Regen im Winter
In den Alpen ist Regen im Winter auch deutlich über 2000 Meter etwas ganz normales. Das hat es schon immer bei Wetterlagen mit sehr warmen Luftmassen gegeben. Leider nehmen Regenereignisse aber in Höhe und Häufigkeit im Winter durch die Erwärmung tendenziell zu. Zeit, die Auswirkungen auf die Schneedecke näher zu betrachten.
Regen: Schneefresser oder Schneevermehrer?
Regen hat zurecht den Stellenwert als „Schneefresser“. Durch relativ hohe Temperaturen und intensive Sonnenstrahlung kann kaum so viel Energie in die Schneedecke gebracht werden wie durch Regen. Und wenn es regnet, taut der Schnee. Zwischen „Tauen“ und „Schmelzen“ unterscheidet man nämlich. Kurz zusammengefasst: Beim Tauen verabschiedet sich der Schnee um ein Zigfaches schneller als beim Schmelzen. Dazu mehr hier.
Vor allem für tiefer gelegene Gebiete – also dort, wo auch die Menschen wohnen – kann man die Aussage des Schneefressers im Grunde bestätigen. Dort ist die Schneedecke meist nur geringmächtig und alle Schneeschichten sind meist sehr warm. Das heißt, der Schnee ist nur knapp unter 0°C temperiert. Fällt auf eine warme, geringmächtige Schneedecke Regen, schmilzt sie rapide ab und die Schneehöhe sowie die Schneemasse werden weniger. Der Regen dringt schnell tief in die Schneedecke ein und das Schmelzwasser bahnt sich seinen Weg durch die Schneedecke bis zum Boden, wo es schließlich abrinnt oder versickert. Die Menge an Liter Wasser entspricht dann in etwa der Menge an Kilogramm Schnee, die verloren gehen.
Trotzdem stimmt diese Aussage nur bedingt. Denn vor allem auf den höheren Bergen liegt, zumindest im Hochwinter, eine mächtige und kalte Schneedecke. Außerdem regnet es dort meist nur kurz und schneit dann meist, während beim gleichen Niederschlagsereignis im Tal alles als Regen daherkommt. Der Regen durchfeuchtet auf den Bergen im Hochwinter in der Regel nur die oberen paar Zentimeter der Schneedecke. Nur ein Teil des Regen- und Schmelzwassers der oberflächlichen Schichten dringt daraufhin tiefer in die Schneedecke ein. Dabei bilden sich vertikale Bahnen, durch die das Wasser tiefer nach unten rinnt. Auf harten Schichten – wie beispielsweise älteren Regen- oder Windkrusten – staut sich das Wasser und kommt dann nur noch schwer oder gar nicht mehr weiter.