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Split/Snowboard

Splittie of the Week | Hardboots von der Stange

Über Skischuhe, die eigentlich Snowboardschuhe sind

11.02.2025 von Tobias Leistenschneider
Hart, härter, Hardboot. Geht das von der Stange? Im Splittie of the Week “Softboots fürs Splitboarden” erläutert Till, dass der Wechsel vom herkömmlichen Softboot zum speziellen Splitboard-Softboot letztlich ein Weg zu einem wesentlich steiferen Snowboardboot ist. Er schreibt, dass dieser Wechsel sein Splitboarden auf ein neues Level gehoben hat. Features wie Vibram-Sohle, Steigeisenaufnahme und Walk-Mode sind Nebeneffekte, die aber jeder Tourenskischuh schon per se besitzt. Warum also nicht gleich die nehmen?

Wie man zum Hardbooter wird

Dieser Splittie of the Week ist kein für oder wider, kein wir oder die, kein friss oder stirb und keine Positionierung. Das machen andere auf YouTube. Dieser Artikel kann aber jenen, die sich für das Thema interessieren und mit dem Wechsel liebäugeln einfach einen guten Impuls bieten. Denn alles beginnt beim Schuh.

Zwar plädiere ich klar für harte bis sehr harte Systeme, da sie einfach im Aufstieg und in der Abfahrt die nötige Performance für alpines Gelände mit sich bringen, aber ein solides Softboot-Setup bringt euch genauso rauf und runter wie ein Hardboot-Setup. Am Ende ist es Geschmackssache. Bleibt euch treu, folgt eurem Bauchgefühl und zerdenkt es nicht.

Unsere gesammelten Argumente sowie eigentlich alle technischen Dinge, die man beim Aufbau eines Harboots-Setups für sein Splitboard beachten sollte, könnt ihr in der PowderGuide Mediathek hier nachlesen. Auch wenn der Artikel bereits etwas älter ist, bleiben die Inhalte, auch die Produkte und deren Namen weiterhin gültig. Viel ist in diesem Segment nicht passiert.

Wir vier AutorInnen schreiben in diesem großen Überblicksartikel, dass wir alle unsere Schuhe zunächst modifiziert haben. Das mag abschrecken! Und ja, nach dem Schuh steht noch einiges an neuem Material auf der Liste.

Ich bin den gleichen Weg bereits gegangen und habe am Ende dann den Wechsel vom super harten Splitboardboot (K2 Aspect) mit steifer Bindung (Spark Surge) hin zum Hardboot-Setup ebenfalls als Aufstieg in ein neues Level empfunden. Aber es ist umstritten und ich verstehe jeden, der den Weg nicht gehen möchte.

Ich persönlich habe ca. vor 10 Jahren zum ersten Mal einen Splitboarder mit Hardboots in freier Wildbahn gesehen. Ich bin einige Meter im Aufstieg hinter ihm gelaufen und war so angetan von der Leichtigkeit seines Gehens, dass ich mir im Moment selbst bereits sicher war. Das wollte ich genauso so haben. Er trug die Dynafit TLT6. Als ich nach Hause kam, habe ich mich noch am Abend ans Recherchieren gemacht und festgestellt, dass die Teile knapp 700 Euro kosten und in den Foren standen Dinge wie: "Gehmechanismus rausbrechen", "mit Lochbohrer am Schaft für mehr Flex sorgen", "Vorderzunge abschneiden", etc.; kurzum: man sollte den Schuh zerstören. Dafür hatte ich nicht genug Kleingeld.

Erst mit dem Atomic Backland, den man nach Herzenslust auseinanderschrauben und experimentieren, aber ihn jederzeit wieder in Originalzustand zurückbauen konnte, habe ich mich getraut. Aber nicht jeder traut sich überhaupt an einem so teuren Schuh auch nur rumzuschrauben. Also, geht das Ganze etwas risikoärmer, also von der Stange, bzw. auch einfach dank des mittlerweile riesigen Angebots an gebrauchten Tourenskischuhen?

JA, das geht!

 Gängige Modelle

Hier kommen nun drei Tipps, die jeweils von uns getestet wurden oder gerade im Einsatz sind:

 

1)     Atomic Backland Expert Boa

Den Schuh fährt meine Frau seit nunmehr einigen Jahren ohne jegliche Modifikation. Das Boa-System hält ihren Fuß (wichtig, denn es gibt bestimmt auch andere Füße) fest im Schuh und auch vom Flex her geht der sehr gut zum Splitboarden. Sie nutzt ihn parallel weiter auch mit Ski und hat daher sogar noch den Velcro oben dran, den lässt man zum Splitboarden dann einfach locker geklettet.

2)     Dalbello Quantum

Den Dalbello Quantum habe ich kurze Zeit gefahren und fand ihn auch aus der Box nahezu perfekt zum Splitboarden. Das Seilsystem ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber einmal verstanden ist das ganz prima. Man stellt das am Morgen ein und muss dann am Tourentag lediglich den hinteren Hebel öffnen oder schließen. Mit dem Schuh habe ich die schnellsten Transitions hinbekommen. Hier fand ich allerdings bemerkenswert, dass der Schuh für mich nur mit meinem eigenen Palau-Liner funktioniert hat. Der Standardinnenschuh war nichts für mich. Ich habe ihn dann nur wegen der Passform wieder verworfen, die war nicht ganz perfekt für mich. Die Teile kosten bei Kleinanzeigen gerne mal nur etwas mehr als 100 Euro. Dieser Schuh wurde von Radical zum Splitboard-Hardboot modifiziert und dort auch als solcher angeboten. Ähnlich wie die Link-Levers von Phantom wurde der Hebel verändert. Mit der Modifikation kostet das Ding dort dann 898 Schweizer Franken. Der Skischuh, so wie er ist, reicht vollkommen aus. (https://radical.swiss/produkt/splitpin/)

3)     Fischer Travers TS

Aktuell fahre ich den Fischer Travers TS. Das ist mein bester Splitboard-Schuh jeher. Das Boa-System drückt meinen Fuß so gut rein, wie alle meine Modifikationsiterationen am Atomic Backland zusammen. Der Velcro-Strap ermöglicht mm-genaue Anpassung zum Forward-Lean und die gesamte Weichheit der Schale taugt mir richtig gut. Die Schnürsenkel-Optik des Boa-Systems finde ich auch klasse. Viele Leute glauben sogar, ich hätte einen speziellen Snowboardschuh am Fuß. Dabei ist es ein häufig genutzter Tourenskischuh. Der Velcro-Strap ist hart und recht flexlos. Daher habe ich diesen jetzt als einzige Mini-Modifikation durch Voilé-Straps ersetzt (bei mir von Wildschnee - mit freundlichen Grüßen - , geht aber natürlich auch mit PowderGuide-Skistraps.. ;-) ). So erreiche ich einen leichten Flex nach vorne und fühle mich in der Abfahrt wirklich pudelwohl. Im Aufstieg sind sie naturgemäß eine Wucht.

Einziges Manko: der Hebel arretiert nicht besonders fest. Er ist mir schon ein paar Mal wieder herausgerutscht. Schätzungsweise ist man bei der Entwicklung natürlich nicht vom Wirken seitlicher Kräfte auf den Schuh ausgegangen. Aber wenn man beim Umbau etwas darauf achtet, dass alles Schnee aus der Kerbe raus ist und drei-viermal klopft, dann geht’s schon gut.

 

Ein wichtiger Hinweis für alle genannten Modelle: lasst euch nicht dazu hinreißen zu den vermeintlich leichteren Carbon- oder HighEnd-Varianten dieser Schuhe zu greifen. Die Dinger sind in der Plastikausführung im Vergleich zu euren Softboots schon federleicht (versprochen! ), aber die Carbon-Teile sind einfach nochmal härter. Das ist nicht optimal zum Splitboarden. Wir können hier getrost die Einsteigerschuhe nehmen, die sind gerade perfekt.

Was es sonst noch zu sagen gibt

Ein Nachtrag: die Zeit der Phantom „Slipper“ scheint vorbei. Der Schuh basiert ja auf der Schale der Atomic Backland Varianten von 2015 – 2020 und wurde von Phantom modifiziert, hauptsächlich durch die Erfindung der Link-Levers. Da Atomic diese Schale schätzungsweise nicht mehr produziert, gibt es auch keinen neuen Slipper mehr und bei Phantom selbst gibt es nur noch drei Größen (klein und groß, klar oder?). Diese Atomic Backland Modelle sind immer noch super zum Splitboarden geeignet und mittlerweile für sehr schmale Taler gebraucht zu finden. Link-Lever gibt es bei Phantom nach wie vor, aber es geht bekanntermaßen auch ohne (siehe Überblicksartikel).

Zweiter Nachtrag: Zum Key Equipment „The Disruptive“, ein reiner Splitbosrdhardboot, der nicht auf einen Tourenskischuh zurückgeht, fehlt mir weiter jegliche eigene Erfahrung oder eine tiefer gehende Einschätzung Dritter. Ich habe einmal jemanden getroffen, der die Schuhe hatte. Er war zufrieden. Krister Kopala ist auch Fan: https://www.key-equipment.com/stories

 

So und jetzt raus mit euch, Hardbooter dieser Welt. Welche Schuhe fahrt ihr und wie habt ihr sie verändert? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Danke.

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