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Die Skiberatung | Ein Besuch bei Sport Conrad

Welcher Freerideski ist denn nun der richtige für mich?

von Fritz Crone 10.12.2024
Der Herbst hat uns mehrere Wochen schönes Hochdruckwetter geboten und den Schnee vom September größtenteils weggeschmolzen, doch so langsam dürfte der Winter an Fahrt aufnehmen. Zeit, der Sport-Conrad-Filiale in Penzberg einen Besuch abzustatten. Auf über 2000 m² erstreckt sich das Sortiment und konzentriert sich vor allem im Winter auf Freeride, Ski alpin, Skitouren, Snowboard und Splitboard. Sebastian erwartet uns bereits, er arbeitet seit mehreren Jahren als Verkäufer bei Sport Conrad.

Wir haben uns heute mit ihm getroffen, um über das Thema Skiberatung zu sprechen. Es soll um Freerideski gehen und dafür ist Sebastian der perfekte Ansprechpartner, denn wenn man ihn auf Ski trifft, dann abseits der Piste. Vorbei an Winterbekleidung und Rucksäcken führt er uns zu seinem Lieblingsbereich.

Sebastian führt mich in die Welt der Freerideski und erklärt mir als Erstes die verschiedenen Skitypen und wie sie sich voneinander unterscheiden. Er unterscheidet da grob zwischen drei Arten von Ski-Shapes: Traditionelle, bei denen die Bindung weiter hinten montiert wird, um über die Schaufel zu carven, progressive Ski-Shapes, die entwickelt wurden, um Freeriden zugänglicher zu machen und Freestyle-orientierte, bei denen die Bindung mittiger montiert ist, um die Drehfreudigkeit des Skis zu unterstützen und um mit Tailrocker + Twin Tip Switch Fahren/Landen zu ermöglichen. In allen Kategorien gibt es Ski, die für langsameres Tempo bestimmt sind, aber auch Ski für hohes Tempo und technisch schwierige Abfahrten.

Bevor ich mir nun Gedanken um die Skilänge mache, versuche ich herauszufinden, welcher Ski-Shape zu mir passt. Traditionelle Shapes sind angelehnt an das Konzept von Rennski, das heißt, der Ski soll über die Schaufeln bzw. den vorderen Teil des Skis gefahren und gedreht werden. Damit das möglich ist, werden die Ski so konstruiert, dass der Montagepunkt der Bindung und die schmalste Stelle des Skis weit hinter der tatsächlichen Mitte des Skis liegen. Weil jedoch das Tail kürzer ist, muss es härter sein, um Kontrolle zu bieten. Das erschwert jedoch, dass man den Ski mal über die Tails steuern kann, sollte man mal aus dem Gleichgewicht kommen oder ermüden. Deswegen verzeihen traditionelle Shapes weniger Fehler. Werden sie allerdings sauber gefahren, bieten sie unvergleichbar hohe Kontrolle und Kantenhalt. Auf dem Freeridemarkt gibt es nur noch wenige Ski, die den Rennski-nachempfundenen, traditionellen Shapes zuzuordnen sind. Die Bedingungen ändern sich häufig von einer Abfahrt zur nächsten und sind selten „perfekt“, außerdem wollen Skihersteller möglichst vielen SkifahrerInnen das Freeriden ermöglichen. Das Ergebnis ist ein weiterer Skityp, der progressive Ski-Shape, welcher entwickelt wurde, um im Gelände einfacher fahren zu können.

Bei progressiven Ski-Shapes wandert die schmalste Stelle des Skis und der Montagepunkt der Bindung etwas nach vorne. Nun lässt sich der Ski leichter drehen und konstruktionsbedingt muss das Tail nicht mehr ganz so hart sein, was den Ski fehlerverzeihender macht. Mit dem Montagepunkt der Bindung wandert auch der Schwerpunkt nach vorne. Um ein Absaufen/Einstechen der Schaufeln im tiefen Schnee zu verhindern, werden diese etwas breiter konzipiert. Das reicht allerdings häufig nicht aus, daher muss auch der Fahrstil leicht angepasst werden und die Fahrerin oder der Fahrer muss insbesondere bei weichen Verhältnissen den Druck aus den Schaufeln nehmen. Das bedeutet zentraler am Ski stehen, aufrechter Fahren. Das geschieht ganz intuitiv, denn schließlich will man seine Schaufeln über dem Schnee fahren sehen.

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Der dritte Skityp richtet sich an Freestyle-orientierte FreeriderInnen. Verspieltes Fahren und Tricks stehen im Vordergrund, und das sieht man den Ski an. Der Montagepunkt der Bindung wandert in den Bereich der tatsächlichen Mitte des Skis und die Tails besitzen Tailrocker und ein Twin-Tip, um Switch fahren und landen zu können. Der Montagepunkt macht die Ski sehr drehfreudig, verkürzt aber auch die effektive Länge der Ski vor dem Skischuh und bringt den Schwerpunkt so weit vor, dass nun mit einer angepassten Skitechnik gefahren werden sollte, damit die Schaufeln im tiefen Pulver nicht absaufen. Bei harten Verhältnissen fällt das weniger ins Gewicht. Die Konstruktionen der Tails unterscheiden sich in verschiedenen Ansätzen, mal sind sie härter, um eine verlässliche Plattform für Landungen zu bieten, mal sind sie weicher, um ein surfigeres Gefühl zu vermitteln oder beim Landen im tiefen Pulver zuverlässig die Tips wieder herauszubringen. Insbesondere bei den Freestyle-orientierten Ski, gibt es laut Sebastian nicht nur weiche Nudeln, sondern auch schwere und extrem belastbare Ski (für hohes Tempo und hohe Klippen), die sich insbesondere bei Contest-FahrerInnen großer Beliebtheit erfreuen.

Nun haben wir uns einen Überblick über Skitypen verschafft, und es ist klar geworden, dass der individuelle Fahrstil mit dem Skityp zusammenhängt. Als Nächstes reden wir über die Mittelbreite. Freerideski fangen bei etwa 100 mm Mittelbreite an. Mit zunehmender Breite eignen sich die Ski besser für tiefen Pulverschnee. Die Mittelbreite bestimmt neben dem Skityp den Einsatzbereich des Skis. Mit etwa 100 mm breiten Ski kann man großartig auf weichen Pisten, aber auch im Gelände bei harten Bedingungen fahren. Außerdem haben sie etwas Auftrieb, falls über Nacht Schnee gefallen ist. Viele Skihersteller bieten Ski mit Mittelbreiten um 106 mm an, für den Alpenraum stellt das eine vielfältige Mittelbreite dar, mit der man abseits der Pisten bei allen Bedingungen Spaß haben wird. Eine Stufe breiter befinden wir uns etwa bei 112 mm Mittelbreite. Die Ski funktionieren bei harten Bedingungen schon weniger gut, spielen ihre große Stärke bei weichen Verhältnissen, also wenigen bis einigen Zentimetern Neuschnee, aus. Breite Ski, mit über 116 mm Mittelbreite, schwimmen im tiefen, weichen und unverspurtem Pulverschnee auf. Auch wenn sie sich bei den tiefsten Bedingungen im Winter am besten fahren lassen, bieten sie auch an weniger perfekten Tagen ausreichend Reserven für spaßige Abfahrten.

Als nächstes reden wir über das Gewicht von Skiern, denn immer mehr Hersteller bieten heutzutage auch leichte Ski an. Sebastian zieht die Grenze grob bei 2 kg für den einzelnen Ski bei einer Länge von etwa 180 cm. Schwerere Ski zeichnen sich durch größere Laufruhe aus und sind auch in schlechten Verhältnissen leichter zu kontrollieren. Leichte Ski unter 2 kg, montiert mit einer Hybridbindung (z.B. Salomon Shift oder Marker Duke PT) ermöglichen wunderbares Freeriden und die Option zum Skitouren gehen für kürzere Aufstiege. Das Gewicht wird maßgeblich durch den Skikern bestimmt, schwere Ski haben häufig einen Kern aus Esche oder Pappel (etwas leichter). Skikerne aus Esche oder Pappel gelten als besonders hochwertig. Für leichte Ski ist ein solcher Kern aber meist undenkbar, zumeist wird dann auf Paulownia und/oder Karuba zurückgegriffen. Extrem leichte Hölzer, die trotzdem steif sind. Durch Glas- und Carbonfaser, Titanalplatten und andere Materialien werden die Eigenschaften des Kerns verstärkt oder gedämpft, sodass die Konstruktion die Flex- und Fahreigenschaften des Skis mitbestimmt wird.

Apropos Konstruktion von Ski. Wie steht es eigentlich um Ski für Frauen? Sebastian erzählt, dass die allermeisten Hersteller bei der Konstruktion nicht mehr zwischen Frauen und Herren unterscheiden. Eher ist man dazu übergegangen, zwei verschiedenfarbige Topsheets anzubieten und kürzere Längen zu bauen. Bei Freerideski scheinen die geschlechterspezifischen Unterschiede größtenteils überwunden zu sein, die bei Pisten-Ski noch immer aufrechterhalten werden.

Nun habe ich bereits eine Vorstellung davon, welcher Skityp, welche Mittelbreite, welcher Gewichtsbereich und welche Konstruktion für mich infrage kommt. Zeit, sich Gedanken um die Länge des Skis zu machen! Sebastian erklärt mir die verschiedenen Faktoren, von denen dies abhängt. Generell werden Freerideski mindestens in Körpergröße gefahren, eher sogar länger. In diesem Punkt gehen die Empfehlungen für Pistenski und Freerideski übrigens auseinander. Generell empfiehlt Sebastian für Freerideski, die vor allem zum Touren gehen benutzt und dementsprechend mit Pin-Bindung montiert werden, körperlange Ski. Sie erleichtern das Meistern von Spitzkehren und sparen Gewicht, zusätzlich lässt sich ein kürzerer Ski etwas kraftsparender fahren und das kommt nach einem kräftezehrenden, langen Aufstieg den meisten zugute.

Die Skilänge hängt außerdem maßgeblich mit Skityp, Fahrstil und Fahrkönnen zusammen. Wenn ich gerne sehr schnell, aggressiv fahre und große Klippen im Gelände springe, bietet ein längerer Ski mehr Laufruhe. Die hohe Laufruhe langer Ski ist vor allem bei hohen Geschwindigkeiten spürbar, die zusätzlichen Masse dämpft Schläge besser, die Länge sorgt dafür, dass die Ski nicht so leicht aus der Bahn geworfen werden. Die verhältnismäßig größere Plattform unterstützt bei Landungen von großen Sprüngen und sorgt für mehr Auftrieb im tiefen Schnee. Außerdem ist die effektive Kantenlänge (also die Kantenlänge, die beim Carven tatsächlich im Schnee hält) länger. Das ermöglicht lange gecarvte Schwünge mit überlegenem Kantenhalt. Dadurch entsteht auch der erste Nachteil, denn die lange effektive Kante verhindert die Drehfreudigkeit. Das spürt man dann, wenn man generell langsamer fährt oder etwa am Ende des Skitags, wenn die Beine müde werden. Kürzere Ski sind also durch ihre Drehfreudigkeit kraftsparender zu fahren und bieten sich daher an, wenn ich gerne gemütlich fahre oder etwa Tricks im Gelände ausprobiere.

Nun aber nochmal etwas detaillierter und zurück zu den Skitypen vom Anfang unseres Gesprächs. Traditionelle Ski-Shapes ähneln vom Konzept am ehesten Rennski. Konstruktionsbedingt gehören traditionelle Shapes zu den laufruhigen Freerideski mit einer langen effektiven Kante. Sie sollten mindestens in Körpergröße gefahren werden, gerne auch etwas länger, allerdings sollte bedacht werden, dass es bei der verhältnismäßig langen effektiven Kante in der Regel nicht nötig ist, die Ski sehr lang (größer als +10 cm Körpergröße) zu fahren. Entscheidest du dich für einen traditionellen Skishape, legst du sicher viel Wert auf Carving und solltest auch den Radius (der mit Skilänge größer wird) mit in deine Überlegungen zur perfekten Skilänge einbeziehen. Fährst du lieber kleinere Radien, wähle die kleinste sinnvolle Skilänge aus, bei großen Radien eher die größte sinnvolle Skilänge. Progressive Ski haben häufig weniger effektive Kante, das Rocker-Konzept unterscheidet sich schon stark von traditionellen Ski-Shapes, zugunsten fehlerverzeihender Fahreigenschaften. Bei progressiven Ski, mit ausgiebigem Rocker, wird die effektive Kante kürzer, ein guter Grund den Ski etwas länger zu fahren!

Für körperlange Ski (also Mindestlänge) sprechen folgende Gründe: Du benutzt den Ski ausschließlich zu Touren und du fährst gerne gemütlich im Gelände. Ansonsten solltest du definitiv in Betracht ziehen, den Ski mit etwa +5 cm über Körpergröße zu fahren, der Ski gewinnt an Laufruhe und effektiver Kante und wird bei höherem Tempo mehr Spaß machen. Willst du ein maximum an Laufruhe für sehr hohe Geschwindigkeiten und hohe Klippen, kannst du den Ski +10 bis +15 cm über Körpergröße fahren. Für Freestyle-orientierte Ski gilt eine ähnliche Empfehlung, zumal die effektive Kantenlänge häufig durch ausgeprägte Tip- und Tail-Rocker weiter sinkt. Dabei sollte man bedenken, dass kürzere Ski sich definitiv besser zum Erlernen von Tricks eignen. Wenn du dich also wirklich auf Tricks im Gelände spezialisierst, kann dir ein kürzerer Ski (Körperlänge) den Fortschritt erleichtern. Das bedeutet aber auch, dass du auf einer kleineren Plattform landen musst. Häufig ist deshalb ein Kompromiss, im Sinne von „so kurz wie möglich, so lang wie nötig“ (etwa 0 bis +5 cm) gut. „So lang wie möglich, so kurz wie nötig“ (etwa +5 bis +15 cm) wiederum würde gelten, wenn du gerne schnelle, steile Lines fährst und ab und zu einen Trick integrierst.

Im Beratungsgespräch verschafft sich Sebastian einen detaillierten Überblick über meine Vorlieben beim Skifahren, anhand derer er mir drei Paar Ski zur Auswahl stellt. Aber wie finde ich da nun den richtigen? Sebastian kann beruhigen, die Unterschiede zwischen den ausgewählten Ski fallen eher gering aus, mit jedem der ausgewählten Ski würde ich glücklich werden. Um jetzt den richtigen zu finden, erklärt mir Sebastian noch einmal detailliert die Unterschiede der drei Modelle. Nicht zuletzt darf auch der Bauch mitentscheiden, fühlt sich ein Ski besonders richtig an? Da ist es praktisch, die Ski einmal in der Hand zu haben, zum Biegen und Wiegen. Sollte einem dennoch die Entscheidung schwerfallen, rät Sebastian zum Probefahren.

Zuletzt frage ich Sebastian wie viele Paar Ski ich denn jetzt besitzen sollte: „n + 1“ antwortet er und lacht, immer ein Paar mehr.

Die Beratung durch Sebastian hat mir großen Spaß gemacht. Steht man vor der Entscheidung, einen neuen Ski zu kaufen, kann man sich sicher sein, dass man bei Sport Conrad bestens beraten wird und gleichzeitig aus einem sehr breiten Angebot auswählen kann. Eine Kombination, die ihresgleichen sucht. Bei den anwesenden VerkäuferInnen, insbesondere natürlich bei Sebastian, bin ich leidenschaftlichen FreeriderInnen begegnet, die ihr Wissen bereitwillig teilen und akribisch nach dem besten Ski für die KundInnen suchen. Bei der Entscheidung, einen neuen Ski zu kaufen, will man sich sicher sein, den richtigen auszuwählen. Sich Zeit für eine vernünftige Beratung zu nehmen macht Spaß und steigert die Chancen, dass man mit seinem neuen Ski glücklich wird, enorm. Vielen Dank an Sebastian für die tolle Beratung und die interessanten Einblicke, ich komme gerne wieder!

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