Der meteorologische Winter, also Dezember, Januar, Februar, war im Großteil Alaskas, in Nordwest Kanada und phasenweise in Svalbard und Grönland kälter als im klimatologischen Mittel. Überall sonst war es irgendwas zwischen ziemlich mild bis extrem und rekordebrechend warm, mit einer gewissen Tendenz zu letzterem. In Moskau wurde der wärmste Winter seit Beginn der Messungen registriert, mit mehr als 6°C über der durchschnittlichen Wintertemperatur. Der bisherige Rekordhalter lag „nur“ 3°C über dem Durchschnitt, der Rekord wurde also nicht nur knapp gebrochen, sondern mühelos weg gewischt. Je nach dem, wo die normale Durchschnittstemperatur liegt, machen +6°C zudem schnell mal den Unterschied zwischen Schnee und Regen aus. Nicht nur in Moskau fehlt Schnee, auch in Helsinki und weiten Teilen Südskandinaviens ist die Landschaft so braun bzw. grün wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen.
WetterBlog 16 2019/20 | Aussichten und erster Winterrückblick
Weltweit sehr warmer Winter
Auch im Alpenraum waren der meteorologische Winter, und dabei vor allem der Februar, rekordverdächtig warm. Die Meteo Schweiz spricht von einer „neuen Temperaturdimension“. Zum vierten Mal in der Messgeschichte war die Landesmitteltemperatur in den Wintermonaten über dem Gefrierpunkt. Was in den letzten dreißig Jahren hinsichtlich Temperatur als „normaler“ Winter bezeichnet werden kann, wäre in den Perioden davor ein ungewöhnlich milder Winter gewesen. In Deutschland war 2019/20 hinter 2006/07 der zweitwärmste Winter der Messgeschichte, ebenso in Österreich. Die ZAMG weist auf beeindruckende Rekordtemperaturen an manchen Bergstationen hin, etwa +3.9°C am Sonnblick (3109m) am 17. Februar. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur im Februar liegt an dieser Station bei -9°C. In Deutschland scheint die am häufigsten wiederholte Kenngröße der temperaturbedingte Ausfall der Eisweinernte zu sein.
Niederschlag gab es im Winter 2019/20 durchaus, nur eben oft nicht im gewünschten Aggregatzustand. In Deutschland war es großteils überdurchschnittlich nass, in Österreich und der Schweiz war am Alpennordhang ebenfalls, am Alpensüdhang dagegen etwas zu trocken. Schneebezogene Negativrekorde gab es vor allem in tiefen Lagen, beispielsweise gab es in einigen österreichischen Städten noch nie so wenige Tage mit Schneebedeckung
Aussichten
Der Frühlingsanfang gestaltet sich so winterlich, wie der Winter selten war. Durch das sich aufwölbende Kontinentalhoch im Osten wird die Atlantikströmung etwas blockiert und die Frontalzone verwellt sich im Bereich Mitteleuropa. Am heutigen Mittwoch liegt der Alpenraum im Einflussbereich eines Troges in einer kühlen Nordwestströmung. Nach einem noch eher trüben Vormittag wird es nach und nach trocken, am nachmittag sollte auch im Osten teils schon die Sonne durchkommen. Am Donnerstag nähert sich von Westen her die nächste Störung. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt im Westen und Süden, die Schneefallgrenze sinkt von Westen nach Osten, insgesamt wird es wärmer. Die Details dazu überlassen wir dem Orakel, was für heute Abend eine Meldung angekündigt hat. Auch Freitag und Samstag bleiben verbreitet trüb bei wieder etwas tieferen Temperaturen, der Alpensüdhang ist "wetterbegünstigt" bzw. sonniger. Am Sonntag wird es aus heutiger Sicht aufgelockerter, aber nicht strahlend sonnig. Zum Beginn der kommenden Woche meldet sich dann in der Glaskugel zunehmend das Westwetter zurück, in bekannter Manier mit einer deutlich milderen SW Strömung.
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