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SpotChecks

Powdern im Angesicht des Matterhorns

Spotreport Matterhorn Ski-Paradise

von German Wehinger 26.03.2012
Eine der besten Schokoladen der Welt, die Schweizer Toblerone hat dieselbe Form wie das legendäre Matterhorn, das die Locals liebevoll "Horu? nennen. Und wenn das Horu, der angeblich schönste Gipfel der Welt, mir frischem Powder garniert worden ist, dann wird das Skigebiet um das Matterhorn zum echten Freeride-Paradies. Und nach einem perfekten Freeride-Tag schmeckt die bekannte Toblerone beim abendlichen Blick auf die unzähligen 4000er Gipfel, umso besser.

Eine der besten Schokoladen der Welt, die Schweizer Toblerone hat dieselbe Form wie das legendäre Matterhorn, das die Locals liebevoll "Horu? nennen. Und wenn das Horu, der angeblich schönste Gipfel der Welt, mir frischem Powder garniert worden ist, dann wird das Skigebiet um das Matterhorn zum echten Freeride-Paradies. Und nach einem perfekten Freeride-Tag schmeckt die bekannte Toblerone beim abendlichen Blick auf die unzähligen 4000er Gipfel, umso besser.

Zermatt liegt am Ende des Mattertals und im Herzen des Wallis und kann mit seiner beeindruckenden 40004er Kulisse und überwältigenden Gletscherströmen auftrumpfen. Allen voran das einzigartige Matterhorn, das die Walliser liebevoll „Hore“ nennen. Die inneralpine, geschützte Region am Alpenhauptkamm bricht zwar keine Niederschlagsrekorde, dennoch liegen die Schneemengen im Winter 2011/12 über dem langjährigen Durchschnitt. Die anständige Schneelage und der angekündigte ergiebige Schneefall haben uns motiviert das Matterhorn Ski-Paradies zu besuchen und dessen Freeridepotenzial investigativ zu untersuchen.

Jeder Bergfan, der vom Alpinismusfieber gepackt worden ist, sollte zumindest einmal im Leben zum Matterhorn gepilgert sein. Bei unserer Ankunft ist die ankündigte Kaltfront eingetroffen und sie hat uns mit frischem Powder und deutlichen Minusgraden begrüßt. Wie sich herausstellen wird, hat sich diese Entscheidung mehr als gelohnt, auch wenn in diesem Winter direkt vor unserer Haustüre deutlich mehr Schnee liegt.

 Das ca. 5.000 Seelen zählende Dorf Zermatt liegt bereits auf 1.620 m.ü.M. Im Dorf tummeln sich jede Menge Skitouristen aus aller Welt. Zum hektischen Treiben am Bahnhof tragen auch die vielen kleinen Elektroautos bei, die Touristen durch den Ort kutschieren, die Post bringen, die Waren in die Supermärkte liefern und das Baumaterial zu den vielen Baustellen transportieren. Dem Ruf eines idyllischen, aufofreien Bergdorfs kann Zermatt beim Eintreffen nicht gerecht werden. Erschöpft von der langen Reise beziehen wir unser Quartier und studieren beim verdienten Bier das Kartenmaterial um unsere Abfahrten für den nächsten Tag zu planen. Frühmorgens marschieren wir zu den Bergbahnen Richtung Klein Matterhorn, wo wir uns mit drei Locals verabredet haben. 

Das Gebiet um das Klein Matterhorn und Schwarzsee

Pünktlich um 8:15 Uhr treffen wir uns beim Zustieg zum Klein Matterhorn um die Ersten zu sein, die um 8:30 Uhr durch das Drehkreuz gehen und in der Gondel Richtung Berg sitzen. Der Tag beginnt zwar bewölkt und es schneit noch leicht, aber der Wetterbericht lässt auf Sonne hoffen. Die aktuelle erhebliche Lawinenstufe zwingt uns allerdings zu defensivem Verhalten. Während der Fahrt Richtung Schwarzsee über Furi werden in der Gondel zum einen der LVS-Check gemacht und zum anderen die Boots geschnallt, Helm und Brille angezogen, damit wir möglichst direkt in den frischen Pulver abtauchen können. Auf der Zwischenstation Schwarzsee angekommen, werden wir beim Aussteigen sofort wieder in die Bahn verwiesen, da noch Lawinensprengungen durchgeführt werden müssen. Enttäuscht fahren wir weiter zum Trockenen Steg. Hier auf fast 3.000 m fegt uns der eisige Wind um die Ohren. Nach kurzer Orientierung und Beratung geht es weiter hoch mit dem Furggsessellift auf ca. 3.300 m.

Unsere Begleiter verschwenden keine Zeit für eine Aufwärmphase und so geht es direkt in den Powder über den Oberen Theodulgletscher der sehr flach verläuft und bei ca. 30 cm Neuschnee nur in Schussfahrt befahren werden kann. Egal, die Beine sind noch kalt aber die Ski beginnen sofort aufzuschwimmen und das Flow-Gefühl kündigt sich langsam an. Auf Höhe des Trockenen Stegs wird das Gelände steiler. Es eröffnen sich viele verschiedene Abfahrtsvarianten zum Schwarzsee. Ab hier ist das Gelände steil genug um Turns zu fahren, die Faceshots beim Fahren erlauben und der Flowfaktor steigert sich von Turn zu Turn. Aufgrund der schlechten Sicht orientieren wir uns an Stangen, die eine Abfahrtsroute markieren. Angesichts der Lawinensituation und diffusen Sicht nicht die schlechteste Wahl für die erste Linie. Unten angekommen wird der neueste Stand über das Schwarzseegebiet eingeholt. Glück gehabt. Die Sicherungsarbeiten sind abgeschlossen. Von der Bergstation geht es Skiers right zu den möglichen Abfahrtsvarianten durch die Inneri Wälder, die bei schlechter Sicht gut fahrbar sind, da sie durch lichten Lärchenwald verlaufen, der hier bis auf 2.200 m.ü.M. reicht. Bei erheblicher Lawinengefahr muss man die Routen jedoch gut kennen, da sie teilweise über 35° steil sind. Diesen Ablauf wiederholen wir drei Mal bis der steigende Luftdruck die Wolken aufgelöst hat und die Sonnenstrahlen ein kitschiges Winterpanorama erstrahlen lassen. Nun wird es Zeit ins Gornergratgebiet zu wechseln. Dieses Gebiet kann mit einigen interessanten Variantenabfahrten aufwarten, welche sich zwischen Hohtälli und Stockhorn befinden und die dank dem frisch gefallen Schnee alle unverspurt sind.

Freeriden auf dem Triftjigletscher

Vom Gornergrat folgen wir dem Gelände über kurze Steilhänge und Couloirs nach Gant. Gant liegt auf ca. 2.200 m.ü.M. Von hier überwindet man in Kürze mit einer Pendelbahn mehr als 1.000 Höhenmeter und steht dann auf dem Hohtälli auf fast 3.300 Metern. Weiter geht es mit der nächsten Pendelbahn zur Roten Nase, die nur eine Bergspitze weiter entfernt ist. Hier kann man zu einem Schlepplift abfahren mit dem man auf das Stockhorn mit 3.400 Meter gelangt. Auf der Roten Nase steht man in der Mitte des riesigen Offpiste Gebiets, das im oberen Bereich über die Reste des Triftjigletschers verläuft und drei gesicherte Skirouten aufweist. Ein Blick zur anderen Talseite eröffnet einen Blick in die Gletscherwelt von der Monte Rosa über das Breithorn bis hin zum Matterhorn. Der Gornergletscher und der Grenzgletscher vereinen sich im Talboden zu einem riesigen Eisstrom der in Richtung Zermatt fließt. 

Beim Bestaunen des atemberaubenden Panoramas werde ich von einer irritiert wirkenden älteren Frau angesprochen und gefragt, ob dies hier ein Gletscher ist? Verwundert über die Menschen, die man hier oben antrifft, schnalle ich meine Skier an und surfe die gut 1.000 Höhenmeter hinunter in frischem Pulver bis nach Gant und vergesse wieder einmal alle weltlichen Dinge um mich und genieße den Flow. Das Gelände hat eine perfekte Neigung und ist mit gelegentlichen kurzen Steilstufen durchsetzt. Freeride-Könner finden hier auch Couloirs und steilere Felswände. Der einzige Wermutstropfen, sind die vielen unsicheren Ski- und Snowboardfahrer, die sich auf den gesicherten Routen talwärts quälen. Man trifft sie im ganzen Hang skisuchend oder abrutschend an. Aufgrund der unzähligen Geländefahrer verwandeln sich die Skirouten innerhalb eines Tages in eine Buckelpiste. Trotz alledem gibt es noch genügend Platz für Turns im unberührten Schnee. Wenn man neues Terrain sucht, dann wechselt man mit der Verbindungsbahn zum Rothorn-Paradise. 

Rothorn-Paradise mit Panoramablick

Vom Unterrothorn auf über 3.100 Meterm hat man einen tollen Ausblick auf das Matterhorn. Es ragt erhaben über dem Ort Zermatt. Nach einer kurzen Verschnaufpause folgen wir dem Ritzengrad und müssen dann früher oder später entscheiden, ob wir Skiers right in die Tufterchumme oder Skiers left nach Blauherd abfahren. Der Hang nach Blauherd/Tufteren ist über weite Stellen deutlich über 30 Grad steil und hat viele versteckte Haifischzähne (Felsen). Aufgrund der südwestlichen Ausrichtung frisst die Sonne den Pulverschnee in kurzer Zeit. Bei ausreichender Schneelage sind hier mit Sicherheit tolle Firnabfahrten im Frühling möglich.

Will man alle der tollen Freeride-Möglichkeiten auf der Schweizer Seite des Verbundskigebietes Zermatt-Breul Cervinia befahren möchte, ist man schon mehrere Tage beschäftigt. Wenn man genug hat, dann sollte man auch einmal auf die italienische Seite des Skigebiets wechseln. Der Alpenhauptkamm stellt hier eine Wetterscheide dar. Bei einem Südstau profitiert die italienische Seite vom Neuschnee und im Gegenzug beim einem wirklich starken Nordstau die Schweizer Seite. Obwohl die Schneelage momentan auf der italienischen Seite nicht vielversprechend ist, haben wir uns dazu entschlossen, die italienische Seite einen Tag lang zu besuchen. Aufgrund des Zusammenschlusses der Gebiete ist dies kein Problem, vorausgesetzt man verpasst nicht die letzte Verbindung nach Hause. Die Locals erzählen uns, dass sie schon öfters zurückgebliebene Gäste aus Cervinia, welches auf der italienischen Seite liegt, spät abends in Zermatt angetroffen haben.

Stippvisite in Italien

Nach einem Tag mit Bluebird und feinstem Powder auf der Schweizer Seite des Matterhorn Ski Paradise erkunden wir heute den italienischen Teil im Aostatal. Wir sind bei leichtem Schneefall von Zermatt mit den Liften bis auf das Klein Matterhorn gegondelt. Die Wettervorhersage ist durchwachsen, jedoch sollte es im Süden besser sein. Schon bei der ersten Abfahrt von der Bergstation am Matterhorn Glacier Paradies von fast 3.900 Meter Höhe bis nach Valtournenche auf rund 1.500 Meter lichtet sich der Himmel. Wir nützen diese Abfahrt um das vielversprechende kupierte Gelände zu erkunden. Der Wind hat den Neuschnee in diesem Teil des Skigebietes jedoch stark verfrachtet. Kammlagen und exponierte Stellen sind schneefrei. Dafür herrscht hier Traumwetter, da das Schlechtwetter vom Alpenhauptkamm auf der Schweizer Seite des Matterhorns festgehalten wird. In Valtournenche angekommen gönnen wir uns bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein einen Espresso bevor wir uns wieder ins Skigebiet aufmachen. Beim weiteren Erkunden des Gebiets finden wir einige tolle Möglichkeiten für interessante Abfahrten im freien Gelände. Es gibt jede Menge kurze Runs neben der Piste, die immer wieder in die Abfahrt eingebaut werden können. In windgeschützten Bereichen waren sogar noch ein paar Powderturns im Triebschnee dabei. Bei der Abfahrt nach Breuil-Cervinia auf über 2.000 Meter Höhe haben wir in der Nähe des zugefrorenen Lago Giollet eine lange, ca. 35° geneigte Rinne gefunden, die so richtig Spaß macht.

Der Tag auf der italienischen Seite des Skigebiets hat uns gezeigt wie unterschiedlich die Wetter- und Schneebedingungen innerhalb des Matterhorn-Ski-Paradise sein können. Je nachdem, wo es viel Neuschnee gegeben hat bzw. wo das Wetter besser ist, kann man einfach die Seite wechseln. Der italienische Teil des Skigebiets ist weitläufig und landschaftlich sehr schön gelegen. Wir erlebten einen abwechslungsreichen Tag in neuem Terrain bei Traumwetter. Nach Zermatt konnten wir am Abend wieder in 30 cm Pulverschnee abfahren, was übrigens das i-Tüpfelchen dieses Tages war.

Weitere Bilder des Zermatt-Spot-Reports in der Gallery

Fazit 

Zermatt kann mit einer einmaligen Bergkulisse von mehreren 4.000ern punkten. Der Freeride-Bereich erstreckt sich über mehrere Gebiete und viele interessante Freerideabfahrten können hier entdeckt werden. Jedoch ist das Gelände sehr steinig und bedarf an einer dicken Schneedecke, um dieses genußvoll zu befahren können. Ebenso groß ist das Tourenpotenzial in diesem Gebiet. Aufgrund der Höhenlage muss hier beachtet werden, dass man sehr oft in vergletschertem Terrain unterwegs ist und eine dementsprechende Ausrüstung für einige Abfahrten benötigt wird. Grundsätzlich sind für die Größe des Gebiets wenig Skifahrer mit breiten „Latten“ unterwegs. Auch die vielen neostylischen Freerider wie sie in Andermatt oder Disentis anzutreffen sind, sucht man hier vergebens. In Zermatt sind es die Bergführer, die das Terrain fest im Griff haben und die Skitouristen zahlreich ins Gelände führen. Das hohe Preisniveau scheint doch manche Variantenfahrer abzuschrecken, sodass man mit kurzen Aufstiegen nach zwei oder drei Tagen noch unberührte Hänge finden kann.

„Horu“ – wir kommen wieder zum Powdern!

Wissenwertes und Links

Kartenmaterial

  • Freeride Map Zermatt 1:25.000
  • Skitourenkarte Mischgabel 284S 1:50.000
  • Skitourenkarte Arolla 283S 1:50.00

Tourenübersicht (Swisstopokarte)
www.gps-tracks.com

Skigebiet / Unterkünfte
Zermatt-Tourismus


Kosten

  • Parkhaus: ca. 14 CHF/Tag
  • Transfer nach Zermatt: 7,80 CHF (einfach)
  • Tagesticket: 86 CHF (inkl. Italien)

 Alle Preise Stand: März 2012

Fotogalerie

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