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WetterBlog 18 2024/25 | Endlich Nachschub, zumindest im Süden

Powder im Süden, im Norden immer noch trocken

12.03.2025 von Lea Hartl
Nach langer Dürre gleich zwei PowderAlarme! Und es geht es zumindest in Teilen der Alpen halbwegs winterlich weiter! Vor allem der Süden profitiert von einem relativ stationären Tiefdruckgebiet, das schräg über Spanien und Frankreich liegt und diese Woche wiederholt Südstau produziert. Im Nord(osten) bleiben die Mengen geringer und werden die Schneelage nicht wesentlich verbessern, hoffentlich aber zumindest die akute Waldbrandgefahr lindern.

Aktuelle Lage und Aussichten

Das im letzten WetterBlog angekündigte Sudden Stratospheric Warming (SSW) hat sich weitgehend vollzogen. Die Troposphäre reagiert und die großräumige Druckverteilung, die sich in den letzten Tagen eingestellt hat, darf zumindest teilweise als Antwort auf das SSW verstanden werden. Der stark verwellte Jet, der sich um ausgeprägte Hoch- und Tiefdruckzentren schlängelt, ist typisch, ebenso die spätwinterlichen Kaltluftausbrüche wie derzeit in Kanada und im Osten der USA. Zwischen Grönland und Island liegt ein ausgeprägtes Hoch, das die Atlantische Westdrift blockiert. Östlich davon liegt ein langgezogenes Tiefdruckgebiet, das sich schräg von Skandinavien bis nach Spanien erstreckt. 

Die (mehr oder weniger) gleiche Konstellation hat schon am Wochenende für Schnee im Südwesten und Südföhn in den Nordalpen gesorgt und bringt dem Alpensüdhang dieser Tage nochmal Nachschub. Die Details hierzu überlassen wir Kollege Orakel - wir erwarten heute noch einen Alarm. Grundsätzlich bleibt es bei der Südstau-Südföhn Kombination mit entsprechenden Niederschlagsschwerpunkten am Alpensüdhang. In den Nordalpen wird nicht viel ankommen, am besten sind die Chancen wohl noch in den Westalpen nahe am Hauptkamm. Die Temperaturen im Norden haben sich verglichen mit letztem Wochenende (+20°C in manchen Tälern!) wieder etwas normalisiert, bleiben aber vor allem in den Föhnlagen sehr mild.

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Trockenheit und Waldbrände

Die letzten Monate waren vor allem in den Ostalpen sehr trocken. In Österreich gab es 2025 bisher weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Niederschlags mit den größten Defiziten im Osten. Es wurden dieses Jahr auch bereits 32 Waldbrände registriert. Die meisten waren klein und wurden schnell gelöscht. Vor allem ein größerer Brand in den Mürzsteger Alpen (Nähe Rax-Schneeberg) beschäftigt die Feuerwehren nach wie vor. Ein ebenfalls relativ großer Waldbrand im Vinschgau (Südtirol) letzte Woche ist mittlerweile gelöscht. Ein Brand im Rotwandgebiet bei Fischbachau (Oberbayern) ließ sich recht eindrucksvoll per Webcam verfolgen. Alle genannten Waldbrände hatten wohl menschliche Ursachen. Die Böden und auch die Vegetation sind zur Zeit sehr trocken, weil die frischen, “saftigen” Triebe noch nicht da sind, dafür aber trockene Pflanzenreste aus dem Vorjahr herumliegen und hervorragendes Brennmaterial abgeben. Eine Zigarette oder eine Glasscherbe reichen mitunter schon, um größeren Schaden anzurichten. Es ist typisch, dass die Waldbrandgefahr in schneearmen Jahren im Frühjahr einen ersten Höhepunkt erreicht, allerdings bleiben die Brandflächen in der Regel kleiner als bei sommerlichen Bränden.

Chaos in den USA

Letzte Woche haben die WB-Kollegen abschließend bemerkt, dass bröckelnde transatlantische Beziehungen keinen Einfluss auf das Wetter haben. Ich möchte ergänzend erwähnen, dass massive Personal- und Budgetkürzungen bei NOAA, NWS und NASA zwar keinen Einfluss auf das Wetter, mittelfristig sehr wohl aber Einfluss auf die Qualität der Wettervorhersagen haben dürften, in den USA und - je nach dem, was dann wirklich umgesetzt wird - auch überall sonst.

Konkrete Beispiele für Auswirkungen der Kürzungenin diesem Sektor gibt es jetzt schon haufenweise, im Kleinen wie im Großen. “Kürzungen” heißt unter anderem, dass zahlreiche Mitarbeitende des staatlichen Wetterdiensts NWS und verwandter Organisationen entlassen wurden. In dünn besiedelten Regionen wie Alaska hatte der NWS schon davor wenig Ressourcen und der Verlust einzelner Mitarbeiter führt mehr oder weniger sofort zu Einschränkungen. In Kotzebue, einem mittelgroßen Dorf an der Nordwestküste Alaskas, wurden nach der ersten Kündigungswelle Ende Februar postwendend die bis dahin täglichen Radiosondenaufstiege eingestellt. Es gehen also Daten verloren in einer Region, wo es sowieso nur wenig Daten gibt, wo klimatische Veränderungen aber besonders schnell von statten gehen und wo es für Modellentwicklunug, und Klima- und Wetterforschung im Allgemeinen wichtig wäre, eine solide Datengrundlage zu haben. Ein Startup möchte in Kotzebue nun mit einem Spezialsensor einspringen und die Radiosonden ersetzen. Das könnte einerseits die Datenlücke schließen, andererseits führt es auch zu Kritik, da sich damit das Tor zur Kommerzialisierung von vormals staatlichen, gemeinnützigen Dienstleistungen und offenen Daten sperrangelweit öffnet. 

So gut wie alle Wetter Apps und online Wetterkarten beruhen auf Daten, die ein staatlicher Wetterdienst produziert und offen zur Verfügung stellt - auch die momentan so schön bunten PowderGuide Schneekarten! Der WetterBlog findet: Per Kettensäge an Wetter und Wissenschaft “sparen” ist eine sehr schlechte Idee!

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