Altschneeprobleme richtig handhaben
Um Altschneeprobleme zu managen, gilt es, ihnen viel großräumiger auszuweichen als den meisten anderen Lawinenproblemen. Das heißt, man meidet möglichst Hänge in den beschriebenen Höhenlagen und Expositionen und wenn man doch welche davon betritt, bleibt man sehr, sehr defensiv.
Wie explizit sind die Höhenabgrenzungen und Expositionsangaben bei den Lawinenproblemen?
Es gibt extreme Unterschiede in der Schärfe und Zuordenbarkeit der fünf Lawinenprobleme an die Höhenlage und Expositionen. Im Folgenden besprechen wir alle fünf durch.
Neuschneeproblem
Das Neuschneeproblem tritt immer in allen Expositionen auf und wird mit zunehmender Höhe kritischer. Es schneit natürlich in allen Expositionen (ohne Windeinfluss) gleich viel, mit der Höhe steigt die Niederschlagsmenge an und der Neuschnee wird kälter, damit spröder und leichter als Schneebrettlawine auslösbar. Damit kann man das Neuschneeproblem nicht nach Expositionen differenzieren und keine scharfe Höhenabgrenzung verwenden, da es kontinuierlich nach oben hin problematischer wird.
Triebschneeproblem
Beim Triebschneeproblem trifft in Sachen Höhenabgrenzung das gleiche zu. Je weiter man hinauf kommt, desto stärker der Wind, desto mehr Neuschnee und desto kälter. Das heißt, die Triebschneebereiche werden in der Regel nach oben hin umfangreicher und leichter auslösbar durch die tieferen Temperaturen. Dafür kann man im Lawinenreport das Triebschneeproblem schon etwas schärfer als das Neuschneeproblem in der Höhenangabe abgrenzen – auch wenn die Abgrenzung immer noch als ein sehr grober, fließender Übergang zu sehen ist. Bezüglich betroffener Expositionen funktioniert es schon wesentlich besser, weil der meiste Triebschnee immer – aber nicht nur! – in den Leehängen liegen wird. Also genau in den Expositionen gegenüber der Hauptwindrichtung.
Zum anderen verbinden sich aber die Schwachschichten im Triebschnee durch Wärme schneller und der Triebschnee wird dadurch nicht mehr als Schneebrettlawine auslösbar. Das heißt, nach der Bildung des letzten Triebschnees und steigenden Temperaturen samt Sonnenschein beruhigt sich die Lawinengefahr in besonnten Hängen schneller als in Schattenhängen.
So kann man das Triebschneeproblem nach Exposition bei der Bildung grob eingrenzen, wobei es durchaus frische Triebschneepakete durch lokale Windumlenkung auch in den anderen Expositionen geben kann. Und sobald das Triebschneeproblem sich bei Schönwetter durch Zeit, Wärme und Sonnenschein wieder entspannt, kann man die besonnten Bereiche (SW-S-SO) viel eher vom Triebschneeproblem ausschließen als die Schattenhänge.