Dieser Ansatz wurde Anfangs sehr skeptisch gesehen, denn neben dem Gewicht und die durch die Kälte befürchtete geringe Akkulaufzeit gab auch einige technische Probleme. Arcteryx hatte bereits früh versucht, mit dem Voltair System einen elektronischen Airbag auf den Markt zu bringen, jedoch kam dieser zumindest auf dem europäischen Markt nie an. Viele der anfänglichen Hürden wurden inzwischen behoben, aber trotzdem nutzt die Mehrzahl der Airbagsysteme nach wie vor Kartuschen. Die beiden Hersteller Ortovox und Arcteryx sind jedoch nach wie vor von dem Konzept eines elektronischen Airbagsystems überzeugt, dass zweifelslos zahlreiche Vorteile gegenüber einem klassischen Kartuschensystem besitzt. Der Airbag ein mehfach gezündet werden, ohne dass man zuerst eine neue Kartusche kaufen und einbauen muss.
Mit dem LiTRIC System haben sich die zwei bekannten Airbag- und Rucksackhersteller zusammengetan, um ihr Know-How zu vereinen. Herausgekommen ist dabei ein durch eine Lithium-Ionen-Batterie und Superkondensatoren betriebenes und mit knapp 1100gramm leichtes Airbagsystem. Wir konnten uns bereits einen ersten Eindruck verschaffen, den wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.
Kurztest | LiTRIC System
Das Airbag System von Ortovox und Arcteryx im Kurztest
Wie von Ortovox gewohnt, gibt es die Rucksäcke in großartigen, knalligen Farben. Sofort fällt auf, dass der Auslösegriff nicht mehr mittels Reißverschlusses verpackt / gesichert werden kann. Dieser ist nun immer sichtbar am Träger und dadurch schnell einsatzbereit. Durch einen drehbaren Lock-Mechanismus wird der Airbag gesichert. Das Entsichern soll schnell und mit einer Hand funktionieren. Ebenfalls neu ist, dass es eine Bauchschnalle aus Plastik gibt. Durch eine neu gestaltete Beinschlaufe, die bei den Ortovox Modellen mit einem Karabiner verschlossen wird und bis in den Rucksack hinein vernäht ist, ist es nun möglich, eine klassische Plastikschnalle zu verwenden und nicht wie bei den meisten Airbagrucksäcken eine Metalschnalle. Ein weiterer Vorteil dieses Airbag Systems ist zudem, dass es keine Restriktionen mehr beim Fliegen gibt. Die Lithium Batterie ist sehr klein und bei den Superkondensatoren handelt es sich um passive Spieler, so dass ohne lästigen Papierkram damit geflogen werden kann. Die Laufzeit des Akkus beträgt dennoch ca. 60 Std und ist damit auch für eine mehrtägige Skitour geeignet. Der Akku lässt sich mittels USB-C laden, zum Beispiel auch mit einer kleinen Powerbank. Ortovox und Arcteryx garantieren zwei Auslösungen mit einem vollen Akku. Wichtig ist zu wissen, dass man nach einer Auslösung ca. 15-20 Minuten warten muss, damit die Superkondensatoren wieder aufgeladen werden, bevor mit einer zweiten Auslösung begonnen werden kann.
Durch das Zip-System ist es möglich, den Rucksack schnell anzupassen. Egal ob mehrtägige Skitour oder für einen Freeridetag, für jeden Geschmack ist gesorgt. Die Backplate gibt es bei Ortovox in zwei Varianten (Freeride & Tour). Diese unterscheiden sich in ihrem Rücken- und Tragesystem. Beide Varianten gibt es in zwei verschiedenen Rückenlängen.
Praxis
Auf einer kleinen Tour konnte ich das Modell Tour 30L für einige Stunden testen. Schon beim Einpacken fällt einem auf, dass der Rucksack im Vergleich zu anderen Airbag Modellen viel Platz hat. Allerdings muss man etwas anders Packen. Aufgrund des Zip-Systems muss der Rucksack von vorne geöffnet werden und kann nicht durch den Rücken geöffnet werden. Der Rucksack kann jedoch vollständig aufgeklappt werden. Kamera, Hardshell- und Primaloft Jacke, Felle, Harscheisen, sowie eine Flasche Wasser, ein paar Riegel und die notwendige Sicherheitsausrüstung ließen sich ohne größere Probleme verstauen. Der Rucksack fühlte sich sehr angenehm an obwohl er ziemlich voll war. Bei den meisten Modellen mit Metalschnalle lockert sich diese bei mir nach einiger Zeit, weshalb ich persönlich eine klassische Plastikschnalle am Bauchgurt bevorzuge. Dieser Eindruck wurde diesmal auch definitiv wieder bestätigt, denn hier lockerte sich auch nach 3 Stunden noch nichts. Und das trotz mehrmaligem An- und Ablegen des Rucksacks! Letzteres gelang dank des Karabiners in der Beinschlaufe mühelos. Ebenfalls sehr gut funktionierte der Lockmechanismuses des Airbag Systems: dieses ließ sich mühelos mit einer Hand bedienen. Nach dem Zünden des Airbags bläst sich dieser in wenigen Sekunden auf und bläst noch zwei Mal nach. Im Gegensatz zur Konkurrenz lässt er jedoch nicht die Luft nach einigen Minuten ab. Das anschließende Verpacken ist kinderleicht. Dank eines mitgelieferten Stifts, der in das Airbag System hinein geschoben wird und dafür sorgt, dass die Luft entweichen kann, hat man beide Hände zum Arbeiten frei. Anschließend kann man den Airbag wieder hineinstopfen. Es ist kein mühevolles Falten des Airbags notwendig.
Fazit
Der erste Eindruck zum LiTRIC Airbagsystem ist sehr vielversprechend. Es scheint als wäre es Ortovox und Arcteryx wirklich gelungen, ein leichtes, sehr gut durchdachtes elektronisches Airbag System auf den Markt zu bringen. Ob der Rucksack und das Zip-System sowie der Akku auch wirklich mehrtägige intensive Belastungen aushalten, und das auch langfristig, wird sich zeigen. Kleines Manko: Zumindest beim Ortovox Modell ist es nicht möglich, den Auslösemechanismus auf die andere Seite umzubauen.
Das System ist ab Herbst 2022 im Fachhandel zu erwerben und soll einen Preis von ab 1.100 € UVP haben.
Details:
Gewicht: LiTRIC System wiegt nur 1080g Ladezeit: ca. 3 Stunden Laufzeit: ca. 60 Stunden wenn voll geladen Garantierte Auslöung: 2 Auslösungen Ladestecker: USB-C Airbagvolumen: 150l
Zulässige Betriebstemperatur: -30 bis 45 Grad Celsius
Modelle Ortovox:
Avabag LiTRIC Freeride
Größen: 18L / 28L bzw. 16L / 26L (je nach Rückenlänge)
Avabag LiTRIC Tour
Größen: 30L / 40L bzw. 28L / 36L (je nach Rückenlänge)
Avabag LiTRIC Zero
Größe: 27L (Ultralight Variante)
Modelle Arc'teryx:
Größen: 16L, 32L und 42L
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