Gegen drei Uhr nachmittags brachen wir von Revelstoke auf in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel: Die Kleinstadt Nelson BC mit ihrem Skigebiet Whitewater. Von Glück können wir sprechen, dass wir Revelstoke so frühzeitig verließen. Die Straße entlang des Columbia Rivers ist bei Sonnenschein einfach Hit verdächtig. Genau so wie man sich Kanada vorstellt. Rechts und links des Flusses steigen die Hänge der Rockies empor und in der Ferne blinken die Gletscher.
In Nakusp, ca. 40 Minuten südlich von Revelstoke mussten wir unser schönes SUV auf die Fähre befördern. Die Fahrt über den Columbia River und die Arrow Lakes dauert ca. 25 Minuten. Wer diese Überfahrt im Dunkeln macht, der verpasst definitiv etwas.
Nelson, BC ist der erste Ort auf unserer Tour, den man guten Gewissens als Kleinstadt bezeichnen kann. Ihren Ursprung hat die Stadt wie so viele in den Kootenay Rockies dem Bergbau zu verdanken. Oberhalb des Kootenay Lakes gelegen versprüht die Stadt mit ihren vielen restaurierten Gebäuden eine Mischung aus Glanz vergangener Zeiten und angenehmer "Laid-Back-Atmosphere".
Das Skigebiet von Whitewater liegt ca. 20 Minuten von der Stadt entfernt. Der Kessel, in dem die breite Zufahrtsstraße schlussendlich verschwindet, erinnert uns sofort an Hochfügen, nur das die möglichen "Vertical Meters" hier deutlich geringer sind. "Couloir Heaven!" entfährt es mir, als wir aus dem Auto aussteigen. Selten habe ich einen Ort gesehen, an dem man mit einstündigen Hikes ähnlich viele Couloirs befahren kann.
Die zwei Sessellifte des Gebietes spiegeln richtig das Lebensgefühl von Nelson wieder. Ob diese Lifte einst aus Eigenherstellung stammten, ließen sich die Liftboys nicht entlocken. Den Eindruck machten die hölzernen Lehnen und Sitzflächen in jedem Fall.
Wie schon in Kicking Horse und Revelstoke ist es auch hier bemerkenswert, wie viele unterschiedliche Runs mit gerade mal zwei Liften möglich sind. Nach je einem Warm-Up Run auf jeder Seite fuhren wir auf der Backside der Summit-Seite in das rückseitige Bowl. Bei 50 cm Powder ließen wir es in den Bäumen richtig krachen. Am Ende des Runs trafen wir ca. 1,5 km unterhalb des Skigebietes auf die Zufahrtsstraße. Klar, dass in Kanada bereits das erste Auto anhält, um Freerider wieder mit hinauf zu nehmen. Ohne diese gegenseitige Mithilfe ginge es in diesem dünn besiedelten Land auch gar nicht.
Den Nachmittag nutzten wir für eine Foto-Session. Da der letzte Schneefall bereits drei Tage her war, waren die meisten einfach zu erreichenden Lines bereits ausgefahren. Mit kleineren Hikes wurden wir aber dennoch fündig und waren nach einer guten Stunde mit unserer Ausbeute mehr als zufrieden.
Zum Abschluss des feinen Skitages gönnten wir uns noch eines der großen Couloirs. Ca. 45 Minuten Aufstieg waren nötig bis wir schlussendlich von oben in die Rinne einsahen. Ein Sprung, und ab ging es. Was für eine geile Rinne.
Fazit zu Whitewater: Klein aber fein! Wer hierher kommt sollte allerdings Felle einpacken!
Text: Martin Hesse; Fotos: Jessica Haupt