Niko Burger: Hast du für dich Methoden und Strategien für die mentale Vorbereitung entwickelt?
Lena Kohler: Safe! Letztes Jahr habe ich mit einem Freund gearbeitet, der im Bereich Sportpsychologie und Mentalcoaching tätig ist. Ich habe kein festes Ritual, das ich jedes Mal anwende, aber ein paar Dinge helfen mir besonders: Mich zurückziehen, ruhig atmen und mir bewusst machen, was ich kann. Oft schaue ich mir Videos von Schlüsselmomenten meiner Runs an, um das richtige Gefühl wieder abzurufen.
Wenn negative Gedanken kommen, lasse ich sie kurz zu und schiebe sie dann bewusst weg. Ich konzentriere mich darauf, was mir Spaß macht – nicht auf den Druck, performen zu müssen. Am Ende ist es einfach Skifahren, egal ob im Wettkampf oder beim Freeriden.
Nervosität gehört dazu, aber sobald ich im Startgate stehe, ist sie weg. Dann bin ich voll im Moment, weiß genau, wo ich lang muss, was mein erster Hit ist und dann geht’s einfach los.
Merlyn Binder: Wir kommen jetzt zum Event in Val Thorens: Aufgrund von unklaren Schnee und Wetterverhältnissen wurden beim Riders Meeting am Samstagabend zwei mögliche Faces in Betracht gezogen. Auch die Frage, an welchem Tag das Event stattfinden soll, war bis heute nicht geklärt, da die Sicherheit bei den Contests höchste Priorität hat. Wie findest du, dass statt des sehr ausgesetzten Cime Caron Faces, Lac Noir ausgewählt wurde?
Lena Kohler: Dass statt des steilen und felsdurchsetzten Cime de Caron-Faces nun das Lac Noir-Face gewählt wurde, finde ich deutlich besser. Das ursprüngliche Gelände ist zwar an sich spannend zu fahren, aber mit den aktuellen Schneeverhältnissen in Verbindung mit dem starken Wind wäre es keine gute Wahl für einen Contest gewesen. Unter besseren Bedingungen kann es sicher ein großartiges Wettkampf-Face sein, aber momentan passt es einfach nicht.
Das neue Gelände ist im Moment definitiv besser geeignet. Beim ursprünglichen Face kommt Cliff, Cliff, Cliff, sehr dicht nacheinander, wodurch es eher eng und technisch anspruchsvoll ist. Bei der derzeitigen Schneelage bevorzuge ich es, wenn das Gelände etwas offener ist und mehr flüssige, verspielte Lines ermöglicht.
Timm Schröder: Ich wusste schon vor ein paar Tagen, dass die Wahl auf dieses Face fallen wird. Bei so starkem Wind und dem extrem steilen Gelände war es einfach zu riskant – sobald jemand in den eingepressten Triebschnee fährt, könnte alles ins Rutschen geraten. Da war das etwas flachere Face die wahrscheinlichere Wahl.
Ich habe mir trotzdem beide Optionen angesehen, man muss ja auf alles vorbereitet sein. Ich bin mit der Wahl zufrieden, auch wenn ich das Cime Caron Face ebenfalls spannend gefunden hätte, vorausgesetzt, die Conditions wären gut gewesen. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Ansätze. Ich finde es voll geil, so was richtig steiles - Triples hintereinander ohne Tricks und einfach nur Vollgas schauen, dass man nicht auf die Steine fliegt. Aber ich mag auch Faces, die mehr Raum für Tricks bieten, wie das Lac Noir. Das fühlt sich eher wie ein Playground an, und darauf freue ich mich.