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Materialtests

Materialtest | Scott Patrol E2 30

Ein Test des innovativen High-End Lawinenrucksack von Scott auf Herz und Nieren.

von Timo Macvan 16.02.2023
Mit dem durch Superkondensatoren anstelle von Gaskartuschen betriebenen Alpride System können viele der üblichen Nachteile von Airbagrucksäcken, wie etwa die teure und aufwändige Wiederbeschaffung von Kartuschen, vermieden werden. Leicht ist das System noch dazu. Wir haben den Scott Patrol E2 30 für euch getestet.

Erster Eindruck

Der neue Scott Patrol E2 30 ist in zwei kontrastierenden Farben (hellgrau und schwarz) erhältlich, wobei Ich die etwas fetzigere, hellere Variante testen durften. Da die meisten Lawinenrucksäcke in sehr dezenten, dunklen Farben hergestellt werden, finde ich den "light grey" Rucksack mit dunklen Akzenten abwechslungsreich und farblich gelungen. Ein kleines Problem stellt natürlich die Anfälligkeit bei Dreck und Schmutz dar, denn dieser ist direkt sichtbar. Kaffee oder dreckiger Schnee hinterlassen sofort sichtbare Spuren, die sich mehr oder weniger gut entfernen lassen. Ich denke aber nicht, dass dies ein Grund sein muss, sich gegen das erfrischende Design zu entscheiden.  

Neben der Farbe halte ich auch die Form des Scott Patrol für stylish und praktisch zugleich. Über Geschmack lässt sich bekanntlich immer streiten, jedoch bringt die Form einige klare Vorteile mit sich. Zuerst schmiegt sich der Rucksack sehr gut an die Form des Rückens an und sitzt dort so bequem, dass ich ihn beim Abfahren erst wieder merke, wenn die Gravitation bei Sprüngen auf sich aufmerksam macht. Hüft- und Brustgurt sorgen für eine gute Fixierung und verhindern größere Bewegungen des Rucksacks. Nicht nur in der Bewegung, sondern auch beim Schließen der Snowboard Bindungen bleibt der Rucksack an seinem Platz und rutscht nicht von hinten auf den Helm, was ich als angenehme Verbesserung zu meinem Vorgängerrucksack wahrgenommen habe. Dies wird aber auch am tiefen Schwerpunkt des Rucksacks liegen, der vor allem durch die clevere Verstauung der Airbageinheit gewährleistet wird. 

Einzig und allein im Handling des Hüftgurtes muss ich einen kleinen Negativpunkt erwähnen. Dieser lässt sich leider nicht durch einfaches Ziehen an beiden Enden fester schnallen, sondern es bedarf beider Hände zum Verstellen, was in bestimmten Situationennicht so vorteilhagt ist.  

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Technologie

In Sachen Technologie bedient sich Scott für den Patrol beim schweizer Airbaganbieter Alpride, der vor allem für die akkubasierte Airbag-Lösung bekannt ist. Diese Lösung hält einige positive Argumente bereit. Zum einen ist eine Mitnahme im Flugzeug deutlich einfacher, weil Kartuschen oftmals für Probleme bei den Gepäckkontrollen sorgen. Allerdings halte ich dieses Argument für gar nicht unbedingt so ausschlaggebend, denn aus ökologischen Gründen sind Flugreisen zum Powdern sowieso in Frage zu stellen, wenn die Alpen mehr oder weniger vor der Haustür liegen! Für mich ist vordergründig, dass es möglich ist, ein Auslösen des Airbags zu trainieren, ohne einen riesigen Aufwand mit dem Auftreiben von neuen Kartuschen im Nachgang zu generieren. Dieses Ausprobieren hat mir auch für den Kopf eine unglaubliche Sicherheit gegeben, die ich nicht mehr missen möchte. Daher glaube ich, dass ein Akku betriebener Airbag auf kurz oder lang die klassisch betriebenen Systeme ablösen wird. 

Auch, weil die Systeme immer leichter und kompakter werden. So bringt das E2 System nur noch 1140 Gramm auf die Waage, und das bei nochmals erhöhten Airbagvolumen von 162l. Im Vergleich dazu konnte das Airbag-System um 40% verkleinert werden, was mehr Platz für Ausrüstungsgegenstände im Rucksack bedeutet. Der Hersteller hält in meinen Tests im trockenen sein Versprechen, dass der Airbag nach etwa drei Sekunden seine komplette Größe erreicht hat und auch im Einsatz bei bis zu -20°C löst er ohne Probleme aus und füllt sich wie angegeben. (Hersteller garantiert den einwandfreien Einsatz bis -30°C).

Grundsätzlich empfand ich die 30l zusätzlichen Stauraum als ausreichend und eine optimale Größe für Tagestouren und auch um einen Tag im Gebiet zu verbringen, wobei man natürlich sagen muss, dass der Einstieg in einen Lift mit einem Rucksack dieser Größe oftmals weniger komfortabel ist. Allerdings sehe ich hier auch generell keine Lösung außer ständiges ab- und wieder anlegen. Bei einem Punkt bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich es praktisch und hilfreich oder verschwenderisch finden soll. Das Notfallausrüstungsfach im Flaggschiff der Scott Airbagrucksäcke ist wirklich sehr groß, was auf der einen Seite zu einem schnellen Herausholen von Schaufel und Sonde führt. Allerdings ist es so groß, dass gefühlt 10l Packvolumen verloren gehen, weil man natürlich den übrigen Platz im Notfallfach auch nicht mit Ausrüstungsmaterial vollstopfen möchte, um im Notfall keinen Nachteil zu haben. 

Tester und Testbedigungen

Um den Referenzrahmen für den Testbericht festzulegen, gebe ich noch ein paar Informationen zu meiner Person. Ich messe stolze 1,85m und durfte den Rucksack in der NL (Normal Back Length) testen, der laut Scott auch für nahezu alle Größen ab 1,70m passen sollte. Für kleinere Freerider empfiehlt Scott die Größe SL (Short Back Length). 

Zu den Testbedingungen lässt sich sagen, dass der Rucksack über einen Zeitraum von gut zwei Monaten getestet wurde, wobei intensiver Einsatz aufgrund der Schneesituation in Tirol nur in der zweite Hälfte des Testzeitraumes  gewährleistet war. Jedoch ist der Rucksack bei jeglichem Wetter getestet worden. Kälte am Gletscher von -20°C war ebenso dabei wie Schneefall und Wind. Der Rucksack wurde im Aufstieg mit dem Splitboard getstet, sowie zu Fuß mit dem Snowboard geschultert und vor allem natürlich beim spaßigen Teil: dem Abfahren im Pow. 

Testbericht

Für mich war ein akkubasiertes Airbagsystem bis zum Erhalt des Scott Patrol im Dezember absolutes Neuland und ich wusste bis dahin nicht mal, dass es diese Lösung gibt. Dementsprechend naiv ging ich den Test an und hatte schon am ersten Abend einen kleinen Fauxpas beim Wechseln der Seite der Auslöseeinheit. Ich schraubte den Griff ab, weil dieser für mich nicht mit durch die Gewichtsentlastungsgurte passte. Damit hatte ich mir dann eine dreistündige Bastelaufgabe aufgebrummt, da es sich als nicht so einfach herausstellen sollte, das Auslösekabel wieder in den Griff einzuführen. Ein weiteres Problem war anfangs das Ein- und Ausschalten des Airbagsystems, denn die Kombination aus Herausziehen und Drehen stellte mich vor die nächste Aufgabe. Ich kann natürlich nicht komplett ausschließen, dass es auch am Benutzer gelegen haben kann, weswegen ich auch nicht das Handling kritisieren möchte, sondern die Erklärungen zum Rucksack von Scott. Bei einem so hoch technologischen Produkt, das einen ungemein wichtigen Part im Freeriden ausmacht, würde ich mich darüber freuen, wenn es benutzerfreundliche Erklärungen gibt, weil es für einige Freerider schon auch etwas Neues ist. Heutzutage sind Erklärvideos zu bestimmten Kategorien kein wirklicher Aufwand, vereinfachen das Verständnis und wirken präventiv gegen falsche Bedienung. 

Kommen wir aber zum wichtigeren Part aus der Praxis: Am Berg macht der Rucksack eine überragende Figur. Durch sein sehr überschaubares Gewicht von guten 2700 Gramm gehört der Patrol Alpride zu den leichtesten Airbagrucksäcken auf dem Markt. Außen auf dem Rucksack findet von Helm, über Eispickel bis zum Ein- bzw. Zweibrettmaterial alles seinen Platz und sitzt bombenfest. Leider etwas schwierig zu kombinieren sind Helmnetz und Bootpack mit einem normalen Snowboards, da beide sich überschneidende Flächen auf dem Rucksack nutzen. Mit ein bisschen Erfindergeist lässt sich aber beides befestigen.

Fazit

Preislich schlägt der Scott Patrol E2 30 deutlich schwerer zu Buche als ein klassischer Kartuschenrucksack, was vor allem an der Entwicklung des Akkusystems liegt. Dennoch schneidet der Rucksack in Sachen Design, Technologie und auch im Praxistest so gut ab, dass ich ihn eigentlich gar nicht mehr missen möchte, weil ich mich an die Vorteile äußerst schnell gewöhnt habe und er mir einfach Sicherheit am Berg gibt.

Vor- & Nachteile

+ Leichtes Airbagsystem

+ Alle Vorteile eines Aufladbaren Airbags (mehrfach verwendbar, unkomplizierte Testauslösungen, Mitnahme im Flugzeug etc.)

- sehr teuer

Informationen

UVP 1099,95

  • Austauschbares SCOTT Alpride Airbag-System E2 inklusive
  • Extrafach für Sicherheitsausrüstung mit Organisationstaschen
  • Aufdruck mit Notfallsignalen
  • Verstellbarer Brustgurt mit Schnallenverschluss und integrierter Notfall-Pfeife
  • Verstellbarer Hüftgurt mit SCOTT Schnallen-Schnellverschluss
  • Verstaubare Sicherheitsbeinschlaufe
  • Lawinenschutztasche in beiden Schultergurten
  • Verstaubares diagonales Skitragesystem
  • A-Frame-Skibefestigungssystem und vorderes Trage- und Kompressionssystem für Snowboards
  • Verstaubare Helmbefestigung
  • Hauptfach
  • Innentasche für Wertgegenstände
  • Mesh-Tasche auf der Innenseite
  • Verstellbare Schulterriemen
  • Lastverteilungssystem an den Schultern
  • Verstaubare Befestigungen für Eispickel und Stock
  • Befestigungsschlaufen für Ausrüstung
  • Tragegriff
  • Gurtbandhalter

Hier geht es zur Website von Scott mit weiteren Informationen.

Der Rucksack wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

Fotogalerie

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