Der Winter 2014/15 zeichnete sich aus durch einen ausserordentlich schneearmen Frühwinter mit entsprechend stark unterdurchschnittlichen Schneehöhen. Über den ganzen Winter betrachtet waren die Schneehöhen nur oberhalb von 2200 m knapp durchschnittlich, am Alpensüdhang überdurchschnittlich. Diese markanten Unterschiede in der Schneehöhe je nach Höhenlage kamen durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen zu Stande, die den Schnee in mittleren und tiefen Lagen immer wieder wegschmolzen. Mit Ausnahme des Februars waren die Monate November bis März alle zu warm, der Frühwinter teilweise rekordwarm. Trotz des zu warmen Winters erlebten grosse Teile des Mittellandes und Juras dank einem günstigen Zusammenspiel von Kälte und Niederschlag eine durchschnittliche Anzahl Schneetage. Der Schneedeckenaufbau war inneralpin, zeitweise aber auch am Alpennordhang schwach, am Alpensüdhang hingegen deutlich stabiler. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt war der letzte Winter gefährlicher. Die Gefahrenstufe 3 (erheblich) wurde mehr prognostiziert als normal, die Stufe 2 (mässig) weniger. Zwei grosse Lawinenunfälle führten zu insgesamt überdurchschnittlich vielen Lawinentoten. Bis zum 15. April starben 32 Personen in Lawinen.
Der komplette, sehr umfangreiche und interessant aufbereitete Saisonrückblick des SLF kann auch als pdf herunter geladen werden. Im Folgenden die wichtigsten Eckdaten.
Typische Aspekte des Winters 2014/15
Schwache Schneedecke inneralpin aber zeitweise auch am Alpennordhang
Mit sehr milden Temperaturen bis an Weihnachten begann der Winter eigentlich günstig bezüglich Lawinengefahr. Da aber sehr wenig Schnee lag, entwickelte sich trotzdem eine schwache Altschneeschicht und ähnlich wie im Winter 2013/14 herrschte ab dem Jahreswechsel dann auch im Winter 2014/15 in den inneralpinen Regionen des Wallis und Graubündens ein schlechter Schneedeckenaufbau, wobei die schwächste Schneedecke im südlichen Wallis beobachtet wurde. Zeitweise waren aber auch am Alpennordhang Schwachschichten im Altschnee aktiv, was für diese Region eher untypisch ist und dort zu einigen Lawinenunfällen führte. Kritisch waren nicht nur die schwachen, aufbauend umgewandelten Schichten des Frühwinters an der Basis, sondern auch eingeschneite Oberflächenreif im Mittelteil der Schneedecke.
Stabile Schneedecke am Alpensüdhang
Der Alpensüdhang verzeichnete auch im Winter 2014/15 wie schon im Winter zuvor eine weitgehend günstig aufgebaute Schneedecke. Die Schneehöhen waren zwar nicht so extrem wie im Winter 2013/14, trotzdem konnte sich vom Simplongebiet über das südliche Goms bis zum zentralen Alpensüdhang eine stabile Schneedecke bilden.
Viel Schnee im Mittelland und im Jura
Der Winter startete am 6. November im ganzen Schweizer Alpenraum vielsprechend mit einem grossen Neuschneefall, z.B. 56 cm in Göschenen, UR. An den meisten Stationen blieb das der grösste Schneefall dieses Winters. Diese Schneemengen waren allerdings nur von kurzer Dauer, weil der massive Wärmeüberschuss anfangs Winter bis gegen 2000 m fast keinen Schneefall zuliess. Erst eine Kaltfront Ende Dezember führte zu weiteren Schneefällen, die vor allem das Mittelland mit grösseren Schneemengen eindeckten. Dies führte aufgrund der fehlenden Frühwinterschneedecke in den Alpentälern kurzzeitig zur paradoxen Situation, dass z.B. am 31. Dezember in Zürich und St. Gallen (38, resp. 56 cm) mehr Schnee als in Davos und St. Moritz (32, resp. 13 cm) gemessen werden konnte. Dieser Schnee schmolz aber mit rekordmilden Temperaturen schnell wieder weg, bevor dann ab Mitte Januar mehrere Nordwestlagen wiederum Schnee ins Mittelland und diesmal speziell auch in den Jura brachten. Dank einer kleinen anschliessenden Kältewelle blieb diese Schneedecke auch im Mittelland mehr als 20 Tage erhalten.
Klimatologische Einordnung
Gemäss MeteoSchweiz waren die Monate November bis März mit Ausnahme des Februars alle zu warm, der Frühwinter teilweise rekordwarm. Die Schneehöhen des vergangenen Winters waren auf der Alpennordseite nur gerade oberhalb rund 2200 m durchschnittlich. Dies hauptsächlich aufgrund der grossen Wärme im November und Dezember, die jeglichen Schneedeckenaufbau anfangs Winter unterhalb dieser Höhenlage verhinderte. Auf der Alpensüdseite war die Schneedecke oberhalb dieser Höhenlage wegen der grossen Niederschlagsmengen sogar überdurchschnittlich mächtig. Unterhalb 2000 m waren die Schneehöhen dagegen wegen des zu warmen Winters schweizweit klar unterdurchschnittlich, auch wenn an einigen Regionen kurzzeitig normale Werte erreicht wurden. Dank dem Zusammenspiel von Kälte und Niederschlag zur richtigen Zeit war die Anzahl Schneetage im Mittelland und Jura teilweise sogar normal trotz des warmen Winters. Auf der Höhe der Tallagen der grossen Skigebiete (1500 bis 1800 m) lag während der Weihnachtstage in der ganzen Schweiz kein oder nur sehr wenig Schnee, was letztmals im Winter 1989/90 vorkam. Betrachtet man die durchschnittlichen Schneehöhen des ganzen Dezembers, kann festgestellt werden, dass viele dieser Orte in der Zentral- und Ostschweiz noch nie einen so schneearmen Dezember erlebt haben. Auf der Alpensüdseite und im Engadin musste sogar bis Mitte Januar gewartet werden, bis endlich auch unterhalb 1800 m eine durchgehende Schneedecke vorherrschte. Dies ganz im Gegensatz zum schneereichen letzten Winter (2013/14), als zu dieser Zeit in Bosco Gurin oder Maloja bereits 150 cm Schnee lag.
Lawinengefahr
Im Winter 2014/15 wurde die Lawinengefahr wie folgt eingeschätzt (Werte in Klammern: Mittelwert der letzten 17 Jahre, jeweils Dezember bis April, vgl. Abbildung 1): Gefahrenstufe 1 (gering): 20% (17%), Gefahrenstufe 2 (mässig): 39% (47%), Gefahrenstufe 3 (erheblich): 40% (33%), Gefahrenstufe 4 (gross): 1% (2%), Gefahrenstufe 5 (sehr gross): 0% (0.2%).
Die Verteilung der prognostizierten Gefahrenstufen im Winter 2014/15 unterschied sich vor allem bei den Gefahrenstufen 2 (mässig) und 3 (erheblich) vom langjährigen Mittelwert: Die Gefahrenstufe 2 (mässig) wurde weniger häufig, die Gefahrenstufe 3 (erheblich) dafür häufiger prognostiziert als im Durchschnitt der letzten 17 Jahre. Die Gefahrenstufe 4 (gross) wurde in der Abendeinschätzung an 6 Tagen prognostiziert. An zwei Tagen wurde die Gefahreneinschätzung in der Morgenausgabe des Bulletins (8:00 Uhr) noch auf die Gefahrenstufe 4 (gross) geändert. Ähnlich wie im Winter 2013/14 hielt sich auch diesen Winter in den inneralpinen Gebieten des Wallis und Graubündens lange eine heikle Lawinensituation. Dort herrschte zwischen dem 29.12.14 und dem 13.02.15 durchgehend erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3). Die Tage mit geringer Lawinengefahr (Stufe 1) konzentrierten sich auf Anfang Dezember und die zweite Märzhälfte. Zum Monatswechsel März/April herrschte dann aber nochmals eine heikle Lawinensituation.
Lawinenunfälle und Sachschäden
Die Anzahl aller gemeldeten Lawinenunfälle bis zum 15. April war leicht höher als der Durchschnitt der letzten Jahre. Zwei Lawinenunfälle mit vielen Todesopfern (31.01.2015, Vilan, GR, 5 Tote und 21.02.2015, Combe des Morts, VS, 4 Tote) führten allerdings zu insgesamt überdurchschnittlich vielen Lawinentoten. Die Gesamtopferzahl liegt für den 15.04.2015 mit 32 Todesopfern deutlich über dem langjährigen Mittelwert. Für das ganze hydrologische Jahr, das noch bis zum 30. September 2015 dauert, liegt der Mittelwert bei 22 Lawinentoten.
Bis am 15.04.2015 wurden dem SLF für den Winter 2014/15 148 Lawinen mit 231 erfassten Personen gemeldet. 31 Personen wurden in Lawinen verletzt und 32 Personen haben bei 24 Lawinenunfällen ihr Leben verloren. 11 Personen starben bei einer prognostizierten Gefahrenstufe 2 (mässig), 21 Personen bei Stufe 3 (erheblich). Bei 21 Unfällen verunglückte jeweils 1 Person, bei einem Unfall 5 (Vilan, 31.01.2015), bei einem Unfall 4 Personen (Combe des Morts, 21.02.2015) und bei einem Unfall 2 Personen (Pointes de Tsevalire, 12.04.2015).
Die Lawinenopfer waren: Touren-Bereich: 22 Personen, Varianten-Bereich: 10 Personen. 8 Unfälle mit insgesamt 12 Todesopfern ereigneten sich im Wallis, 8 Unfälle mit insgesamt 12 Todesopfern in Graubünden, 3 Unfälle mit insgesamt 3 Todesopfern im Kanton St. Gallen und ebenfalls 3 Unfälle mit insgesamt 3 Todesopfern im Kanton Bern. Ein Unfall mit einem Todesoper geschah im Kanton Nidwalden sowie im Kanton Uri. Bei 27 Lawinen entstand Sachschaden (an Gebäuden, Objekten, Wald) oder es wurden Such- und Räumungsaktionen durchgeführt (vgl. Abb. 2).
Dieser Text ist ursprünglich auf der SLF Homepage erschienen.