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Schnee von morgen

Schnee von Morgen | Das ist „POW Austria“

Stickern gegen den Klimawandel?

von Martin Svejkovsky 01.01.2024
Martin ist Volunteer bei „Protect our Winters Austria“. In seinem letzten Gastbeitrag beschäftigte er sich mit moralischen Fragen, mit denen er sich als aktiver Wintersportler und umweltbewusster Mensch immer wieder konfrontiert sieht. Da ein Teil seiner Antwort auf diese Fragen in seinem Engagement bei POW liegt, wird es für ihn nun Zeit, „Protect our Winters Austria“ vorzustellen und mit einigen Vorurteilen aufzuräumen.

Wie im letzten Beitrag von Martin beschrieben wurde, bedarf es zur Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels mehr als eines individualisierten moralisch korrekten Verhaltens. Es braucht einen kollektiven Wandel, der auf verschiedenen Ebenen losgetreten wird, um schließlich auf einer politischen Ebene Wirkung zu zeigen. So werden, über das persönliche Verhalten von Menschen hinaus, PolitikerInnen in die Pflicht genommen, etwas für eine klimagerechte Zukunft der Menschheit zu leisten. Ziel sollte es sein, die strukturellen Bedingungen, die die Ursache der derzeitigen Klimakrise sind, zu verändern. Zur Erreichung dieses Ziels bedarf es Aufmerksamkeit, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ski-Community. Aus diesem Grund gibt es sogenannte „Non-governmental organisations“ (NGOs), deren Ziele genau darin bestehen. NGOs sind nicht-staatliche Interessengemeinschaften, die ihre Aufgabe darin sehen, durch Aktivitäten Öffentlichkeit für ihr Anliegen herzustellen und so zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen.

Eine NGO, die sich dem Anliegen des Klimaschutzes verschrieben hat und diesem vor allem in der Outdoorsport-Community mehr Aufmerksamkeit verschaffen will, ist „Protect Our Winters Austria“, kurz: POW. Womöglich haben einige LeserInnen bereits zuvor von POW gehört, gerade in vielen Skigebieten und im Urbanen Raum wirbt POW mit Stickern um Aufmerksamkeit und zeigt, dass Umweltschutz auch ästhetisch sein kann. Dennoch wissen manche Menschen nicht, was sich tatsächlich hinter den blauen Stickern mit der Schneeflocke verbirgt, aus diesem Grund soll nun über die inhaltliche Arbeit von POW aufgeklärt werden.

Martin will zeigen, warum sich eine Mitgliedschaft bei POW lohnt und dass wir noch viel mehr können als coole Sticker und guten Social-Media Content.

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Die Organisation „Protect Our Winters“ stammt ursprünglich aus den USA und wurde im Jahr 2007 von der Snowboard-Legende Jeremy Jones gegründet. Ziel war es von Beginn an, Outdoor-enthusiastische Menschen als KlimaschützerInnen zu gewinnen.

Mittlerweile gibt es eine weltweite POW-Bewegung, auch in Europa. Neben dem 2014 gegründeten Chapter in Österreich finden sich in zehn anderen europäischen Ländern POW-Ableger, darunter in skandinavischen Ländern, im Alpenraum mit Italien, Frankreich und der Schweiz - und auch in Deutschland ist POW vertreten. Nur durch eine solche internationale Vernetzung ist das oben beschriebene Ziel des kollektiven Wandels zu erreichen.

„Protect Our Winters Austria“ konzentriert sich dabei auf drei Hauptthemen: Advocacy, Mobilität und Bildung. Gestützt werden diese Themenbereiche durch die verschiedenen Alliances. Da es schwierig ist, als einzelner Mensch für grundlegende gesellschaftliche Veränderungen einzustehen, gliedert sich POW in ebendiese Alliances, deren unterschiedliche Kompetenzen und Handlungsfelder einen wichtigen Beitrag zur Arbeit von POW leisten. Insgesamt gibt es fünf Alliances:

  • Die Athlete Alliance: Sie bestehend aus BergsportlerInnen, welche die gleiche Vision teilen und durch ihre sportlichen Erfolge,  Medienpräsenz und Social-Media-Reichweite zu wichtigen Multiplikatoren der Anliegen von POW werden.

  • Die Science Alliance: Eine interdisziplinäre Allianz aus WissenschaftlerInnen, die sich mit Themen rund um den Klimawandel und/oder Wintersport/-tourismus befassen und durch ihre Erkenntnisse die Grundlage für die Forderungen von POW schaffen.

  • Die Brand Alliance: Auch wenn es auf den ersten Blick irritieren mag, ist es für einen ganzheitlichen Wandel unmöglich, auf die Zusammenarbeit mit der Sportindustrie und dem Tourismus zu verzichten. Deshalb bietet POW Unternehmen die Möglichkeit, Teil der Brand Alliance zu werden. Voraussetzungen dafür sind die Einhaltung von vorgegebenen Regeln zur Nachhaltigkeit im Unternehmen, öffentliche Stellungnahmen und die Einbeziehung der MitarbeiterInnen. Die Unternehmen leisten finanzielle Unterstützung für POW, wofür sie im Gegenzug wertvolle Gegenleistungen wie Weiterbildungsangebote erhalten.

  • Die Creative Alliance: Sie umfasst engagierte Menschen aus der Kreativbranche, die durch ihr Wirken in Foto- und Filmproduktionen oder im Bereich Grafikdesign die Botschaft von POW in die Welt hinaustragen.

  • Die Guide Alliance: Aktive BergführerInnen, sowie Ski- und Mountainbikeguides sind Menschen, für welche die Berge nicht nur Leidenschaft, sondern auch fundamentale Grundlage ihres Berufs sind und deshalb gemeinsam mit POW für den Erhalt der Natur eintreten.

Maßgebliche Basis der verschiedenen Alliances sind Mitglieder, das Herzstück einer jeden NGO. Nur mit Hilfe von Mitgliedern können die Überzeugungen von POW einer breiten Mehrheit zugänglich gemacht werden. Nur so können sich Netzwerke bilden, Strukturen aufgebaut und ein Wandel ausgelöst werden. „Protect Our Winters Austria“ verfügt über 560 Mitglieder, die mit ihrem jährlichen Mitgliedsbeitrag auch einen Teil zur Finanzierung leisten. Auf den Social-Media-Kanälen erreicht POW täglich über elftausend Follower. Was wichtig ist, um unsere Anliegen kommunizieren zu können. Dennoch ist POW mehr als eine Bewegung in den Sozialen Medien, wie ein Blick auf einige Projekte, die aus den oben genannten Hauptthemen Advocacy, Mobilität und Bildung hervorgehen, zeigt.


Unter Advocacy wird Kampagnenarbeit verstanden. Durch „Grassroots“-Initiativen wie Petitionen oder E-Mail-Aktionen sollen politische Rahmenbedingungen durchgesetzt werden. Ein erfolgreiches Advocacy-Projekt aus dem Jänner 2023 war die Kampagne „Deine E-Mail für den Klimaschutz“. Der Fakt, dass Österreich trotz der EU-Pflicht über kein aktuelles Klimaschutzgesetz verfügt, war Anlass dafür, die zuständigen PolitikerInnen auf ihr Versäumnis hinzuweisen. Im Zeitraum von sechs Wochen wurden rund 31.000 E-Mails an die UmweltsprecherInnen aller Parteien, die Landeshauptleute, die MinisterInnen Gewessler, Totschnig und Kocher und die PressesprecherInnen des Bundeskanzleramtes geschickt. Außerdem wurden im gleichen Zeitraum rund 2000 Mails an den Präsidenten der Wirtschaftskammer verschickt. Diese beinhalteten die Forderung der Aufgabe der Blockade eines solchen Gesetzes. Auch wenn die betroffenen PolitikerInnen in ihren Antworten durch Uninformiertheit glänzten, konnte dennoch ein starkes Zeichen aus der Bevölkerung an die Verantwortlichen gerichtet werden.

Ein weiteres Hauptthema von „Protect Our Winters Austria“ ist die Mobilität. Die An- und Abreise stellt bei vielen Bergsportarten die größte Umweltbelastung dar. Ziel ist es deshalb, das gesellschaftliche Bewusstsein bezüglich nachhaltiger Mobilität so weit voranzubringen, dass klimaverträgliche Richtlinien und Gesetze unumgänglich und von der Politik umgesetzt und unterstützt werden. Hilfreich hierbei sind verschiedene Projekte von POW. In Zusammenarbeit mit dem Verein Bahn zum Berg und dem Verlag Kompass veröffentlichte POW bereits im Sommer 2023 einen Öffi-Wanderführer für Nordtirol, auf den nun, pünktlich zum Winterstart 23/24, ein Öffi-Skitourenführer folgte. Auch wenn sie nicht die grundlegende Lösung des Problems liefern, ermöglichen die beiden Bücher allen Bergsportbegeisterten, die eigene Tourenplanung in Zukunft klimaschonender und gemütlicher zu gestalten.


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Der dritte Schwerpunkt unter den Hauptthemen von POW liegt auf der Bildung. Kaum ein anderes Thema ist bedeutender für das Vorantreiben eines kollektiven gesellschaftlichen Wandels. Aus diesem Grund organisiert „Protect Our Winters“ in Zusammenarbeit mit der Athlete Alliance die sogenannten „Hot Planet Cool Athletes"-Workshops. Hierbei besuchen professionelle SportlerInnen Schulklassen und vermitteln in direkter Kommunikation mit den SchülerInnen wichtige Inhalte zu den Auswirkungen des Klimawandels. So werden Informationen greifbar aufbereitet, die Jugendlichen sind begeistert von ihren Vorbildern und lassen das Erlernte auf sich wirken. Schließlich werden sie selbst zu MultiplikatorInnen -, wenn sie ihrem Umfeld davon erzählen und ihr eigenes Verhalten entsprechend ändern, ist die Grundlage für eine nachhaltigere Zukunft gelegt.

All diese genannten Projekte stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus der täglichen Arbeit von „Protect Our Winters Austria“ dar, dennoch sind sie Beweis dafür, dass es sich bei POW um eine aktive NGO handelt, die an einem langfristigen und nachhaltigen Wandel der Gesellschaft interessiert ist.  Weil POW vielen Menschen nur durch ihre Social-Media-Präsenz ein Begriff ist, soll mit dieser kurzen Vorstellung deutlich gemacht werden, wie vielfältig und breit gefächert die Aufgabenfelder sind und, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich bei POW zu engagieren. Wie im ersten Gastbeitrag dieser Serie und zu Eingang dieses Artikels erwähnt wurde, stehen wir als WintersportlerInnen vor einem moralischen Dilemma. Jedem Mensch, dem etwas am Bergsport und einer nachhaltigen Zukunft des Wintersports liegt, empfehlen wir daher sich auf die eine oder andere Art und Weise engagieren. Sei es durch Teilnahme an demokratischen Entscheidungen, die finanzielle Unterstützung einer der betreffenden NGOs oder eine aktive Beteiligung in denselben. Nur gemeinsam ist es uns möglich, zu struktureller Veränderung und mehr Klimaschutz beizutragen. Wie dieser Artikel zeigt, wäre eine Mitgliedschaft bei POW hierfür sicherlich ein erster Schritt.

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