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Schnee von morgen

Schnee von morgen | Skifahren im Jahr 2020 – darf man das eigentlich noch?

Lasst uns drüber reden! - Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf PG.com

von Lisa Amenda 28.10.2019
Umweltsünder, Bad Boys/Girls, Egoisten: Sucht euch was aus. Wir Skifahrer sind der wahr gewordene Albtraum des Klimas. Oder nicht? Wie es in Wirklichkeit aussieht und wie wir umweltverträglicher Skifahren können, darum soll es in dieser Kolumne gehen. Stellt sich aber erst mal die Frage: Warum kommen wir nicht los von diesem Klimamonster Skifahren?

Kennt ihr das? Der Sommerurlaub ist abgefeiert, die Abende werden kühler und das Tageslicht immer weniger, die Blätter färben sich von grün zu orange auf rot und fallen schließlich von den Bäumen, die letzte Wiesn-Maß ist ausgetrunken und am Morgen trifft sich der erste Nebel über den Feldern. Es wird Herbst. Und damit beginnt bei mir die Vorfreude auf den Winter. Zuerst verabschiede ich mich voller Melancholie vom Sommer, um dann doch immer wieder auf die neuesten Skimodelle zu schielen, mir den ersten Buyers-Guide zu holen und Pläne für die Saison aufzustellen. Anfangs bin ich noch euphorisch: „Diesen Winter wird alles besser und ich stehe jedes Wochenende und vielleicht sogar schon ein paarmal vor der Arbeit auf Ski.“ Bis mich dann die Münchner Realität einholt: Stau von Auffahrt A8 bis Ende A8, direkt weiter bis ins Zillertal und auch wieder zurück. Im Skigebiet dann wieder Gedränge und Anstehen und auch auf allen Skitouren, die in der Münchner Umgebung starten.

Während ich dann so im Auto sitze, denke ich mir immer wieder, wie irrsinnig doch das ganze hier ist. Sich in den Stau stellen, Abgase aus dem Auspuff jagen, um dann entweder auf den letzten Gletscherresten oder frisch beschneiten Pisten für ein paar lausige Stunden Ski zu fahren. Ist es das noch wert? Und ist Skifahren, mein Sport, den ich vergöttere, seit ich drei Jahre alt bin, nicht einfach ein eingestaubter Dinosaurier, den man heute am besten ins Museum stellen sollte? Gehen Fridays for Future Demonstranten Skifahren? Darf ich das überhaupt? Macht es Sinn für mich, Millionen Liter von Wasser für Pistenbeschneiung in den Himmel zu jagen? CO2 bei der Anfahrt sprichwörtlich zum Fenster rauszublasen, nur weil ich gerne auf zwei Brettern einen Hang hinunter gleite? Ich könnte doch auch einfach etwas direkt von meiner Haustüre starten und müsste dafür nicht jedes Wochenende in die Berge fahren. Gravelbiken zum Beispiel. Schneeschuhwandern (naja, Witz) oder, keine Ahnung, einfach Wandern, Spazierengehen, Langlaufen?

Schnee von morgen
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Aber nein. Ich brauche die Geschwindigkeit, das Mich-in-die-Kurve-legen und die Kanten in den Schnee pressen. Denn wie war früher mein liebstes Skizitat von Christian Weber: „Man könnte natürlich auch koksen, aber das soll auf Dauer der Nasenschleimhaut schaden, ist ziemlich teuer und bringt irgendwann Ärger mit der Polizei. Was das halluzinogene Potenzial angeht, dürfte der Schnee unter den Skiern dem Schnee in der Nase ohnehin in nichts nachstehen: Glück feuert durch die Synapsen, die Sinne steigern sich und für einen Moment ist das Leben einfach und schön.“

Vielleicht bin ich also einfach süchtig. Das würde erklären, warum es mir so schwer fällt, für die Rettung des Klimas auf das Skifahren zu verzichten.

Denn ich habe zwar Geographie studiert und weiß ganz genau, was passiert, wenn wir weiter so leben wie bisher, doch ändern kann ich mein persönliches Verhalten doch nicht überall. Ich esse vegetarisch, versuche mich hauptsächlich von regionalen und saisonalen Lebensmitteln zu ernähren und nutze mein Auto höchstens am Wochenende. Einwegplastik versuche ich sowieso zu vermeiden und ich bin bei einer grünen Bank. Doch dann kommt mir immer wieder dieser Outdoorsport in die Quere. Dieses Equipment-verschlingende Monster, das so grandios viel Spaß macht und für den ich mich trotzdem in den Stau stelle. Denn nur mit dem Zug in die Berge zu fahren, ist leider noch ziemlich umständlich und nicht für einen Tagesausflug gemacht.

Und jetzt? Jetzt stelle ich die Frage, die so viele andere immer stellen, wenn es um das Thema Klimawandel geht: „Warum soll nur ich mein Leben ändern, wenn es andere nicht tun?“ Ganz einfach, weil es sich trotzdem lohnt. Und ich muss sagen, ich bin wirklich die letzte Skifahrerin, die euch Skifahren verbieten will. Aber ich glaube, und genau dafür soll diese Kolumne hier stehen, dass wir nicht um jeden Preis die Ski unter unsere Füße schnallen sollten. Wir können zum Beispiel nur dann fahren, wenn wirklich ausreichend Schnee liegt. Wir können bei unserem Equipment darauf achten, ob es aus recycelten oder nachhaltigen Ressourcen gemacht ist und wir können unser Auto mit ganz vielen Freunden auffüllen, damit wir nicht so alleine im Stau stehen. Das Skifahren wollen wir euch und auch uns hier nicht verbieten, aber ein bisschen mehr Bewusstsein für die Berge und nachhaltige Alternativen vermitteln.

Schnee von morgen – die Autoren

In der Kolumne Schnee von morgen wird es jede Woche um ein Thema gehen, das im weitesten Sinn mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Zusammenhang mit Outdoorsport zu tun hat. Lisa Amenda wird die meisten Beiträge beisteuern und unter anderem praktische Tipps zu nachhaltigem Equipment geben und Licht in den Umweltsiegel-Dschungel bringen.

Die MitarbeiterInnen der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des ÖAV werden ebenfalls regelmäßig zur Kolumne beitragen und dabei Themen behandeln, die dem Alpenverein nahe liegen – von Wegefreiheit über Skitourenlenkungen bis zum Bivak am Berg.

Zwischendurch wird es außerdem einzelne Beiträge von anderen Mitgliedern des PG Teams geben.

Lisa Amenda

Lisa erkundet die Berge am liebsten mit Sportgeräten unter ihren Füßen: Im Winter ganz klar auf Freerideski und im Sommer auf dem Mountainbike. Aber da für sie nicht nur der Sport eine große Rolle spielt, sondern vor allem die Natur, in der sie sich bewegt, hat sie Geographie in München und Innsbruck mit den Schwerpunkten globaler Wandel, regionale Nachhaltigkeit und alpine Naturgefahren studiert. Heute verbindet sie ihre beiden Interessen – Outdoorsport und Umwelt – in ihrer Arbeit als Redakteurin und Bloggerin unter anderem auf ihrem Blog wildrecreation.com und hat sich auf Nachhaltigkeit im Outdoorsport spezialisiert. Lisa ist Teil der Kolumne „Schnee von morgen", weil sie sich zwar auf solche Themen spezialisiert hat, aber selbst noch immer ihr größtes Projekt ist. Wenn sie deshalb Tipps für mehr Nachhaltigkeit gibt, dann will sie nicht nur euch einen Anreiz geben, sondern auch ihr eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, wenn manchmal das Skifahrerherz lauter schlägt als das Nachhaltigkeitsherz.

Österreichischer Alpenverein – Abteilung Raumplanung und Naturschutz

Mit über 570000 Mitgliedern und 25000 Funktionärinnen und Funktionären ist der Alpenverein der größte alpine Verein Österreichs. Neben der Förderung des Bergsports, der Instandhaltung (alpiner) Infrastruktur (Hütten, Wege, Kletterhallen) und dem sozialen Engagement im Bereich der Familien- und Jugendarbeit, ist der alpine Natur- und Umweltschutz eine der zentralen Aufgaben des Vereins. Als „Anwalt der Alpen“ ist seine Mitsprache in der alpinen Raumordnung unerlässlich und sein Auftreten als ökologisches Gewissen in alpinen Umweltfragen unverzichtbar. Seit 1980 gibt es eine eigene Abteilung „Raumplanung und Naturschutz“, deren oberstes Ziel es ist, die Alpen als einzigartigen Natur- und Lebensraum zu schützen.

Das Aufgabengebiet der Abteilung ist in vergleichbarer Weise vielfältig wie die alpine Landschaft: Wegefreiheit, Besucherlenkung, Umweltbildung, Bergsteigerdörfer, Schutzgebiete, Alpenkonvention, UVP-Verfahren und heiß umkämpfte Skigebietserschließungen – nur ein schlagwortartiger Auszug aus dem großen Tätigkeitsfeld. Auf der Website des Alpenvereins erfahrt ihr, wer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung sind. Einige werdet ihr im Laufe des Winters auch auf powderguide.com kennenlernen. 

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