In einer aktuellen umwelthistorischen Studie wird detailliert beleuchtet, wie Total seit den ersten, firmeninternen Untersuchungen zum Klimawandel gezielt mit Imagekampagnen und PR-Strategien die öffentliche Meinung und das Policymaking beeinflusst. (Bonneuil, Christophe, Pierre-Louis Choquet, and Benjamin Franta. "Early warnings and emerging accountability: Total’s responses to global warming, 1971–2021." Global Environmental Change (2021): 102386.) Diese Studie ist nicht die erste ihrer Art. Ă„hnliches zu Exxon, BP und Shell ist lange bekannt und die Erkenntnisse zu Total sind nicht ĂĽberraschend, in der Detailtiefe aber doch mal wieder eindrĂĽcklich.Â
Die 20 größten Öl- und Gasfirmen haben über ein Drittel der Treibhausgasemissionen der letzten 70 Jahre produziert. Schon in den Jahren nach 1945 war die Ölindustrie immer wieder mit Kritik bezüglich Umweltverschmutzung konfrontiert, vor allem hinsichtlich Luftverschmutzung und Ölunfällen. Als der Klimawandel in den 1960ern als policy-relevantes Thema aufzukommen begann, hatten die Firmen vielfach schon Übung darin, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern.
Interessenvertretungen der Industrie, wie das American Petroleum Institute (API), die Global Climate Coalition (GCC) und die International Petroleum Industry Environmental Conservation Association (IPIECA) sind seit Jahrzehnten als Meinungsmachermaschinen bekannt. Die auf Archivrecherche und Primärquelleninterviews beruhende Studie von Bonneuil et al. befasst sich vor allem mit dem Informationsaustausch und der Strategieentwicklung im IPIECA Dunstkreis, dem die französischen Ölfirmen Total und Elf angehören.