Ein gewaltiges Steak mit Baked Potato, Salat, einer Vorspeise und Eis-Brownies zum Nachtisch und das alles für 12 Dollar. Genau so muss das Abendessen in einer richtigen Wild West Ranch aussehen. Wir fanden die Ranch zufällig am Wegesrand in der Kleinstadt Montrose auf dem Weg von Crested Butte nach Telluride. Gut gestärkt nahmen wir schließlich die letzten Meilen in die alte Mienenstadt inmitten der mächtigen San Juan Mountains in Angriff.
Während man im stilvollen historischen Zentrum von Telluride vor allem Bed and Breakfast Unterkünfte findet, hat sich in den letzten Jahren auf einem Hochplateau 300 Meter über dem Ort das Mountain Village mit zahlreichen Hotels und Appartements aller Couleur gebildet. Nicht verwunderlich, dass unser feudales Zimmer im Capella Hotel größer war als unsere heimische Wohnung. "Ski in Ski out" bekommt Dank der amerikanischen Service-Auffassung in Telluride eine ganz neue Dimension. Nicht nur, dass das Capella Hotel direkt an der Piste liegt, nein, die Jungs und Mädels vom Ski-Depot legen die Ski so akkurat für die Gäste hin, dass man wirklich direkt einsteigen und losfahren kann.
Heliskiing stand an Tag fünf unseres Colorado Roadtrips auf dem Programm. Telluride verfügt über eines von insgesamt lediglich zwei Heliski Unternehmen, die es in Colorado überhaupt gibt. Nach einer kurzen Einweisung von LVS-Bedienung bis hin zu "wie steige ich am besten in den Heli ein" ging es los. Aus der Luft bekamen wir erstmalig einen Eindruck über die Größe und die Pracht der San Juan Mountains.
Dann hinaus aus dem Heli und hinein in den ersten Warm-up-Run, der zunächst noch recht gemütlich war. Schließlich wollten sich die Guides ja erstmal ansehen, wen sie so alles dabei hatten. Die angeflogenen Hänge waren genau so, wie man es von vielen Heliski-Bildern kennt: unberührt und in epischer Breite. Bei der zweiten Abfahrt schalteten wir bereits einen Gang hoch. 15-20 lange Turns, volle Geschwindigkeit, das Spritzen des trockene San Juan Powders und das fernab jeglicher Zivilisation; Was für ein Feeling! Gegen Mittag zogen Wolken herein. Der Pilot wusste jedoch, dass weiter nördlich die Sicht noch besser war und so flogen wir eine gute Viertelstunde hinüber in die nördlichen Gefilde von Helitrax-County. Hier sind die Hänge etwas steiler. Nicht extrem, aber genau so, dass sie guten Skifahrern richtig Spaß bereiten. Bei 30 Zentimeter Neuschnee spielte es auch keine Rolle, dass die Sonne inzwischen den neuerlichen Schneefällen gewichen war.
Bei einem guten Colorado Fat Tire Bier ließen wir schließlich mit unseren australischen Mitstreitern den Heliski Tag gebührend ausklingen. Am nächsten Tag stand die Erkundung des Skigebiets von Telluride auf dem Programm, das wir bisher nur aus der Luft gesehen hatten.
Das Skigebiet von Telluride
Mit 18 Liften und einem "Vertical Drop" von fast 1400 Höhenmetern gehört das Tellurideskiresort zu den größten und vor allem anspruchsvollsten Gebieten Colorados. Mit knapp über 4.000 Metern ist der Palmyra Peak der Hauptspielplatz für Freerider. Der Aufstieg zum Gipfel von der Bergstation Prospect Express dauert ca. 45 Minuten. Die Runs in den steilen Couloirs haben es in sich. Da das Wetter an diesem Tag nicht gerade zum Shooten einlud, konnten wir getrost die Kamera wegstecken und uns voll und ganz dem Skifahren hingeben. Mit Vollgas schossen wir also unseren Begleitern Tom und Bryan hinterher, die ihr Home-Resort natürlich wie ihre Westentaschen kennen. Neben der Vielzahl an möglichen Varianten in Prospect und Revelation Bowl ist es vor allem die Abfahrt hinunter nach Telluride downtown, die diesem grandiosen Skiresort ihren Stempel aufdrückt. Und auch wenn Telluride in der Gunst der europäischen Reiseanbieter nicht unbedingt in der ersten Reihe steht, so kann ich nur sagen: Genau wie Crested Butte ist auch Telluride ein absoluter lohnender Stopp bei einem jeden Ski-Roadtrip durch Colorado.