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WetterBlog 5 2020/21 | Mild, windig, Zukunft ungewiss

Schnee erstmal nicht in Sicht

von Lea Hartl • 16.12.2020
Die südlicheren Teile des Alpenraums bis zum Hauptkamm und etwas darüber hinaus haben nach der extremen Südstaulage nun eine ordentliche Basis, während die Nordalpen noch warten müssen. Die unterschiedlichen Bedingungen sieht man derzeit auch gut in den CRs: Im Süden und Südwesten powdert es sich prima, im nördlichen Salzburger Land muss ein Reporter mit Skitouren auf gefrorenem Acker, leicht angezuckert, vorlieb nehmen.

Beide Seiten müssen mit der Scheelage, die sie derzeit haben, erstmal weiter klar kommen. Zwischen einem Tief westlich der Britischen Inseln und einem Hoch über Nordafrika liegt Mitteleuropa in einer leichten SW Anströmung. Wer jetzt meint, dass der nächste Dump im Süden ansteht, wird enttäuscht. Verglichen mit der PowderAlarm-Südlage ist die aktuelle Strömung wesentlich schwächer und hat eine deutliche Westkomponente. Außerdem ist der Kern des Tiefs „falsch“, also zu weit nördlich und westlich, positioniert. So besteht keine Chance, warme feuchte Mittelmeerluft anzuzapfen. Kleinere Störungen bringen hier und da hohe Wolken, aber keinen nennenswerten Niederschlag. Auf den Bergen meldet sich der Föhn mit kräftigen Böen, aber auch das fällt weit weniger extrem aus als beim letzten Mal. Teilweise kann der Wind in die Täler vordringen, aber es ist anzunehmen, dass die Kaltluftseen nicht überall ausgeräumt werden und sich die Hochnebeldecke teils halten kann.

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Ensemble Prognosen

Bis zum Wochenende sind keine spannenden Änderungen zu erwarten. Danach sind die Ahnungen der Glaskugel schwer zu deuten. Da die aktuelle Lage nicht so viel hergibt, betrachten wir heute das Wesen der viel zitierten Glaskugel etwas genauer: Genau genommen handelt es sich dabei – Überraschung! - nicht um eine Glaskugel, wie sie der Wahrsager um die Ecke besitzt, sondern um Ensemble Prognosen. Wie der Name schon andeutet, gibt es dabei nicht nur einen Modelllauf, der uns die wahrscheinlichste Entwicklung zeigt, sondern viele verschiedene. Ein Ensemble eben. Man lässt das Modell mit in vielen, leicht unterschiedlichen Varianten rechnen und erhält ebenso viele, leicht unterschiedliche Ergebnisse, die zusammen genommen die potentiell zu erwartende Entwicklung abdecken. Je besser die Ergebnisse übereinstimmen, desto weniger Unsicherheiten gibt es. Wenn die Ergebnisse breit streuen, ist die Zukunft undeutlich bzw. das Bild in der Glaskugel verschwommen.

Ensemble Prognosen machen die zwei hauptsächlichen Unsicherheitsquellen in Wettermodellen sichtbar: 1) Wir kennen den Anfangszustand, mit dem wir das Modell starten lassen, nicht zu 100 %, da wir nicht für jeden Punkt der Erde und der Atmosphäre genaue, aktuelle Wetterdaten haben. Kleine Unterschiede in den Anfangsbedingungen können aber mitunter große Auswirkungen haben, besonders bei längeren Vorhersageperioden. Wenn man den Anfangszustand im Rahmen der anzunehmenden Werte variiert und damit mehrere Modellläufe füttert, sieht man, wie sich diese Abweichungen auf die Prognose auswirken. 2) Das Modell kann die Wirklichkeit nicht perfekt abbilden. Manche Modellparameter sind zu kompliziert, um sie in jedem Modelllauf exakt zu berechnen. Sie werden parametrisiert oder sonst wie abgeschätzt. Auch dieser Effekt kann bei Ensemble Prognosen berücksichtigt werden, in dem die entsprechenden Parameter in jedem Lauf leicht verändert werden.

Das Bild links zeigt eine Ensemble Prognose des ECMWF für Innsbruck vom 15. bis zum 24. Dezember. Das oberste Panel zeigt die Temperatur in 850 hPa, in der Mitte ist der Niederschlag (6 Stunden Summe), unten das Geopotential. Die dicken Linien sind der Haupt- und der Kontrolllauf. Der Hauptlauf ist ein hochauflösender Lauf ohne Veränderungen der Anfangsbedingungen, wie er für die normale Wetterprognose zum Einsatz kommt. Der Kontrolllauf startet mit dem gleichen Anfangszustand, hat aber eine geringere Auflösung, wie auch die Ensembleläufe. Das spart Rechenzeit.

Man sieht in alle drei Plots gut, dass die Unsicherheiten ab Sonntag/Montag zunehmen: Am Anfang sind die dünnen, gestrichelten Linien ziemlich nah aneinander. Es ändert sich wenig an unserer langweiligen SW Strömung. Etwa ab Sonntagnacht gehen die Linien auseinander. Es gibt wärmere und kühle Optionen, welche mit Niederschlag und ohne. Es kommt durchaus vor, dass die Ensembles für Prognosen in einer Woche deutlich besser übereinstimmen. Dass sie es hier nicht tun, zeigt, wie unsicher die Entwicklung ist.

Die Grafik stammt direkt von der ECMWF Website. Man kann dort Städtenamen oder Koordinaten eingeben, um den eigenen Standort anzuschauen, den Startzeitpunkt und die Darstellungsform einstellen. Diese Abbildungen, wie auch viele andere, stehen erst seit ein paar Wochen zur freien Verfügung. Das ECMWF hat einen großen, sehr wertvollen Schritt in Richtung Open Data getan und viele Prognoseprodukte frei geschaltet, die zuvor Wetterdiensten und anderen professionellen, zahlenden Benutzern vorbehalten waren. Danke dafür, bitte so weiter machen und den Rest auch noch zugänglich machen!

Und an Frau Holle, Ullr und alle, die sonst vielleicht zuständig sind: Bitte für Schneenachschub sorgen!

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