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Abenteuer & Reisen

Winter in Argentinien [Teil I]

La Alta Cordillera

von Lea Hartl 16.10.2008
Das Südamerikanische Skierlebnis beginnt für unsereins meist in einem Flughafen weit weg von Südamerika. Es folgen ein 15 Stunden Flug, eine mindestens ebenso lange Busfahrt (oder auch zwei), staubige, fremde Städte und Menschen, die viel zu schnell reden, als dass man sie mit magerem Touristenspanisch verstünde...


                        3 Tonnen Gepäck ...

Das Südamerikanische Skierlebnis beginnt für unsereins meist in einem Flughafen weit weg von Südamerika. Es folgen ein 15 Stunden Flug, eine mindestens ebenso lange Busfahrt (oder auch zwei), staubige, fremde Städte und Menschen, die viel zu schnell reden, als dass man sie mit magerem Touristenspanisch verstünde...

Das ist mein dritter Winter in Argentinien...

...und inzwischen habe ich gelernt, dass es einer gewissen entspannten Grundhaltung bedarf, um hier glücklich zu werden. Die Uhren laufen langsamer, genaues Planen ist so utopisch wie sinnlos und wenn man den Anschlussbus mal wieder verpasst hat, schläft man halt auf dem Skisack, den zerrt man schließlich nicht umsonst mühsam durch die Gegend. Wer sich länger hier aufhält, entwickelt entweder eine ziemlich unerschütterliche Gemütsruhe, das Zen der Argentinien Reisenden, oder aber ein Magengeschwür.

Nach eingehender Befragungen meiner Informanten vor Ort, beschließe ich Patagonien aufgrund Schneemangels erstmal zu meiden und mache mich von Buenos Aires auf den Weg nach Mendoza. Von hier geht es weiter die kurvige Passstrasse Richtung Chile hinauf nach Los Penitentes. Der winzige Ort liegt auf 2500 Metern und lebt hauptsächlich von argentinischen Touristen, die das kleine Skigebiet besuchen. Breite Ski und Tourenbindungen sieht man kaum, dafür viele Familien und unterhaltsames Chaos an den Anfängerliften. Ich treffe zwei Bekannte, die sofort eine lange Tour zum Cerro Falsa Las Leñas unternehmen wollen, einem das Skigebiet überragenden 4000er. Wir schaffen es nicht ganz zum Gipfel, kommen aber in den Genuss gut 1000 Höhenmeter andinischen Powders.

Eigentlich hatte ich vor länger zu bleiben

Zu tun gibt es genug, aber meine von kanadischen Schneemassen verwöhnten Begleiter wollen nach Vallecitos – und den Luxus einer Mitfahrgelegenheit in ihrem Leihauto mit Allradantrieb kann ich nicht ausschlagen. Gerüchten von einem extrem trockenen Saisonstart dort zum Trotz machen wir uns vollbeladen auf den Weg.

Vallecitos wird von vielen Aconcagua Ambitionierten als Basis für Akklimatisierungstouren im nahegelegenen La Plata Massiv genutzt. Die Ansammlung von Hütten und der klapprige, alte Sessellift liegen auf knapp 3000 Metern im Schatten von 5000ern wie dem Cerro Rincón, einer imposanten Felswand, – durchzogen von Couloirs, die Skifahrerherzen höherschlagen lassen.

Leider liegt hier wirklich kaum Schnee und abgesehen von ein paar Tagesausflüglern mit Plastikschlitten, sind wir die einzigen, die uns mit wintersportlichen Absichten hierher verirrt haben. Nach zwei Tagen im ausgesprochen gemütlichen Refugio San Bernardo und einigen so landschaftlich beeindruckend-, wie Skifahrerisch schrecklichen Touren fahren wir zurück nach Mendoza. Die Träume von den potentiellen Lines mit 2 Meter mehr Schnee werden uns noch eine Weile erhalten bleiben.

Auf der Suche nach besseren Schneeverhältnissen

geht es weiter nach Las Leñas, wo es diesbezüglich tatsaechlich besser aussieht. Der Skibetrieb hier steht und fällt mit dem Wind. Wenn die Lifte, beziehungsweise der legendäre und besonders anfällige Marte Sessellift laufen, ist das erschlossene Terrain kaum zu schlagen, was Weitläufigkeit und eine Fülle von steilen, ästethischen Lines angeht. Fast bin ich froh, das Marte während meiner Woche hier meistens stillsteht, so muss ich mich nicht über verpassten Powder ärgern, weil die 190 Pesos Tageskarten mein Budget übersteigen. Ich begnüge mich mit gelegentlichen, heimlichen Liftpoaches, nach einer Tour von oben kommen, durchaus möglich. Entgegen dem ersten Anschein eignet sich Las Leñas recht gut für Möchtegern-Skibums mit wenig Geld wie mich, es braucht nur ein wenig Laufbereitschaft und Anspruchslosigkeit die Unterkunft betreffend.

Die Tourenmöglichkeiten sind auch hier mehr oder weniger endlos. Meine in Penitentes erlaufenen Blasen entwickeln sich zu eitrigen Löchern in meinen Fersen und nach ein paar Gewaltmärschen mit den Kanadiern lasse ich es etwas gemütlicher angehen. Die Berge entlang der Straße unterhalb des Skigebiets und der Hotelkomplexe bieten einiges an Potential und ich suche mir hier für die nächsten Tage ein paar Lines, die ich in entspannterem Tempo und mit ausgedehnten mittäglichen Sonnenbädern hinauf stapfe. Der Himmel ist blau, der Schnee pulvrig, die Berge schön und ich genieße die Einsamkeit der Anden, die hier nicht mal von Flugzeugen oder Verkehr, geschweige denn anderen Skifahrern, gestört wird.

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