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Abenteuer & Reisen

Kaschmir – Gulmarg [Teil II]

Reise-Infos Kaschmir

von Jan Sallawitz 19.10.2008
Heute soll unser erster Tag im frischen unverspurten Kaschmir-Powder werden. Wir treffen unseren Guide Mamout, der uns aber gleich berichtet, dass heute die Gondel nicht laufen wird...

                        Apres-Ski auf indisch...

 Heute soll unser erster Tag im frischen unverspurten Kaschmir-Powder werden. Wir treffen unseren Guide Mamout, der uns aber gleich berichtet, dass heute die Gondel nicht laufen wird... ...Die Lawinenkommission, bestehend aus der indischen Skipatrol und zwei Amerikanern, haben heute zum ersten Mal die Möglichkeit Lawinen zu sprengen. Da der Berg im Grenzgebiet zum verfeindeten Pakistan liegt, war es aus Sicherheitsgründen untersagt jegliche Art von Sprengungen durchzuführen. Inzwischen ist dies anscheinend erlaubt und die Lawinenkommission ist sich nicht sicher, ob nicht gleich der ganze Berg mitsamt den riesigen Wechten die den Grat auf über 4000 m einrahmen ins Tal sausen. Die Sicherheit geht vor also steht die Gondel. Mamout schlägt vor, die Waldabfahrten neben der Passstraße runter ins Tal zu nehmen. Wir werden mehr als belohnt und schießen im metertiefen Pulverschnee ins Tal. Dort werden wir von einem Taxi abgeholt das uns wieder hoch zum Ausgangspunkt bringt. Dies bleibt für den ganzen Tag unsere Beschäftigung und die Waldabfahrten sind unglaublich gut. Bauchtief im Powder pflügen wir durch den Winterwald und fahren anschließend eingequetscht im viel zu kleinen Taxi, teils auf dem Dach sitzend, wieder hoch zum Ausganspunkt.


                        Nacht-Action in Gulmarg? bei soviel Schnee ist vieles möglich!

Heute ist Sonntag und viele Kaschmires wollen den freien Tag in den Bergen verbringen. Fahrzeuge im erbärmlichsten Zustand kämpfen sich die Straße hoch teils ohne Schneeketten oder mit selbstgebauten Provisorien wie z.B. Seile, die um die Räder gebunden sind. Am Straßenrand sind Schneeschaufler im Einsatz die die ganze Passstraße nochmals dort in Form bringen, wo die nagelneue Schneefräse made in Germany, nicht alles weggeschafft hat. Das totale Chaos wird von unglaublichen Szenen gewürzt aber mit vereinten Kräften werden die Autos nach oben geschoben. 

Endlich ist es soweit…

 Der nächste Tag soll endlich unser Tag werden. Die Sonne soll scheinen und die Gondel geöffnet werden. Beim Sprengen am Vortag bewegte sich keine der erwarteten Wechten und auch der ganze Schnee in den Rinnen blieb trotz der Sprengungen dort, wohin er gefallen war. Wir sind die ersten an der Gondel, aber wieder nichts. Die Lawinenkommission will erneut den Berg beurteilen und wir stehen wartend an der Kasse. Nach endlosem Warten kommt der Kartenverkäufer, verkauft aber immer noch keine Karten, da das finale OKAY fehlt. Eine Stunde später die Erleichterung - das FINALE OKAY! Der Karten-Mann verkauft die ersten Karten, schließt seine Kasse und geht. Was ist denn jetzt?! Aber kein Problem, er war nur mit dem Verkaufshäuschen nicht zufrieden und stellt sich einen Tisch und Stuhl an eine andere Stelle und verkauft weiter. "Relax this is Kaschmir!" Die Gondel fährt uns endlich bei strahlendem Sonnenschein hoch auf 3950 m. Oben weht ein strammer Wind aus dem uns zu Füssen liegenden Pakistan. Im Kaschmir-Tal östlich vom Mt. Aphawart hängt der Nebel und die mächtigen Berge des Himalayas geben dem Panorama eineb gebührenden Rahmen.

Das Gulmarg Skigebiet wird nicht präpariert...

 ...lediglich ein Ziehweg führt von der Mittelstation ins Tal. Die einzige offizielle, aber auch nicht präparierte Abfahrt von der Bergstation ist die Bowl direkt unter der Gondel. Rechter und linker Hand davon gibt es unzählige Rinnen und Rücken, die 1000 Höhenmeter tief ins Tal fallen. Wir entscheiden uns, gleich den Rücken der "Hapat Khued Bowls" zu nehmen. Der Einstieg geht an einer ca. sechs Meter hohen Wechte vorbei und der folgende Rücken führt uns im feinsten Powder nach unten. Auf ca. 3400 m ü. NN empfängt uns ein lichter Birkenwald in den wir eintauchen und kurz drauf fahren wir schon an den ersten wettergegerbten Fichten vorbei, die hier bis auf 3300 m wachsen. Was für eine Abfahrt? an dessen Ende wir bei einem kleinen Kiosk anhalten. Der Wirt bäckt uns leckeres, indisches Nan mit Gemüse zur Stärkung. Schweigend und genießend sitzen wir da vor der Hütte auf Plastikstühlen; die Plastiktische haben Plastiktischdecken und es stehen Blumenvasen mit Plastikblumen auf dem Tisch und dazu leuchtet der Mt. Aphawart im Abendlicht kitschig rot.  Nach drei weiteren schönen Tagen ist wieder Schnee angekündigt, genau gesagt "Heavy Snow" und das bedeutet, es kommt viel Schnee und die Möglichkeit dass die Gondel läuft, ist so gut wie nicht vorhanden.

Schlechtwetter-Alternative – der Dal-See

Als Alternative steht Srinargar und der Dal-See zur Verfügung. Noch am selben Abend fahren wir ins Tal, um dort die Nacht auf einem Hausboot zu verbringen. Es ist im kolonialen Stil ausgestattet: Kristallkronleuchter, Holzschnitzereien und ausgelegt mit Perserteppichen. Zu den üppig ausgestatteten Schlafzimmern, gehören eigene Bädder mit wunderschönen alten Fliesen. Es ist wie ein kleiner Palast aus Tausendundeinernacht. Mit einem Marsala Tee in der Hand genießen wir den Ausblick von der Veranda über den glatten, samtschwarzen Dal See. Im Sommer blühen auf den Inseln und den schwimmenden Gärten unzählige Lotosblumen. Am nächsten Morgen werden wir von einem Langboot abgeholt und der Fährmann gondelt uns durch die alten Wasserstraßen, vorbei an Märkten und Geschäften, die nur vom Wasser aus zu erreichen sind. Händler die mit ihren Booten unseren Weg kreuzen, nutzen die Gelegenheit ihre Waren feilzubieten. Schmuck, Antikes und vor allem Kaschmir-Pullis und -Schals wollen sie uns verkaufen. Der Preis von bis zu 600 Dollar für einen Kaschmir-Schal lässt selbst bei den widrigen Wetterverhältnissen von minus 5 Grad unsere Geldbeutel in den Taschen. Bei schönem Wetter, die tief verschneiten Berge im Hintergrund und milden Temperaturen muss der Dal See ein traumhafter Ort sein. Wir können uns gut vorstellen, dass hier früher der berühmte Zwischenstopp der Hippies auf dem Weg nach Indien war. 

Es schneit wieder…

und wir kommen spät abends die verschneite Passstraße nach Gulmarg wieder hoch. Mittlerweile sind bereits 60 cm Neuschnee während eines Tages gefallen. Als ich morgens aus dem Fenster blicke, schneit es immer noch. Kurze Zeit später stellen wir fest, dass gar nichts mehr geht, wir sind eingeschneit. In 30 Stunden kamen 120 cm Neuschnee hinzu und die Passstraße wurde kurz nach unserer Hochfahrt, gestern Abend, von einem umgestürzten Baum blockiert. Die Straße ist dicht, die Gondel läuft nicht also laufen wir mit Schneeschuhen ein kleines Stück hoch Richtung Mt. Apharwat. Als wir gerade im hüfttiefen Champagne-Powder ins Tal fahren, kommt die Sonne raus – und so hat sich auch dieser Tag voll gelohnt.  

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