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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Naturfaser oder Synthetik – Was kauft das #naturelover-Herz?

Hanf, Merino, oder doch Polyamid?

von Lisa Amenda 10.02.2020
Wenn wir uns heute neue Funktionstextilien für den Sport kaufen wollen, haben wir schier unendliche Möglichkeiten: Baumwolle, Hanf, Polyester, Tencel etc. Doch was ist denn jetzt umweltfreundlicher? Natur- oder Kunstfasern?

Es scheint schon fast eine Glaubensfrage geworden zu sein: Naturfaser oder Synthetik. Egal was ich lese oder welchen Beitrag ich über sogenannte nachhaltige Materialien veröffentliche, es findet sich immer jemand, der es besser weiß. Ein Beitrag über Isolationsstoffe und schon lautet der Kommentar: „Wieso schreibst du nicht über Material XY, das ist viel nachhaltiger und erzeugt weniger Mikroplastik!“ Der nächste fühlt sich bei Merinowolle auf den Schlips getreten, weil sie aus Tasmanien stammt, und der übernächste? Who knows. Ich weiß ja, dass Nachhaltigkeit ein schwieriges - heißt sehr persönliches Thema - ist. Es betrifft den eigenen Lebensentwurf. Immer kommt irgendein daher gelaufener Schreiberling, der selbst nicht alles perfekt macht, der einem dann aber erzählen möchte, was man im Leben alles besser machen kann. Deswegen möchte ich zum heutigen Thema direkt sagen: Egal, ob ihr lieber Stoffe aus Naturfasern oder Synthetik kauft, perfekt machen könnt ihr es nicht. Ist doch auch was, oder? Wir können kaufen, was wir wollen, und können uns fröhlich zwischen mehr oder weniger Pestiziden oder mehr oder weniger Mikroplastik entscheiden. Oder mache ich es mir da etwa zu einfach?

Funktionsweise von Natur- und Synthetikfasern

Nun ja, fangen wir deshalb doch einfach einmal mit der Funktionsweise der Materialien an. Synthetikfasern sind seit jeher beliebt als Funktionsstoffe. Polyester und Polyamid nehmen kaum Feuchtigkeit auf, können je nach Webart allerdings Feuchtigkeit besonders schnell vom Körper wegtransportieren. Außerdem lässt sich durch spezielle Spinnverfahren die Isolierfähigkeit variieren und sie sind vor allem durch ihre glatte Oberfläche besonders hautfreundlich. Leider bleiben durch diese allerdings auch Bakterien besser haften und die Stoffe können ohne spezielle chemische Behandlung schneller riechen. Da Naturfasern sehr vielseitig sind und von Baumwolle über Hanf und Wolle vieles dazu zählt, ist es hier schwierig die Funktionsweise zu verallgemeinern. Während sich Merinowolle beispielsweise sehr gut als Funktionsmaterial eignet und Feuchtigkeit gut aufnehmen kann, kann Baumwolle das zum Beispiel nicht. Baumwolle ist dafür sehr hautfreundlich, wohingegen Merinowolle bei empfindlicher Haut auch kratzen kann. Einen Sieg nach Punkten gibt es hier wohl auch nicht. Doch wie sieht es in der Umweltbilanz aus?

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Wasserverbrauch vs. Mikroplastik

Auch bei der Umweltbilanz der einzelnen Materialien werden wir zu dem Schluss kommen, dass hier jeder selbst entscheiden kann und muss, was er moralisch vertreten mag. So ist zum Beispiel Baumwolle die meistverbreitete Naturfaser mit einem riesigen Durst. Für ein produziertes Baumwoll-Shirt werden ganze 2.000 Liter Wasser benötigt. Wenn es sich nicht um Bio-Baumwolle handelt, kommen dazu noch Pestizide. Auch aus schnellwachsendem Bambus lassen sich Textilfasern herstellen. Doch hier wird die Zellulose mit vielen, vielen Chemikalien herausgetrennt und weiterverarbeitet. Der ursprüngliche Rohstoff ist dann chemisch umgewandelt und nun zwischen Natur- und Kunstfaser einzuordnen. Mit umweltfreundlicher Naturfaser hat das wenig zu tun.

Jetzt also doch gleich zu Synthetik greifen? Wenn es um den Wasserverbrauch geht, schon. Denn der ist knapp 25 Mal höher bei Baumwolle. Kunstfasern brauchen allerdings in der Herstellung deutlich mehr Energie. Die Weiterverarbeitung von Baumwolle und Kunstfasern braucht dann wieder ähnlich viel Energie. Und auch Chemie. Hier können euch das Bluesign oder das Oeko-Tex-Siegel helfen, zu erkennen, welche Hersteller möglichst wenig Schadstoffe in der Produktion verwenden.

Außerdem sind Stoffe aus Polyester auch recyclingfähig und können aus recycelten Stoffen hergestellt werden. Doch hier bleibt das Problem mit dem Mikroplastik. Bei jedem Waschgang können sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel auswaschen und ins Abwasser gelangen. Da sie so klein sind, können sie auch von Kläranlagen nicht entsprechend herausgefiltert werden und landen letztendlich in der Umwelt. Dieses Problem ist bereits längst bekannt und eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken, ist, die Wäsche in einem Wäschesack wie dem Guppyfriend zu waschen.

Ich persönlich habe mich neben dem Waschen der Kleidung mit einem Guppyfriend dazu entschlossen, auch vermehrt auf andere Naturmaterialien wie Hanf oder Mischgewebe zu setzen. Hanf ist der neue Star am Textilhimmel. Natürlich es ist nicht neu, Kleidung aus Hanffasern herzustellen. War es früher allerdings ein bisschen „öko“ angehaucht, präsentierte dieses Jahre auf der ISPO fast jeder Hersteller in seiner Kollektion etwas aus Hanf. Hanf hat eine hervorragende Ökobilanz, wächst schnell und ohne Pestizide nach, die Pflanzen verbessern sogar die Bodenqualität und die Faser ist sehr robust und angenehm auf der Haut. Und noch einen weiteren Faser-Star gibt es: Tencel. Tencel ist der Markenname der Firma Lenzing AG für die Kunstfaser Lyocell. Wobei Kunstfaser hier irreführend ist. Lyocell wird aus Eukalyptusholz gewonnen und in einem umweltverträglichen Prozess gelöst und zu Fasern versponnen. Es gilt durch die Herstellung im beinahe geschlossenen Kreislauf als besonders umweltfreundlich und funktioniert auch noch: Es kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, wirkt kühlend und fühlt sich angenehm weich an. Manko: Es ist relativ teuer. In Funktionstextilien kommt es häufig in Kombination mit Merinowolle zum Einsatz. Das vereint die Vorteile beider Fasern und fühlt sich gigantisch an.

Und jetzt?

Und nun sind wir wieder am gleichen Punkt. Alle Materialien haben ihre Vor- und Nachteile und so muss am Ende jeder für sich entscheiden, mit welcher Variante er oder sie am besten leben kann. Meine ist eine Mischform aus Synthetik- und Naturfasern, je nach Einsatzbereich. Egal für welche Materialien ihr euch entscheidet, wichtig ist nur, dass es hochwertige Stoffe sind, die lange halten.

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