriger sich einen Namen zu machen. Früher war das noch nicht so. Früher war auch das Internet nicht so wichtig.

PG: Kürzlich ist ein Helmkamera Video von dir auf Facebook millionenfach angeschaut worden – da haben sich die Sponsoren sicher gefreut?

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When I saw the first fresh snow on the mountains here in Austria I caught myself skiing pillows in my head :D :P #pillow #madness #winter #soon #enough

Posted by Fabian Lentsch on Sunday, 6 September 2015

FL: Ja schon, aber ich mache das nicht für die Sponsoren, sondern eher für mich selbst, damit ich mir andere Sachen aufbauen kann. Ich kriege nicht mehr bezahlt, wenn ich meine Reichweite auf Facebook verdopple. Ich kann nicht zu Scott gehen und sagen, ich will mehr Geld, weil ich jetzt mehr Follower habe.

PG: Machst du die ganzen Social Media Sachen gern, oder nervt es dich eher?

FL: Generell nervt mich das Internetzeug schon. Im Winter wird das wieder ein bisschen mehr, aber eigentlich schaue ich Facebook und Instagram schon lang nicht mehr durch, ich poste nur. Posten taugt mir, ich will die Leute dazu bewegen, raus zu gehen und draußen was cooles zu machen. Man muss das aber richtig aufziehen. Einmal habe ich mich dabei erwischt, wie ich Skifahren war und einen Hang rauf bin, und da hab ich mir gedacht, wenn jetzt kein gescheites Bild dabei raus kommt, dann habe ich das gar nicht gemacht.

Was heutzutage auf Social Media ist, das machst du und was nicht drauf ist, hast du nicht gemacht. Da kannst du das Matterhorn von ganz oben fahren und wenn es nirgends gepostet wird, hast du es nicht gemacht. Das ist schon schlimm, man kommt da gar nicht aus.

PG: Bei manchen Pros hat man den Eindruck, sie werden hauptsächlich wegen ihrer Instagram Follower gesponsert, nicht wegen ihren Skikünsten.

FL: Ja, da gibt’s viele. Ich habe mal so ein Programm ausprobiert wo man Hashtags einstellen kann und das Programm liked dann Bilder mit dem Hashtag. Die Leute meinen dann, da hat ein Pro mein Skibild geliked, und dann folgen sie dir. So kriegen manche Leute 40 000 Follower während sie schlafen. Ich wollte wissen, wie das funktioniert. Man kriegt wirklich leicht 50 Follower am Tag. Ich habe es dann gleich wieder ausgemacht, weil es das ja auch nicht sein kann. Das interessiert mich nicht. Ich habe jetzt 6000 Follower und andere haben 30 000 und sonst nichts erreicht.

PG: Hast du von den Sponsoren Vorgaben, wie oft du posten musst, oder wie viele Follower du erreichen sollst? 

FL: Nein nicht wirklich. In meinem Vertrag steht einfach, ich soll regelmäßige Postings machen. Was regelmäßig ist, kann man dann ja selbst definieren. Es taugt ihnen schon wenn ich präsent bin, aber bei meinen Sponsoren steht eher das Skifahren im Vordergrund. Die Firmen sollten generell mehr Wert auf den Sport legen.

PG: Der Firma bringt es aber nichts, wenn du super gut bist, aber das nicht kommunizierst und nicht als Werbeträger fungierst, oder?

FL: Mein Video hat jetzt 1.9 Millionen Views. Davon haben vielleicht 5000 Leute erkannt, welche Ski ich fahre und davon kaufen 20 den Ski, wenn überhaupt. Wenn du ein super Sportler bist und vielleicht nicht so auf Social Media unterwegs bist, aber dafür in der Szene bekannt bist und zum Beispiel durch die Innsbrucker Bars ziehst, dann hat das auch keine schlechtere Wirkung. Das ganze Internet ist ja eine Scheinwelt. Nur weil man mich da sieht und irgendwo ist ein kleines Scott Logo, kauft derjenige, der das liked, nicht gleich die Jacke. Das ist alles gut und schön und es bringt sicher was, aber ich finde das Internet wird überbewertet. 

PG: Mal angenommen man will keine Contests fahren und hat keine x-tausend Instagram Follower, was macht man dann um Ski-Pro zu werden?

FL: Das ist schwierig. Man muss mit speziellen Projekten aus der Masse rausstechen. Man muss kreativ sein! Wenn man sieht was der Candide einfach nur mit einer Helmkamera macht... in so eine Richtung kann man gehen.

Man sollte einfach das machen, was man will und nicht für irgendwelche Leute Contests fahren, wenn man nicht mag. Es gibt aber auch Contests, wo alles ein bisschen anders ist und es nicht nur um Punkte geht, das Kick the Vick zum Beispiel. Sowas kann man machen. 

Wenn man gar keine Contests fahren will, muss man eigentlich Filmen gehen. In die großen Filmproduktionen kommt man als No-Name nicht rein, also muss man eine Symbiose finden aus einem der gern filmt und einem der fährt, oder man filmt sich gegenseitig. So habe ich das früher auch gemacht. Ich hatte damals auch nur 500 Facebook Freunde und die Videos sind trotzdem die Runde gegangen. Man wird nicht von heute auf morgen Pro.

Klar geht’s bei mir jetzt um Kohle und ich verdiene was mit dem Skifahren und kann davon leben, aber das war nie das Ziel. Wenn man bei einer Bank anfängt, will man Karriere machen, weil man dann mehr Geld kriegt. Beim Skifahren ist das nicht so. Ich wollte nur Profi werden, weil ich dann jeden Tag Skifahren gehen kann und nicht in die Arbeit muss, oder in der Schule sitze.

PG: Apropos Schule, die hast du geschmissen, oder?

FL: Da muss man ein bisschen ausholen. Ich war früher Leichtathlet und wollte hier in Innsbruck in eine Leistungssportschule, wo ich ganz knapp nicht genommen wurde. Der Zweitwunsch war die Hotelschule, weil ich voll gern gekocht habe. Da musste ich jeden Tag Anzug und Krawatte tragen und die Haare durften nicht über die Ohren gehen. Ich hatte beschlossen, dass ich das durchziehe, aber mit der Zeit ist es mir immer schwerer gefallen. Ich war zwar gut in der Schule, aber ich bin da bei schönstem Wetter gehockt und habe irgendwas gemacht, was ich nicht wollte, nur damit ich dann einen Abschluss vorweisen kann. Dann ist das Skifahren dazu gekommen... Es waren schlussendlich verschiedene Faktoren.

Ich habe mir das lang überlegt und bin danach gleich in die Abendschule. Da war es dann aber wieder das gleiche, bis Dezember habe ich super Noten geschrieben, dann fingen die Contests an und ich habe Schularbeiten verpasst. Es war einfach sehr mühsam. Ich habe mich gefragt, für wen ich die Matura eigentlich mache. Ich hätte damit jetzt auch keinen besseren Job. Im Moment will ich nicht studieren, sondern mich voll aufs Skifahren konzentrieren. Falls sich das mal ändert, kann ich immer noch eine Studienberechtigungsprüfung machen, aber zur Zeit hätte es für mich keine Vorteile.

Ich bilde mich jetzt nebenbei viel weiter und habe grade angefangen Russisch zu lernen. Ich lese auch viel über Weltpolitik, besonders über den mittleren Osten, weil ich da schon war und wieder hin will und das verstehen möchte. Zusätzlich beschäftige ich mich jetzt recht intensiv mit der analogen Fotografie. Ich finde so geht viel mehr weiter als in der Schule, wo einem vorgeschrieben wird, was man machen muss. Ich habe da für mich einen guten Weg gefunden.

PG: Deine Eltern haben dich immer unterstützt?

FL: Die wollten schon, dass ich die Matura mache, aber mittlerweile sehen sie, dass ich es so auch zu was bringe. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal Geld mit dem Skifahren verdiene. Das ist ja gerade mehr oder weniger mein Job.

PG: Gibt’s einen Plan B? Vielleicht verletzt du dich ja mal. 

FL: Es gibt viele Pläne. Vielleicht ein Aussteigerdasein und irgendwo eine Hütte bauen, das würde mir gefallen. Oder so wie früher, 2 Monate irgendwas arbeiten, dann 2 Monate Reisen, oder eben ein Studium. Ich kann mit jedem Geld auskommen. Ich war früher glücklich mit 50 oder 100 Euro im Monat, ich bin immer irgendwie durchgekommen.

PG: Du hast auch bei deinen Eltern gewohnt und keine Miete gezahlt. 

FL: Ja das schon, das stimmt. Aber trotzdem mache ich mir da keine Sorgen. Ich könnte auch gut in einem Wohnmobil leben. Jetzt wo ich mehr Geld habe, habe ich auch nicht angefangen auf Trips in Hotels zu übernachten. Ich schlafe immer noch am liebstem draußen im Schlafsack. Alles nicht so tragisch, irgendwas findet man immer. Ich war noch nie ein Fan von der Idee ganz normal zu arbeiten. Fünf Tage die Woche und am Wochenende ein Hobby haben – das könnte ich nicht.

PG: Hat sich deine Einstellung zum Skifahren mit den Jahren irgendwie geändert, abgesehen von den Contests? 

FL: Im Grunde ist die Einstellung noch genau wie mit 14, es geht darum Sachen auszuprobieren, zu erkunden und Spaß zu haben. Bezüglich Risikomanagement lernt man schon viel dazu. Man hat ungute Situationen, aus denen man lernt.

PG: Zum Beispiel?

FL: Wir waren mal in Seefeld beim Shooten mit Whiteroom Productions, da habe ich ein ziemlich großes Brett losgetreten. Es ging in einen kleinen Kessel rein, das wäre echt ungünstig gewesen. Ich konnte grade noch rausfahren. Danach war ich eine Woche nicht Skifahren. Da hätte ich weg sein können, aber ich habe auch draus gelernt.

PG: Was denn?

FL: Damals war ich das erste Mal mit guten Fahrern unterwegs, als Rookie. An dem Tag habe ich einfach nicht viel überlegt. Ich habe mir gedacht, die machen das seit 15 Jahren, das wird schon passen und dann bin ich halt gefahren. Ich habe gelernt, dass man immer seine eigenen Entscheidungen treffen muss und sich nicht pushen lassen darf. Ich bin schon öfter umgedreht, auch wenn es um einen Film ging. Nein-Sagen zu können ist einfach wichtig, das ist ein Lernprozess.

PG: Ist Umdrehen und Nein-Sagen schwieriger, wenn eine Filmproduktion und Sponsorengelder dran hängen?

FL: Sponsorengelder spielen da keine Rolle. Wenn ich Filmen gehe, denke ich nie an einen Sponsor. Ich will für mich in dem Film gut fahren und mich selber pushen. Es ist schon etwas ungünstiger, wenn ein Filmer im Gegenhang ist, aber ich würde nicht sagen, dass mich sowas in meinen Entscheidungen stark beeinflusst hat. 

PG: In den Filmen sieht man meistens nur tolle Fahrer in geilem Powder und wenn sie ein Brett lostreten, sieht es cool aus. Deine Lawine in Seefeld ist ja auch in einem der Whiteroom Filme zu sehen. Hat man als Profi eine Verantwortung, auch die Gefahren zu kommunizieren?

FL: Man könnte mehr auf die Gefahren hinweisen, aber es ist nicht einfach das in Filmen aufzugreifen. Es ist schon wichtig, was man anderen Leuten vermittelt. Es gibt echt Leute, die kommen vom Berg und erzählen, „voll geil, ich habe eine Lawine ausgelöst und bin sogar noch mit gefahren, voll super.“ Sowas geht gar nicht. Wenn man Scheiße baut, sollte man schauen, dass andere davon lernen. Ich würde das nie so aufbauschen. Ich habe das mit dem Abgang auch kaum erzählt.

PG: Vielleicht wäre es gut wenn man sowas erzählen würde.

FL: Ja. Wenn mich jemand fragt, erzähl ich es immer, aber ich fange auch nicht von mir aus davon an.

PG: Macht man halt nicht gern.

FL: Nein, eben. Aber es gehört schon mehr geredet, gerade mit den jungen Leuten. Es wird aber auch viel gemacht mit Freeride Camps und Snow Safety Kursen. Ich glaube, bei uns wird das Thema schon einigermaßen vermittelt, außer in ein paar Alaska Segmenten. Alaska ist aber auch was anderes. Das kann man schwer in einem Film erklären, das verstehen die Leute nicht. Man hat da einen Guide und jeden Morgen Meetings, wo alles genau besprochen wird. Alles ist perfekt organisiert, auch die Rettung im Ernstfall. Das ist was ganz anderes, wie wenn man bei uns daheim ins Gelände fährt. Wenn mal was abgeht, gibt es fast immer einen super Auslauf und alle haben Airbags. Dann kann man schon mal sagen, naja, da ist jetzt halt was abgegangen. Das ist im hintersten Patagonien anders.

PG: Änderst du was an deiner Fahrweise, wenn du sehr abgelegen unterwegs bist und weißt, dass da kein Heli in der Nähe ist, der dich rettet?

FL: Da habe ich viel drüber nachgedacht und ich glaube, ich bin bisher nicht anders gefahren. Wenn ich im Flugzeug irgendwohin sitze, denke ich mir, scheiße, da kommt niemand, pass auf. Aber wenn ich dann oben stehe und ich weiß, ich habe das schon oft gemacht, ich kann das, dann denke ich nicht dran, dass da jetzt drei Tage keine Hilfe kommt. Sobald du anfängst zu zweifeln und dir überlegst, da könnt ich drüber fallen, dann fällst du genau da drüber. Ich habe mir vor kurzem ein paar der Lines aus Kirgistan angeschaut und mir gedacht, du Depp, wo bist du denn da runter? Aber es war genau so: Ich bin oben gestanden und habe gewusst, es passt. Wenn was passiert wäre, wären wir nicht 100%ig vorbereitet gewesen, das weiß ich. Ich möchte mich im Bereich Erste Hilfe und Outdoor Survival auf jeden Fall weiterbilden.

PG: Als ihr im Iran wart, hat sich jemand wehgetan, oder?

FL: Ja, der Roman (Rohrmoser, Anm. d. Red.) hat sich am Knie verletzt. Wir wussten nicht was es genau ist und haben ihn mit Schmerztabletten kaum ruhig gekriegt. Die Mulis konnten nicht bis zu uns rauf und er musste dann fast alles selbst raus gehen. Zuhause wurde festgestellt, dass die Kniescheibe gebrochen war. Wir hätten ihn schon auf einer Trage rausgekriegt, aber er hat sich gut genug gefühlt um zu gehen. Wir waren auch nicht so weit weg und hatten von der Behörde eine Genehmigung, dass eine Helibergung stattfinden kann. Das war nicht so tragisch, aber es war gut, dass nichts schlimmeres passiert ist.

Es ist schon alles ganz schön krass, aber man bereitet sich auf so Sachen so lange vor, dass man das im Kopf irgendwie abcheckt.

PG: Man akzeptiert halt das Risiko und macht es trotzdem, oder?

FL: Ja, man weiß, es kann was sein. Vielleicht fährt man doch ein bisschen anders wie neben dem Skigebiet. Schwieriges Thema. Und blöd laufen kann es immer. Bei der Nadine (Wallner, hat sich beim Filmen in Alaska letztes Jahr ein Bein gebrochen, Anm. d. Red.) zum Beispiel war die Bergung in Alaska schwierig und hat sehr lang gedauert. Es kann immer alles Mögliche passieren.

PG: Hast du dir mal ernsthaft wehgetan?

FL: Mal das Sprungelenk, aber nie was wildes, nur kleinere Pipifax-Verletzungen.

PG: Glück gehabt.

FL: Ja. Ich weiß auch nicht warum, ob das mit mir zu tun hat, oder nur Glück ist. So richtig gefährliche Situationen hatte ich nicht, bis auf die eine Lawine. Ich war schon meistens recht safe unterwegs.

Es kann schon durchaus sein, dass man was macht und dann war das das letzte Mal. Ich erwarte das nicht, aber wenn was passiert, dann passiert es halt. Man hat es nicht immer in der Hand. So wie der Lawinenabgang in Kappl bei der Worldtour. Das war am Vortag komplett safe. Das waren top-Leute, wenn die es nicht wissen konnten, dann kann man es eben nicht wissen. Wenn sowas irgendwo in Kasachstan passiert…. Das ist das Restrisiko, das dich immer begleitet, egal wo.

Ein Season Edit von Fabi:

PG: Gehen die Leute zunehmend höhere Risiken ein? Der Mittagskogel im Pitztal zum Beispiel wird inzwischen ja nach einem Schneefall sehr schnell gefahren. Vor ein paar Jahren musste man sich da nicht so beeilen.

FL: Ja, es ist schon brutal, weil die Skigebiete das auch pushen. Der Mittagskogel ist ja jetzt sogar eine Skiroute, da fährt jeder sofort. Und dann gibt es die Leute, die weiter weg vom Schnee wohnen, die wollen auch Freeriden, schauen Videos an und kaufen die Ski, die wir promoten…Freeriden ist eine Art Status Sache geworden.

Generell fahren die Leute sehr schnell irgendwo rein, wo eine Spur ist. Da habe ich schon viel erlebt. Wir fahren oft was, wo man springen muss, und dann fährt irgendwer hinterher, der es nicht im Griff hat und macht dich auch noch zur Sau, wo du denn da hinfährst.

Es sollte besser kommuniziert werden, dass man nicht über seine Verhältnisse fahren darf. Wir pushen das ganze ja auch, aber ich glaube die Athleten spielen eine kleinere Rolle, verglichen mit den Skigebieten. Die haben erkannt, dass es einen Markt gibt, und machen viel Werbung. Dafür, wie viele Leute inzwischen unterwegs sind, passiert immer noch relativ wenig.

PG: Du gehst viel Paragleiten und Speedflyen. Man sieht bei den Ski-Pros ja immer wieder die Entwicklung vom Skifahren, zum Speedflying, zum Basejumpen, zum Wingsuit. Geht es da um den nächsten Kick?

FL: Ich finde es geht nicht um den Kick, bei mir ist das hauptsächlich eine Sommerbeschäftigung. Mit Ski bin ich noch kaum geflogen. Für mich ist das Fliegen, auch das normale Paragleiten, zur Leidenschaft geworden, genau wie das Skifahren. Hike and Fly ist einfach cool. Basejumpen ist sicher auch eine mega Erfahrung. Wenn man ohne Hilfsmittel wo runterspringt und einen Fallschirm ziehen kann, das ist von der Theorie her einfach geil. Als Mensch kann man so viel machen! Man kann einen Fledermausanzug anziehen und durch Felsen durchfliegen! Man hat so viele Möglichkeiten, das ist cool. 

Ich habe ja den Fallschirmschein gemacht und es war das klare Ziel, dann Basejumpen zu gehen. Damals wollte ich ein Jahr lang so viel wie möglich springen und dann gleich mit dem Baseschirm los. Davon bin ich jetzt wieder weit weg. Ich habe momentan nicht genug Zeit, mich voll darauf zu konzentrieren und das sicher zu machen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es wirklich will. Vielleicht gehe ich mal Basen, vielleicht nie. Und wenn, dann genauso überlegt wie beim Skifahren.

Die Statistik der Unfälle beim Basen und Wingsuiten setzt sich zusammen aus sehr unerfahrenen Leuten, und den Erfahrenen, die sich zu sehr pushen. Es gibt viele, die das überlegt und nur für sich selbst machen. Die machen keine Bilder oder Videos davon, dann ist das Risiko gleich viel weniger hoch. Wenn ich damit anfangen würde, gäbe es schon ein paar Bilder, aber ich würde nicht so knapp wie möglich irgendwo hin fliegen oder sowas. Das habe ich beim Skifahren. Jeder andere Sport wäre mehr zum Spaß.

PG: Wäre das Skifahren vielleicht auch weniger riskant, wenn keine Kameras dabei wären?

FL: Nein, finde ich nicht. Meine wildesten Lines hat keiner gefilmt. Das hab ich nur gemacht, weil es mir taugt. Ich muss das ja alles nicht machen. Zuhause im Pitztal versuche ich immer, die schwierigsten Lines zu fahren, aber da war ich noch nie Filmen. Und in Revelstoke bin ich dreimal so einen blöden Pillowhang rauf, der gar nicht richtig fahrbar war und auch nicht gut ausgeschaut hat. Ich wollte das einfach machen.

PG: Was hast du diesen Winter vor?

FL: Ich hab einen LKW gekauft, ein altes Feuerwehrauto. Lange Story. Wir sind ja mal im Wohnmobil von Österreich nach Kirgistan gefahren. Das hat mir total getaugt. Im Winter ist das mit so einer Karre aber unmöglich. Wir bauen den alten Feuerwehrbus jetzt zum Expeditionsmobil um, damit will ich dann um die Welt düsen! Das ist viel Arbeit, macht aber Spaß. Wir haben den kompletten Motor auseinander gebaut. Jetzt kann ich den Schraubenschlüssel schon etwas besser halten. 

Der erste Trip geht Richtung mittlerer Osten und Kaukasus. Dort war ich schon und die Gegend hat Riesenpotential. Dann würde ich gern quer durch Russland fahren und über China und die Mongolei zurück, oder von Alaska nach Patagonien, oder so. 

Es soll so eine Art Invitational-Bus werden. Ich und ein Kamerateam sind immer dabei und jeweils für ein paar Wochen kommen wechselnde Athleten. Ich freue mich sehr darauf, bei den Trips Neues zu entdecken. Hier ist es ja egal in welches Tal man geht, irgendwer hat alles schon gemacht. Da unten bist du oft der einzige Skifahrer, der da je unterwegs war.

PG: Wo jetzt genau?

FL: Überall! Iran, Türkei, Georgien, Russland, da gibt’s noch viel. Es gibt da genauso viel Potential wie bei uns, aber kaum Locals, die das ausnutzen.

PG: Wie waren deine Erfahrungen im Iran, war das schwierig?

FL: Die Bürokratie ist kompliziert, aber ich habe noch nirgends freundlichere Leute getroffen, wirklich noch nirgends. Die laden dich sofort zu sich nach Hause ein. Grade jetzt mit der Flüchtlingskrise denke ich da oft dran. Da unten macht dir gleich mal jemand die Tür auf und sagt du kannst drei Tage bleiben und gibt dir was zu essen. Das rechne ich denen hoch an. Politisch ist es nicht so toll, die Frauen werden etwas unterdrückt, haben spezielle Kleidungsvorschriften und so weiter, aber da kriegt man nicht viel mit. In der Stadt ist es jedenfalls um einiges besser als am Land. 

PG: Sind für dich beim Reisen vor allem die Berge wichtig, oder interessierst du dich auch für Land und Leute?

FL: In der Hinsicht hat sich meine Einstellung zum Skifahren schon geändert. Ich sehe es jetzt nicht mehr als den reinen Sport, sondern viel allgemeiner. Sicher ist es toll, wenn man coole Lines findet, aber sich mit den Locals auszutauschen, etwas über ihre Lebenseinstellung zu erfahren und mit heim zu nehmen – das finde ich mega. Das ist mir teilweise wichtiger als alles andere. Wenn ich die Wahl habe zwischen perfekten Lines in Alaska und ein paar Wochen Hiken im iranischen Hinterland, bin ich zehnmal lieber im Iran.

Ich glaube wir können viel von denen lernen. Bei uns heißt es ja immer, dass die so rückschrittlich sind und mal demokratisch werden sollen, aber das ist ganz anders. Sicher ist nicht alles super, aber es gibt dort zum Beispiel kaum europäische oder amerikanische Produkte zu kaufen, da ist alles lokal.

PG: Vielleicht hätten sie die Produkte gern, aber sie kriegen sie nicht, wegen der internationalen Sanktionen.

FL: Naja, ich glaube die sind einfach nicht so kapitalistisch. Ich glaube nicht, dass sie anfangen Pringels zu importieren bzw. dann zu kaufen, wenn sich das Land mehr öffnet. Es gibt dort überall tolle lokale Märkte, das sieht man bei uns so nicht mehr.

Als ich in Alaska war, habe ich mal 50 Minuten Fox News geschaut und da hängts dir ja den Schädel aus. Da wird der Iran niedergemacht, aber gleichzeitig arbeiten sie engstens mit Saudi Arabien zusammen, wo alles noch viel schlimmer ist. Da dürfen Frauen ja nicht mal Autofahren. Von sowas ist der Iran weit weg. Außerdem ist der Iran ja noch das einzige stabile Land in dieser Gegend. Ob das damit zu tun hat, dass es auch das einzige Land ist, das es den Amerikanern beziehungsweise dem Westen schwer gemacht hat ihre Bodenschätze auszurauben und Pipelines zu bauen, sei mal dahin gestellt..

Mir taugt es echt, ein bisschen in die Welt da einzutauchen. Ich sage nicht, dass wir so leben sollten wie im Iran oder in Russland oder sonst wo, aber das mal gesehen zu haben, öffnet einem die Augen. Mich hat das schon verändert, da durch zu fahren. Davor habe ich auch gedacht, dass der Westen alles richtig macht… Man darf nicht vergessen, dass wir alle nur Menschen sind. Man sollte sich nicht so auf die Unterschiede konzentrieren, sondern mehr auf die Gemeinsamkeiten.

PG: Mit der Flüchtlingskrise kommt da ja jetzt einiges zum Vorschein.

FL: Ja, aber man kann auch nicht von Leuten verlangen, dass sie das alles verstehen und gutheißen. Wenn du noch nie aus Österreich raus warst, dann checkst du da einfach nichts. Vor 8 Jahren war das bei mir genau gleich. Da hatte ich noch nicht viel von der Welt gesehen und dachte, das kann ja nicht funktionieren wenn so viele Asylanten hier her kommen, die sollen da drüben bleiben. Aber dann merkt man, dass es denen die zu uns wollen ja scheiße geht. Und wir sind reich, in vielen Fällen sogar genau wegen diesen Ländern, warum sollten wir sie also nicht aufnehmen? Da kommt wieder das menschliche ins Spiel. Sobald man meint, dass ein anderes Menschenleben weniger wert ist, wie das eigene, hat man schon verloren. Da stimmt dann was nicht.

Damals bei der ersten Reise haben wir einfach gesagt, wir fahren jetzt von Tirol nach Kirgistan. Meine Oma wollte mir noch ein Russisch Wörterbuch mitgeben. Ich dachte, wir fahren ja nur ein paar Tage durch Russland! Dann habe ich gemerkt, dass auf dem Weg lauter ehemalige UDSSR Staaten sind und man da überall Russisch reden muss. Ich habe das Wörterbuch daheim gelassen. Wir waren wirklich sehr schlecht vorbereitet aber ich denke das hat auch sehr oft seine Vorteile. Ich war immer schon ein Fan davon einfach mal ins Ungewisse loszustürmen.

Wenn man mal anfängt, sich über die Politik da zu informieren, ist das total spannend. Jetzt weiß ich ein bisschen mehr über die ganzen Hintergründe und möchte nochmal hin. 

PG: Wird bestimmt eine spannende Reise. 

FL: Ja, ich möchte damit auch die Leute motivieren, das zu tun, was sie tun wollen. Viele sagen ja, sowas geht nicht, da muss ich jetzt erst mal zehn Jahre sparen und dann mache ich vielleicht eine Weltreise. Ich habe früher auch keinen Cent von irgendeiner Firma gekriegt. Ich habe meine zwei Paar Ski verkauft und bin davon irgendwie nach Neusseeland, wo ich von Reis und Nudeln gelebt habe. Sobald man was macht, was man nicht machen will, ist das für mich nicht der Sinn des Lebens.

Wenn du gern der beste Banker der Welt sein willst, ist das auch cool, aber man sollte es nicht nur wegen der Kohle machen. Heutzutage bezahlt man nicht mehr mit Geld, sondern mit Zeit. Je mehr Geld du verdienst, desto mehr Zeit steckst du in die Arbeit. Und dann musst du dein Geld für einen Wellnessurlaub ausgeben, weil du es sonst alles nicht packst. Das ist ein Teufelskreis von dem ich weg kommen will. Deswegen taugt es mir, wenn ich eine gewisse Reichweite habe, und den Leuten das ein bisschen vermitteln kann.

PG: Du willst also einen alternativen, unkonventionellen Lebensstil vorleben.

FL: Ja. Ich überlege mir aber auch, wie das mit den Sponsoren vereinbar ist. Ich dachte immer, wenn ich jetzt zum Beispiel einen Autosponsor hätte, dann sage ich ja eigentlich den Leuten, dass sie das Geld nicht so wichtig nehmen sollen, aber es wäre schon gut, wenn sie ein teures Auto kaufen. Mit den (RedBull, Anm. d. Red.) Dosen ist das auch so, man soll ja auch nicht 10 am Tag trinken. 

Andererseits gibt man einer Marke als Athlet ja aber nur ein gewisses Image und beeinflusst den Käufer bei der Wahl eines Produktes, das er ohnehin kaufen will und nicht bei seiner materiellen Gier. Ich stehe einfach zu den Produkten, die ich vertrete und wenn sich jetzt zum Beispiel jemand wegen mir zwischen zwei Marken schlussendlich für einen Scott Ski, die Red Bull Dose oder das Auto entscheidet, dann ist das doch perfekt. Ich vermittle demjenigen aber nicht, dass er einen Kredit aufnehmen muss, da es wichtig ist diesen Ski oder das Auto zu fahren. Ich glaube man kann trotzdem als Pro die eigene Reichweite nutzen, um den Leuten was Positives zu vermitteln. Und ohne Sponsoren wäre es ja schließlich schwierig ein professioneller Athlet zu sein und man hätte auch keine Reichweite.

PG: Wie ist deine Einstellung zum Helifliegen?

FL: Wenn es für ein großes Projekt ist, gern. Aber in Alaska hat es mir nicht ganz so getaugt wie erwartet. Ich meine, es war schon fett mit dem Heli herum zu gurken und diese Spinewalls zu fahren, aber man musste ständig mit den anderen Crews um das Terrain kämpfen, da es circa fünf Hauptzones gibt wo jeder hinwill. Das heißt man steht um 5 Uhr morgens am Helipad und schaut, dass sich der eigene Rotor als erster dreht sobald man eine Starterlaubnis bekommt.

Außerdem habe ich mir die Faces ein bisschen größer vorgestellt und war dann ganz überrascht, dass die nur in den Filmen so riesig wirken. Und die Downdays sind auch sehr mühsam. Man liegt erst 10 Tage auf der Couch bei schlechtem Wetter und dann steht man plötzlich auf einem monster-steilen Ding. Das ist schon eigenartig. Zum Footage sammeln ist es perfekt, aber ich bin da nicht jeden Tag meine besten Lines gefahren. Generell taugt mir das Hiken mehr, da bleiben die Lines auch besser in Erinnerung. Ich denke, dass da Maß und Ziel gefragt ist. Ich freu mich bestimmt wieder mal einen Helitrip machen zu dürfen, aber ich würde auch nicht die ganze Saison im Hubschrauber verbringen wollen.

PG: Was waren deine besten Lines, wenn sie nicht in Alaska waren?

FL: Am besten in Erinnerung habe ich die Mt. Cook Gegend in Neuseeland. Da hatten wir für Neuseeland ganz eigenartig gute Bedingungen. Wir sind mit dem Flieger rein geflogen und haben dann gezeltet. In der Früh bin ich irgendwo rauf, wo vielleicht noch keiner oben war. Das war toll.

PG: Danke für das Gespräch und bis zum nächsten Mal. 

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