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Wetterblog 21-2016 | Vulkanische Teleconnections

Buchtipp: Tambora – Gillen D'Arcy Wood

von Lea Hartl 22.03.2016
Der Vulkan Tambora befindet sich auf der indonesischen Insel Sumbawa. Im April 1815 brach Tambora aus, mit weitreichenden Konsequenzen nicht nur für die nähere Umgebung, sondern für die ganze Welt. Der WetterBlog hat darüber kürzlich ein Buch gelesen.

Der Vulkan Tambora befindet sich auf der indonesischen Insel Sumbawa. Im April 1815 brach Tambora aus, mit weitreichenden Konsequenzen nicht nur für die nähere Umgebung, sondern für die ganze Welt. Der WetterBlog hat darüber kürzlich ein Buch gelesen. 1815 gab es Indonesien noch nicht und Sumbawa war Teil der Dutch East Indies. Ebenfalls in der Gegend unterwegs waren die Engländer, unter anderem in Form der East India Trading Company. Die genauesten der spärlichen Aufzeichnungen zum Tambora Ausbruch stammen von einem solchen Englischen Handels- bzw. Piratenjägerschiff. Der Kapitän notierte in den ersten April Wochen in sein Tagebuch, dass es Asche geregnet hatte, die man mühsam vom Deck putzen musste. Das Ausmaß der durch den Ausbruch verursachten Zerstörung auf Sumbawa wurde erst viel später bekannt. In den Dörfern auf der fruchtbaren Vulkaninsel starben zehntausende. Ähnlich wie in Pompeii wurden Siedlungen vollständig von Schlamm und Asche begraben.

In Vulkanwinter 1816 - Die Welt im Schatten des Tambora (bzw. englische Version) geht es trotzdem in erster Linie nicht um die unmittelbaren Folgen des Ausbruchs für die nahe Umgebung. Vielmehr wird Tamboras Rolle als Katalyst des Weltgeschehens dargelegt - von Hungersnöten bis zu literarischen Strömungen. Das Buch ist eine Art Abhandlung über diesen speziellen Ausbruch als Mutter aller Teleconnections. 1809, wenige Jahre vor Tambora, gab es einen weiteren großen Vulkanausbruch in den Tropen, über den noch weit weniger bekannt ist und von dem man nur aus Eisbohrkernen weiß. Der kombinierte Effekt dieses Unbekannten und Tamboras machte die 1810er Jahre zur kältesten Dekade der kleinen Eiszeit, jener kühlen und initial vermutlich ebenfalls vulkanisch bedingten Phase von etwa 1250 bis 1850, an deren Ende das letzte größere glaziale Maximum stand, dessen Moränen man noch immer bewundern kann. Der berühmte Ausbruch des Krakatau 1883 kann weder mit Tambora, noch dem Unbekannten von 1809 mithalten und ist nur deshalb so bekannt, weil kurz zu vor die Telegraphie erfunden wurde und sich die Neuigkeit so entsprechend schneller verbreitete. Tambora jedenfalls erreicht als einer von nur etwa einem halben Dutzend Ausbrüchen im Holozän die Stufe 7 auf der VEI Skala, die die „Explosionskraft" eines Vulkanausbruchs misst. Eine andere Messgröße, der IVI (ice-core volcanic index) nimmt nur jene Ausbrüche auf, deren Asche es in die Stratosphäre (und früher oder später ins Eis der Pole) schafft und die damit großräumig Einfluss auf das Wetter nehmen können. Hier ist Tamboras Status umstritten, es war jedoch einer der größten Ausbrüche des zweiten Jahrtausends nach Christus, zusammen mit einem weiteren Unbekannten 1258, dem Mount Kuwae 1452 und dem Huaynaputina 1600. Der Autor hat einen ziemlichen Narren an Tambora gefressen und hält den Ausbruch für nicht minder wichtig wie den sagenumwobenen Ausbruch Santorins 1628 v.Chr., der mit dem Ende der Minoer, der Legende von Atlantis und dem biblischen Exodus der Israeliten aus Ägypten in Verbindung gebracht wird.

1816, das Jahr nach Tambora, ging als „Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein. Weltweit sank die Temperatur und Witterungsmuster verschoben sich teils drastisch. In Indien brach als Folge des gestörten Monsuns eine Cholera Epidemie aus, die sich bis nach Europa ausbreitete. In vielen Weltgegenden fiel die Ernte aus, schwere Hungersnöte folgten, beispielsweise in der Chinesischen Provinz Yunnan, aber auch in Teilen Europas. Der Autor zeichnet die Auswirkungen von Tambora noch viel weiter und findet Zusammenhänge zu sozialem Umbruch, dem Aufkommen des Opiumhandels, der Entwicklung der Eiszeittheorie, sowie Kunst und Literatur der folgenden Jahrzehnte (Mary Shelley und ihr Frankenstein führen quasi durch das Buch). Das mag stellenweise übertrieben, beziehungsweise in der Argumentation stark vereinfacht sein, dennoch wird die vielschichtige Abhängigkeit der menschlichen Gesellschaft vom Klima anschaulich und eindrücklich erklärt. Das ganze ist gut lesbar, auch weil es eben nicht nur um rein naturwissenschaftliche Fakten geht. Leseempfehlung!

Wetteraussichten

Wir haben momentan eher nicht mit geheimnisvollen Machenschaften irgendwelcher weit entfernten Vulkane zu tun, sondern mit einem Mittelmeertief, dass in letzter Zeit über der Iberischen Halbinsel saß und nun ein wenig nach Osten rutscht. Dort findet es Anschluss zu kalter Luft noch weiter im Osten und sorgt noch bis morgen (Donnerstag) für kühles Wetter mit unergiebigen Schneeschauern in den Ostalpen. Am Karfreitag wird es zunächst mit Zwischenhocheinfluss freundlicher, es folgt allerdings bald eine ordentliche Warmfront (milder, nass, Schnee nur weit oben), die teils schon Freitag Nachmittag, spätestens Samstag in Erscheinung tritt. Das Ostereiersuchen am Sonntag kann man dann zumindest im Norden voraussichtlich wieder bei Sonnenschein erledigen, es wird föhnig. Die Woche nach Ostern wird unbeständig. Der genaue Verlauf ist noch unsicher, aber es bleibt tendenziell relativ kühl und wechselhaft.

 

 

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