Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Diese Seite ist auch verfügbar auf English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Split/Snowboard

Splittie of the Week | TourenTipp La Rossa

Splitboard-Revier hinterm Gemsstock rechts ab

01.12.2025
Tobias Leistenschneider
Liebe Splitties, manche Berge fordern heraus, andere belohnen. Etwas pathetisch, aber La Rossa hat beides getan. Ich war mit meinem langjährigen Tourenpartner unterwegs und was als klassische Splitboardtour geplant war, entwickelte sich zu einem intensiven Abenteuer in alaskischer Szenerie und Einsamkeit; und einem klasse Splitboardgelände.

Von Kaiserwetter zum Whiteout in einer Gondelfahrt

Unser Start in Andermatt hätte nicht besser sein können: strahlender Sonnenschein. Doch der Schein trügte. Oben am Gemsstock wurden wir jäh von einem ausgewachsenen Whiteout und heftigem Sturm begrüßt. Wir sind die Treppe runter gewatschelt und mussten erstmal einsehen, dass wir nichts sehen. Die Variante ist ja nun kein Geheimnis, aber es gab keine Spur im Schnee und die kurze, aber steile Traverse lag voll im Lee und war gut eingeblasen. Warten war angesagt. Doch dann klarte der Himmel immer weiter auf und wir konnten los. Die Abfahrt führte uns in den Gafallensaum und weiter entlang des Bortwassers. Diese Route ist landschaftlich absolut cool. Für uns Splitboarder machte diese südlichere Linie viel mehr Sinn, da wir den Gegenhang auf der nördlicheren Route elegant umschiffen konnten. Mit noch besserer Sicht nutzten wir den Nachmittag dann für eine erste Erkundungstour zur Rotstocklücke, bevor wir unser Quartier für die Nacht bezogen: die Vermigelhütte.

Eine Superhütte

Die Vermigelhütte ist einfach fantastisch! Wir hatten sie für uns allein und genossen das Gefühl purer Abgeschiedenheit. Alles, was man für eine Winter-Base braucht, ist dort vorhanden: Die Hütte ist perfekt ausgestattet und gemütlich. Nach Anmeldung per E-Mail hat man Zugang zur gesamten Hütte und kann in der geräumigen Küche einen super funktionierenden Holzherd nutzen. Die Hüttenwartin bringt uns Tourengeher:innen enormes Vertrauen entgegen. Bitte respektiert das während eures Aufenthalts und verlasst die Hütte immer in perfektem Zustand, damit das auch so bleibt! An den Wochenenden ist die Hütte in der Regel bewartet.

Bassa della Rossa und die Line der Lines

Am nächsten Morgen präsentierte sich das Geläuf, wie man es sich nur wünschen kann. Unser erstes Ziel war die Bassa della Rossa am Westgipfel. Dort hatten wir uns ein breites und nicht allzu steiles Couloir ausgeguckt. Das Wetter war stabil und sonnig, der Schnee vielversprechend, die Laune entspannt, und der Spirit hoch: alles da. Schon beim Zustieg spürten wir beide, wie unser Blick immer wieder zu einem markanten, breiten und homogenen Hang unterhalb der Scharte zum Ostgipfel wanderte. Wir sprachen noch nicht darüber, aber irgendwie wussten wir, dass wir da heute noch landen würden.

Zuerst aber die geplante Tour. Die Bassa della Rossa war ein Erlebnis für sich. Die Landschaft dort oben ist großartig. Das breite Couloir lag in wunderbarem Trittschnee, gefolgt von einer Soulabfahrt, wie sie im Buche steht.

Spontaner Abstecher in die Welt unserer Filme

Nach einer kurzen Frühstückspause sind wir – war ja klar – diesen östlicher gelegenen Hang hochgespurt. Oben im Becken unter der Scharte angekommen, haben wir gesehen, dass das letzte Stück gar nicht so wild aussieht. Die Entscheidung, es zu versuchen, war spontan, aber keineswegs Hals über Kopf getroffen. Ein gründlicher Check der Verhältnisse ist hier obligatorisch.

Wir haben die Schneedecke gecheckt und für stabil befunden. Steigeisen und Pickel raus! Go!

Der letzte Anstieg war steil, keine Frage, aber die Mühe und Fokussierung wurden mit einem phänomenalen Ausblick belohnt. Die Abfahrt selbst war dann einmalig für uns. Es gab nicht zu tiefen, aber flotten und griffigen Schnee in einem Gelände, das uns in der Rückschau immer noch den Atem verschlägt.

Solche Lines sehen wir sonst nur in „Videos der Woche”!

Exit: Nebeltag

Am dritten Tag wählten wir den Weg in Richtung Westen, um das Gebiet zu verlassen. Er führte über den Rotstock und das lange Guspistal hinunter, bis wir schließlich die Gotthardpassstraße und damit Hospental erreichten.

Leider war das Wetter deutlich schlechter als vorhergesagt: Nebel, Wind und Kälte, wenig und wenn dann ganz diffuse Sicht – und der Schnee im Guspis war leider nicht mehr ganz so gut. Aber hey, auch das gehört zum Bergsport dazu. Den Gipfel haben wir zwar noch eingetütet, aber dort war dann klar: einfach safe raus. Business as usual.

La Rossa – Ein Splitboard-Revier

Für alle Splitboarder:innen kann ich diese Ecke nur wärmstens empfehlen. Das Gelände ist wie für uns gemacht: Es gibt keine längeren Flachpassagen, sondern vor allem tolle, weite, nicht allzu steile Hänge. Bei entsprechenden Bedingungen bietet das Gebiet viele Möglichkeiten für kreative Lines. Und das genau zwischen SAC-Routen. Hier ist man sicher häufiger mal alleine unterwegs.

Die hier vorgestellte Couloir-Gaudi ist erst im Frühjahr bei entsprechenden Bedingungen möglich.

Das gesamte Gebiet rund um die Vermigelhütte liegt allerdings über 2.000 hm und ist mit der Gemsstockbahn von oben aus quasi erreichbar. In Kombination mit einem Exit über den Oberalppass ist das Gebiet aber auch jetzt in der frühen Saison schon einen Abstecher wert.

Achtung! Das Gelände vom Maighelspass bis zur Maighelsgütte ist eigentlich flat. Hier muss man dann mit dem Splitboard rauslaufen, kann sich aber z. B. mit den Nordhängen am Piz Cavradi belohnen.

So liebe Splitboarder:innen, die Saison beginnt, der erste Schnee ist da. Es ist ja wie beim Pilzesuchen, die richtig geheimen und guten Spots verrät man natürlich nie, aber vielleicht habt ihr auch noch gute Ideen für die frühe Saison? Wo geht ihr so gerne hin? Teilt sie mit uns in den Kommentaren!

Informationen: Ab Vermigelhütte zu Bassa della Rossa.

Exposition: N

Höhenmeter Start: 2039m

Höhenmeter Ziel: 2675m

Dauer: ca. 2h

max. Steilheit im Couloir: etwas > 40 °

Beste Jahreszeit: sicherer Winter, Frühjahr

Anfahrt über Andermatt, Acces via Gemsstock oder Zustieg durch das Unteralptal

Hinweis: Die PG Tourentipps sind allgemeine Beschreibungen von Touren, die uns ganz subjektiv gut gefallen. Unsere Tourentipps BEZIEHEN SICH NICHT AUF DIE AKTUELLEN VERHÄLTNISSE. Lest den Lagebericht und die Wettervorhersage und richtet euch in der Tourenplanung danach.

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare