Eiskalter Flickenteppich
Permafrost kann sich in Klimaregionen bilden, wo die Jahresmitteltemperatur im Bereich von -6 bis -8 °C oder darunter liegt. So ist in der Arktis (Sibirien, Kanada) der Boden über tausende von Quadratkilometern flächendeckend bis in Tiefen von 900 m oder mehr gefroren – man spricht von kontinuierlichem Permafrost. In den Alpen und allen Hochgebirgen der Welt zeigt sich ein anderes Bild: je höher wir hinaufgehen, desto näher sind wir an den Klimaverhältnissen der Arktis (Jahresmittel Zugspitze, 2962 m: -4 °C) und Nordhänge sind deutlich kälter als Südhänge. Daher findet man in den Alpen Permafrost oberhalb von etwa 2.500 m in schattigen Expositionen und nordseitigen Felswänden, südseitig liegt die Untergrenze von Permafrost deutlich höher.
Und noch ein Phänomen begünstigt alpinen Permafrost: größere Schuttflächen bzw. -hänge halten die kalte Luft aus dem Winter in den Zwischenräumen quasi gefangen und kühlen den Boden um bis zu 4 °C im Vergleich zur umgebenden Lufttemperatur herunter. Unterhalb solcher Schutt- und Moränenflächen kann sich Permafrost also auch in deutlich niedrigeren Höhenlagen halten. Das beste Beispiel dafür – und auch die einzige Form von Permafrost, die man mit dem bloßen Auge erkennen kann – sind die Blockgletscher: eine Masse aus Blöcken, Schutt und Eis, die langsam hangabwärts kriecht.
Die Existenz von Permafrost in den Alpen hängt also im Vergleich zur Arktis von deutlich mehr Faktoren ab, insbesondere Höhenlage, Hangexposition, Hangsteilheit und Oberflächenbeschaffenheit. Die alpine Permafrostverteilung gleicht daher mehr einem Flickenteppich – man spricht von diskontinuierlichem oder sporadischem Permafrost. Dennoch findet man z.B. auf gut 5% der Schweizer Landesfläche Permafrost.
Es taut im Untergrund
Das letzte Jahrzehnt war global das wärmste in der Erdgeschichte, die letzten Jahre allesamt Rekordjahre was die Lufttemperatur angeht. Es braucht etwas mehr Zeit als bei Geltschereis bis die warmen Lufttemperaturen in den Boden oder die Felswand vordringen. Der Effekt von einem warmen Jahr oder Sommer zeigt sich also nicht unmittelbar wie bei der Gletscherschmelze, sondern erst mit einem zeitlichen Versatz von bis zu mehreren Saisonen. Nun ist der Trend aber eindeutig angekommen: noch nie zuvor wurden so hohe Boden-/Felstemperaturen im Permafrost gemessen wie im vergangenen Sommer und die Geschwindigkeit der Erwärmung ist alarmierend. In einer Tiefe von 20 Metern hat sich z.B. der Permafrost in der Schweiz in den letzten 20 Jahren um 0,8 – 1,0 °C erwärmt, in niedrigeren Bodenschichten ist es deutlich mehr. Seit 1850 ist die Untergrenze des Permafrosts um etwa 150 m nach oben gewandert. Bei einer weiteren Erwärmung von 1,5 °C würde die Permafrostgrenze um weitere 200-750 m ansteigen.