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Materialtests

Langzeittest | Jones Hovercraft

Das Luftkissenfahrzeug...

von Anselm Köhler 23.11.2016
Übersetzt man das Wort „Hovercraft" mit einem Übersetzungsprogramm, erhält man als Übersetzungsvorschläge Luftkissenfahrzeug, Aerogleiter, Bodeneffektfluggerät und Ähnliches. Auf jeden Fall einen Begriff, der mit Auftrieb und Schweben kurz vor dem Fliegen zu tun hat. Das Jones Hovercraft hält was der Name verspricht: Es ist durch keinen Powder der Welt unterzukriegen.

Das Hovercraft von Jones Snowboards ist ein directional rocker Board. Jones selber versteht darunter ein Hybrid rocker/camber Profil: Viel Tiprocker, Camber zwischen den Bindungen und etwas Tailrocker. Es hat eine lange "Blunt Nose"(Nosedesign mit maximierter Oberfläche) und ein kurzes Swallow Tail. Die Nose ist mit nur 1.1cm taper nicht so ausgeprägt wie bei anderen reinen Powderboards (z. B. 3cm beim Fish), auch der Setback ist nicht übertrieben mit 2.9cm.

Die Mittelbreite ist mit 26cm recht breit, sodass auch größere Füße Platz haben. Als Split ist es mit einem Voile Lochstich und Karakoram Clips ausgestattet. Jones bietet eigene Felle mit Quick Tension Tailclip.

Testbedingungen

Ich habe das Hovercraft in Größe 156cm mit den universal Fellen getestet. In der Wintersaison 15/16 bin ich nahezu ausschließlich ge-"Hovercraft"-et um das Brett bei möglichst vielen Bedingungen zu erfahren. Insgesamt waren wir rund 40 Tage auf Tour und 5 Tage auf der Piste unterwegs. Zum Ende der Saison habe ich wieder zu einem Camberboard gewechselt. Ich hab das Hovercraft extra in der mittleren Größe gewählt, jedoch ist es für mich mit einem Fahrgewicht von etwa 80kg inklusive Ausrüstung im Grenzbereich. Auf einer Mehrtagestour mit sehr viel Gepäck ist es kaum mehr aus dem Schnee und durch die Windkrusten gekommen. Die Bedingungen waren allerdings teilweise wirklich bescheiden.

Fahreigenschaften

Powder: Das Brett hat einen super Auftrieb, ohne große Rückenlage bleibt die Nose oben und das hintere Bein läuft entsprechend weniger zu. Bedingt durch das kurze Tail können Kurven durch "rühren" mit dem hinteren Fuß gefahren werden. Das Brett überzeugt in voller Linie im fluffigen Schnee. Da ich eher selten Bigturns mit Highspeed fahre, kann ich das Verhalten nicht bewerten (Jones selber gibt für das Brett an: "bedingt-geeignet für Speed Demons").

Steil und eng: Neben Powder sind enge und steile Abfahrten das Terrain, in dem das Brett seine Stärken ausspielen kann. Zum einen können Kurven über die Nose gehoben werden: Belastung nach vorn, Tail lupfen, drehen. Zudem kann die Kante direkt über das Tail gewechselt werden, so kann nahezu auf der Stelle um 180° gewendet werden.

Harter Schnee: Der Kantenhalt ist auf hartem Schnee geringer als mit einem klassischen Camber-Brett. Die lange Nose tendiert zum Flattern, gecarvte Schwünge gehen nur limitiert. Der Halt kommt vor allem von dem steiferen Tail und dem Camber zwischen den Bindungen. Ein Großteil der Belastung liegt auf dem hinten Fuß und die Balance zu finden ist gewöhnungsbedürftig. Wenn Windgangeln und Sastrugi auf der Schneeoberfläche hinzukommen, hilft aber die weiche und flexible Nose, um ein Verschneiden zu verhindern. Im typischen Touren/Freeride Gelände macht sich das Hovercraft sehr gut, fürs Skigebiet und bei Frühjahrsverhältnissen gibt es bessere Boards.

Traversen: Lange Traversen sind anstrengend, da wiederum das hintere Beim die Spannung hält um Höhe zu halten. Es ist praktisch nicht möglich auf Switch zu wechseln.

Aufstieg/Skiabfahrt: Das Brett kann mit gutem Gewissen kurz gefahren werden, es muss nicht immer der 2m Tanker sein. Das hat zum Vorteil, dass es leicht am Fuß ist und Spitzkehren ohne großen Aufwand funktionieren. Nachteile ergeben sich von der breiten und weichen Nose - der Kantenhalt vom Talski im Aufstieg ist schwach und Harscheisen müssen deshalb früher eingesetzt werden. Gerade bei Frühjahrsverhältnissen ist der Aufstieg relativ schwer zu ver-"hovercraft"-en. Ein weiterer Nachteil ergibt sich durch den hohen Flex der einzelnen Skihälften. Anstatt nach vorne zu gleiten, geht dadurch recht viel Aufstiegsenergie in einer "Wellenspur" verloren. Dies fällt vor allem am Ende des Tages bei langen, ungespurten Talhatschern im Skimodus zurück zum Ausgangspunkt auf.
Beim Modell für die Saison 2016/17 wurde „Mellow Magne-Traction" an der Innen-und Aussenkante hinzugefügt um den Kantenhalt zu verbessern.

Materialtests
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Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit

Topsheet: Das Topsheet sieht super aus, erweist sich im Langzeittest aber als nicht allzu robust. Im Aufstieg gleiten die beiden Skihälften zwangsläufig über einander und hobeln den Bambus Schritt für Schritt herunter. Der Bambus fasert in Längsrichtung aus, wodurch sich dieser Prozess noch verstärkt. Ich habe nach etwa 15 Touren die Kanten vom Topsheet mit 2K-Epoxidharz verstärkt, was die Haltbarkeit erheblich verbessert hat. Trotzdem bekommt das Topsheet mit steigender Tourenanzahl einen „Used-look", aber wer keine Narben hat, hat bekanntlich nichts erlebt.

Kante: Das kleine Swallowtail und die Nose sind nicht von einer Metallkante geschützt. Kleine Schläge an diesen Stellen sind im Gelände nicht zu vermeiden. Nach einer Handvoll Touren ist das Tail auf einer kleinen Stelle aufgeplatzt, ohne aber zu delaminieren. Mit Epoxid und einer Schraubzwinge wurde die Stelle wieder gerichtet. Also, nicht nach der Tour lässig am Parkplatz den restlichen Schnee auf dem Brett am Boden abklopfen... Auch der Hersteller hat hier offenbar ein Problem erkannt und daher für das Modell der kommenden Saison (2016/2017) einen Metallschutz an Nose und Tail hinzugefügt. Die Kanten sind laut Jones oversized, also überdurchschnittlich dick, was der Lebensdauer zu Gute kommen soll.

Felle: Die Steigeigenschaft der Felle ist durchschnittlich, die Gleiteigenschaft gut. Kurze Abfahrten mit Fell laufen gut. Das Fell passt gut, die Kanten sind frei. Jedoch sind die Brettkonturen an der Schaufel zu gut nachgeführt, sodass sich Schnee unter dem Fell ansammelt. Die Fellbefestigung an der Nose besteht aus einem Drahtbügel mit seitlichem Spiel. Ich empfand es als nervig, bei jedem Anfellen den Bügel justieren zu müssen. Ein kleiner Kabelbinder verschaffte hier jedoch Abhilfe. Das Fell wird hinten in einem kleinen Schlitz mit einem dünnen Gummiband eingehängt. Diese Fellaufhängung ist funktionell und einfach. Das Gummiband löst sich nicht beim Aufstieg. Bisher hält der Fellkleber jedoch noch gut. Wenn das nicht mehr so ist, ist fraglich wie viel Belastung das Gummiband tatsächlich aufnehmen kann. Nach 30 Touren fängt das Band an aus zu fransen, für die nächste Saison werde ich es ersetzen.

Fazit

Ich bin begeistert vom Hovercraft. Für meinen Fahrstil (viele enge Kurven, hauptsächlich auf Pulver aus, nicht zu schnell) ist es ein feines Snowboard. Ich freue mich schon tierisch auf die kommende Saison mit viiiel Pulver. Sicher werde ich wieder zum Frühjahr auf ein Camberboard wechseln, aber ansonsten ist es ein most-Saison/most-Condition Brett.

Vor- & Nachteile

+Super Auftrieb
+Wendigkeit
+Toll in windbeeinflusstem Schnee
+Gut für Spitzkehren
+Gute Felle und -Aufhängung
-Auf harter Piste oder bei zu früher Abfahrt im Firn nicht optimal
-beim Traversieren gibt es bessere Boards
-Kantenhalt im Aufstieg nicht gigantisch
-Robustheit Topsheet, v.a. an Nose & Tail nicht die beste, darauf ist aber beim neuen Modell reagiert worden

Details:

Länge (cm): 152 156 160
Running length (cm): 119.1 122.5 125.7
Nose length (cm): 39.4 40 40.4
Tail length (cm): 15.5 15.5 15.9
Nose width (cm): 29.8 30.5 31
Waist width (cm): 25.4 26 26.4
Tail width (cm): 28.7 29.4 29.9
Sidecut radius (m): 8.9 9.3 9.5
Centered stance (cm): 54 56 58
Setback (cm): 2.9 2.9 2.9
Weight Range (Kg): 49-73 59-82 73-95

Hier geht es zur Website des Herstellers mit weiteren Informationen.

Dieses Produkt wurde powderguide.com vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt.  PowderGuide Test Statement. 

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