Am Anfang eine gewisse Idee
Einmal Spitzbergen der Länge nach durchqueren: 700 km, 40 Tage auf Ski, 40 Nächte im Zelt. Und: die Reise filmisch dokumentieren. Mit ‚End to End Svalbard‘ habe ich meinen ersten großen Expeditionsfilm gedreht. Natürlich habe ich mich in den Monaten vor der Expedition körperlich bestmöglich vorbereitet – das hätte ich mir sparen können. Schon am ersten Tag traf mich die mentale Überforderung mit voller Wucht, und die erfolgreiche Fertigstellung des Films fühlte sich für mich so weit entfernt an wie nie. Wie ich diese mentale Blockade erlebt und überstanden habe, erzähle ich hier.
Eine Reise ins Ungewisse
Es ist ein kalter Morgen in Longyearbyen. Blauer Himmel zeigt sich, es ist ruhig in diesem arktischen, fast unwirklichen Ort. In einem kleinen, verschneiten Gässchen nahe dem Ufer, zwischen typisch norwegisch bunten Holzhäuschen, warten zehn Schneemobile auf uns, bereit zur Abfahrt. Die Motoren brummen auf und wecken vermutlich den ein oder anderen Anwohner. Gemächlich geht es Richtung Ortsausgang.
Abgesehen davon, dass Schneemobilfahren – neben der brutalen Lautstärke und dem konstanten Geruch nach Abgasen – doch relativ viel Spaß macht, bin ich gedanklich woanders. Ich konzentriere mich weniger auf die fünfstündige Fahrt, die jetzt vor uns liegt, als vielmehr auf das, was die eineinhalb Monate danach kommt. Jetzt umzukehren—und das auch noch den Sponsoren erklären zu müssen – wäre schwieriger, als die nächsten sechs Wochen durchzustehen.
Wir sind auf Spitsbergen, der größten Insel der Inselgruppe Svalbard, ungefähr zwischen Norwegen und dem Nordpol. Auf diesen Morgen – oder besser gesagt: auf die kommenden 40 Tage – haben mein Freund Jonas, ich und fünf norwegische Freunde gut eineinhalb Jahre hingearbeitet. Unser Ziel: Wir wollen die komplette Insel von Süd nach Nord durchqueren, auf Ski.