Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Materialtests

Materialtest | Mammut Ride R.A.S. 30

Der Lawinenairbag-Rucksack von Mammut/Snowpulse im Praxistest

von Marius Schwager 02.03.2012
Der Mammut Ride R.A.S. 30 ist Teil der neuen Generation von Lawinenairbagrucksäcken. Die austauschbare und wechselbare Airbageinheit sollen ihn zum Allroundtalent machen für Freerider und Tourengeher. Das PowderGuide-Redaktionsteam hat den Rucksack in ca. 20 Freeridetagen in der Praxis am Berg getestet.

Tragekomfort und Generelles

Der 30 Liter Ride-Rucksack macht insgesamt einen soliden und stabilen Eindruck. Gewohnt gute Verarbeitung, komfortabel zu Tragen und nützliche Details, wie z.B. ein weich gepolstertes Brillenfach zeichnen die Ride-Modelle aus. Der Tragekomfort ist erstaunlich gut für einen Airbagrucksack, etwa ähnlich den Top-Modellen von Deuter, Evoc oder Ortovox und nur unmerklich anders als die „normalen“ Ride-Rucksäcke von Mammut ohne das R.A.S.-System. Ist die Bauchschnalle mal festgezurrt und bleibt dort wo man sie gerne hätte, steht der Ride 30 Liter vergleichbaren Rucksäcken in nichts nach.

Die Rückenpartie schmiegt sich gut an die Form der Wirbelsäule an und bleibt auch bei Sprüngen und ruppigen Fahrten dort wo er soll. Leider öffnet sich immer mal wieder der Bauchgurt ungewollt auch während des Fahrens. Dies ist sehr schade, da der direkte Konkurrent ABS dieses Problem nun scheinbar im Griff hat und sich deren aktuellen Bauchschnallen nicht mehr selbstständig lockern. Mit lockerer Bauchschnalle sitzt der Ride 30 Liter dann leider nicht mehr ganz so perfekt und wackelt bei ruppigerer Gangart auf dem Rücken umher. Die zusätzliche und abnehmbare Beinschlaufe sitzt dagegen gut und machen einen stabilen Eindruck. Die Verzurrbarkeit bei geringem Rucksackinhalt ist durch die Ski- und Snowboardhalterungen in Ordnung.

Ein weiterer Vorteil des R.A.S. bzw. Snowpulse-System ist der verstaubare und nicht abnehmbare Auslösegriff. Der Griff ist, sofern er nicht gebraucht, schnell per Reißverschluss im Schultergurt verstaut. Da er nicht einzeln abgenommen werden kann, kann er somit auch weder verloren noch vergessen werden. Ein Pluspunkt an hektischen Powdertagen am frühen Morgen gegenüber der ABS-Konkurrenz. Außerdem besteht nicht die Gefahr, dass der Auslösemechanismus vereist.

Materialtests
presented by

Gewicht und Größe

Das Gewicht des Rucksack bzw. der zusätzlichen R.A.S-Einheit spürt man beim Fahren schon, man gewöhnt sich allerdings schnell daran und dank des guten Tragekomforts fällt es nicht wirklich negativ auf. Auch ist anzumerken, dass in den 30 Liter Ride-Rucksack wegen des R.A.S.-Systems nur etwa 26 Liter hinein passen. Für Tagestouren mit Fellen, Wechseljacke, Jause und einer Kanne Tee ist dies mehr als vollkommen ausreichend. Bei mir persönlich wird es durch großer Kamera mit mehreren Objektiven allerdings schon eng und die Kanne Tee muss zugunsten von Wedchselobjektiven manchmal geopfert werden. Sollen noch Steigeisen oder Klettergeschirr mit auf das Kurzabenteuer, muss man diese außen befestigen.

Ein Nachteil des wechselbaren R.A.S.-Systems und die obenliegende Montage im Rucksack ist, dass die Beladung und der Zugriff erschwert sind. Dies wird vielen Nutzern nicht sonderlich auffallen, wer aber oft z.B. seine Kamera aus dem Rucksack holen mag, muss den Reißverschluss beidseitig weit und zudem die seitlichen Kompressionsschnallen öffnen. Die Verstaumöglichkeit für das Notfallequipment ist klassisch an der Rucksackfront in einem separaten Fach gegeben. Hier findet sich auch ein Notfall-Rettungsplan. Die Reißverschlüsse sind allesamt sehr gut zu bedienen und dank der großen Schlaufen gelingt dies auch mit dicken Handschuhen hervorragend.

Tragesystem

Das Ski- und Snowboard-Tragesystem hinterlässt einen uneinheitlichen Eindruck. Das senkrechte Boardtragesystem ist klassisch gut, das diagonale Skitragesystem ebenso. Leider merkt man beiden Tragemöglichkeiten deutlich die Mächtigkeit des 30 Liter-Rucksacks an. Das Ski-A-Tragesystem ist brauchbar, allerdings sind die Halterungen sehr „zart“ und ich habe Bedenken, dass sie beispielsweise lange einen Trageeinsatz mit Skischuhen in der Skibindung und Bushwacking überstehen würden. Hier würde ich mir insbesondere eine deutlich stabilere untere Schlaufe wünschen, die auch doppelt-stabil an den Hauptteil des Rucksacks genäht ist

Die Verstaumöglichkeit von alpinen Gerätschaften wie Pickel, Steigeisen etc. ist überschaubar mit einer einzigen verstellbaren Schlaufe. Recht problemlos können jedoch die Snowboard- und Skitragehalterungen hierfür zweckentfremdet werden. In der Praxis am Berg hat sich bei mir der Reißverschluss des Airbags an zwei feuchten Dauer-Schneefall-Tag viermal nach Stürzen bzw hartem Packen zu etwa 50% geöffnet. Den Reißverschluss wieder zu schließen ist schnell erledigt, aber dennoch etwas fummelig. Bei den bislang ca. 15 weiteren Einsatztagen (darunter auch ähnliche Bedingungen) kam dies nicht vor.

Die Testauslösung des R.A.S.-System verlief perfekt: der Airbag entfaltet sich in ausreichender Geschwindigkeit und liegt hinter dem Kopf im Nacken und stört daher kein Gesichtsfeld oder die Bewegungsfreiheit. Ob bei einem Lawinenabgang hierdurch zusätzlicher Schutz geleistet werden kann, klingt einleuchtend, kann aber natürlich nicht mit eigenen praktischen Erfahrungen belegt werden. Ich vermute es könnte den bei Skifahrer immer freiliegenden und empfindlichen Halsbereich schützen. Die mitgelieferte Patrone ist bereits gefüllt und kann nach einer (Test-)Auslösung für ca. 50.- Euro im Fachhandel umgetauscht werden (UVP sind 100.- Euro, Mammut erwähnt auf der Produktseite, dass dies nach erfolgter Auslösung zu einem günstigeren Tarif möglich sei). Hier würde man sich gerne eine günstigere Möglichkeit für die jährliche Testauslösung wünschen. Dem Rucksackset liegt eine ausführliche Anleitung sowie ein Quick Start Manual bei, das die wichtigen Schritte vor dem Gebrauch schnell und deutlich erklärt (viersprachig: d/e/f/i).

Bewertung aus der Freeride-Praxis

+ Guter Tragekomfort und guter Halt beim Fahren
+ Airbageinheit einfach wechselbar
+ Rucksack ohne R.A.S. Einheit eignet sich auch prima als Allround-Tourenrucksack
+ Gute Verstaumöglichkeit des Auslösegriffs (Griff kann nicht verloren/vergessen werden)
+ Einfache Nachfüllbarkeit auch in entfernten Destinationen in z.B. Tauchshops
- Bauchschnalle öffnet sich während Bewegung
- Schwierig zu Packen durch obenliegende R.A.S.-Einheit
- Teure Wechselkartusche zur Testauslösung

Fazit

Der Mammut Ride R.A.S. 30 Liter ist ein guter Touren bzw. Freeridetourenrucksack. Das wechselbare R.A.S.-System hat den Charme, dass es sowohl in verschiedene Rucksäcke mit verschiedenen Größen gesetzt werden kann und man den Rucksack auch einzeln ohne das System verwenden kann ohne das unnötige Gewicht mit sich herumzuschleppen, z.B. bei Touren im nichtgefährdeten Gelände. Das R.A.S.-System ist praktisch und erfüllt seine Aufgabe gut. Einzig wirklicher Kritikpunkt ist die sich öffnende Bauchschnalle. Mit ein bisschen Panzerband zur Verstärkung des Gurts kann man sich hier im Do-it-yourself-Verfahren selbst ohne großen Aufwand helfen.

Herstellerinformationen

Preis Komplettrucksack: 599,95 Euro zzgl. Kartusche 99,95 Euro Ab der Saison 2012/2013 werden die Rucksäcke sowie das R.A.S.-System auch einzeln erhältlich sein und zudem besteht eine größere Auswahl an Rucksackmodellen.
Gewicht Rucksack mit/ohne Airbagsystem: 2400/1550 Gramm Liter: ca. 26 Liter (bei eingesetztem R.A.S.-System)

Zur Herstellerseite

Fotogalerie

Kommentare

Materialtests
presented by