Apropos Konstruktion von Ski. Wie steht es eigentlich um Ski für Frauen? Sebastian erzählt, dass die allermeisten Hersteller bei der Konstruktion nicht mehr zwischen Frauen und Herren unterscheiden. Eher ist man dazu übergegangen, zwei verschiedenfarbige Topsheets anzubieten und kürzere Längen zu bauen. Bei Freerideski scheinen die geschlechterspezifischen Unterschiede größtenteils überwunden zu sein, die bei Pisten-Ski noch immer aufrechterhalten werden.
Nun habe ich bereits eine Vorstellung davon, welcher Skityp, welche Mittelbreite, welcher Gewichtsbereich und welche Konstruktion für mich infrage kommt. Zeit, sich Gedanken um die Länge des Skis zu machen! Sebastian erklärt mir die verschiedenen Faktoren, von denen dies abhängt. Generell werden Freerideski mindestens in Körpergröße gefahren, eher sogar länger. In diesem Punkt gehen die Empfehlungen für Pistenski und Freerideski übrigens auseinander. Generell empfiehlt Sebastian für Freerideski, die vor allem zum Touren gehen benutzt und dementsprechend mit Pin-Bindung montiert werden, körperlange Ski. Sie erleichtern das Meistern von Spitzkehren und sparen Gewicht, zusätzlich lässt sich ein kürzerer Ski etwas kraftsparender fahren und das kommt nach einem kräftezehrenden, langen Aufstieg den meisten zugute.
Die Skilänge hängt außerdem maßgeblich mit Skityp, Fahrstil und Fahrkönnen zusammen. Wenn ich gerne sehr schnell, aggressiv fahre und große Klippen im Gelände springe, bietet ein längerer Ski mehr Laufruhe. Die hohe Laufruhe langer Ski ist vor allem bei hohen Geschwindigkeiten spürbar, die zusätzlichen Masse dämpft Schläge besser, die Länge sorgt dafür, dass die Ski nicht so leicht aus der Bahn geworfen werden. Die verhältnismäßig größere Plattform unterstützt bei Landungen von großen Sprüngen und sorgt für mehr Auftrieb im tiefen Schnee. Außerdem ist die effektive Kantenlänge (also die Kantenlänge, die beim Carven tatsächlich im Schnee hält) länger. Das ermöglicht lange gecarvte Schwünge mit überlegenem Kantenhalt. Dadurch entsteht auch der erste Nachteil, denn die lange effektive Kante verhindert die Drehfreudigkeit. Das spürt man dann, wenn man generell langsamer fährt oder etwa am Ende des Skitags, wenn die Beine müde werden. Kürzere Ski sind also durch ihre Drehfreudigkeit kraftsparender zu fahren und bieten sich daher an, wenn ich gerne gemütlich fahre oder etwa Tricks im Gelände ausprobiere.
Nun aber nochmal etwas detaillierter und zurück zu den Skitypen vom Anfang unseres Gesprächs. Traditionelle Ski-Shapes ähneln vom Konzept am ehesten Rennski. Konstruktionsbedingt gehören traditionelle Shapes zu den laufruhigen Freerideski mit einer langen effektiven Kante. Sie sollten mindestens in Körpergröße gefahren werden, gerne auch etwas länger, allerdings sollte bedacht werden, dass es bei der verhältnismäßig langen effektiven Kante in der Regel nicht nötig ist, die Ski sehr lang (größer als +10 cm Körpergröße) zu fahren. Entscheidest du dich für einen traditionellen Skishape, legst du sicher viel Wert auf Carving und solltest auch den Radius (der mit Skilänge größer wird) mit in deine Überlegungen zur perfekten Skilänge einbeziehen. Fährst du lieber kleinere Radien, wähle die kleinste sinnvolle Skilänge aus, bei großen Radien eher die größte sinnvolle Skilänge. Progressive Ski haben häufig weniger effektive Kante, das Rocker-Konzept unterscheidet sich schon stark von traditionellen Ski-Shapes, zugunsten fehlerverzeihender Fahreigenschaften. Bei progressiven Ski, mit ausgiebigem Rocker, wird die effektive Kante kürzer, ein guter Grund den Ski etwas länger zu fahren!
Für körperlange Ski (also Mindestlänge) sprechen folgende Gründe: Du benutzt den Ski ausschließlich zu Touren und du fährst gerne gemütlich im Gelände. Ansonsten solltest du definitiv in Betracht ziehen, den Ski mit etwa +5 cm über Körpergröße zu fahren, der Ski gewinnt an Laufruhe und effektiver Kante und wird bei höherem Tempo mehr Spaß machen. Willst du ein maximum an Laufruhe für sehr hohe Geschwindigkeiten und hohe Klippen, kannst du den Ski +10 bis +15 cm über Körpergröße fahren. Für Freestyle-orientierte Ski gilt eine ähnliche Empfehlung, zumal die effektive Kantenlänge häufig durch ausgeprägte Tip- und Tail-Rocker weiter sinkt. Dabei sollte man bedenken, dass kürzere Ski sich definitiv besser zum Erlernen von Tricks eignen. Wenn du dich also wirklich auf Tricks im Gelände spezialisierst, kann dir ein kürzerer Ski (Körperlänge) den Fortschritt erleichtern. Das bedeutet aber auch, dass du auf einer kleineren Plattform landen musst. Häufig ist deshalb ein Kompromiss, im Sinne von „so kurz wie möglich, so lang wie nötig“ (etwa 0 bis +5 cm) gut. „So lang wie möglich, so kurz wie nötig“ (etwa +5 bis +15 cm) wiederum würde gelten, wenn du gerne schnelle, steile Lines fährst und ab und zu einen Trick integrierst.
Im Beratungsgespräch verschafft sich Sebastian einen detaillierten Überblick über meine Vorlieben beim Skifahren, anhand derer er mir drei Paar Ski zur Auswahl stellt. Aber wie finde ich da nun den richtigen? Sebastian kann beruhigen, die Unterschiede zwischen den ausgewählten Ski fallen eher gering aus, mit jedem der ausgewählten Ski würde ich glücklich werden. Um jetzt den richtigen zu finden, erklärt mir Sebastian noch einmal detailliert die Unterschiede der drei Modelle. Nicht zuletzt darf auch der Bauch mitentscheiden, fühlt sich ein Ski besonders richtig an? Da ist es praktisch, die Ski einmal in der Hand zu haben, zum Biegen und Wiegen. Sollte einem dennoch die Entscheidung schwerfallen, rät Sebastian zum Probefahren.
Zuletzt frage ich Sebastian wie viele Paar Ski ich denn jetzt besitzen sollte: „n + 1“ antwortet er und lacht, immer ein Paar mehr.
Die Beratung durch Sebastian hat mir großen Spaß gemacht. Steht man vor der Entscheidung, einen neuen Ski zu kaufen, kann man sich sicher sein, dass man bei Sport Conrad bestens beraten wird und gleichzeitig aus einem sehr breiten Angebot auswählen kann. Eine Kombination, die ihresgleichen sucht. Bei den anwesenden VerkäuferInnen, insbesondere natürlich bei Sebastian, bin ich leidenschaftlichen FreeriderInnen begegnet, die ihr Wissen bereitwillig teilen und akribisch nach dem besten Ski für die KundInnen suchen. Bei der Entscheidung, einen neuen Ski zu kaufen, will man sich sicher sein, den richtigen auszuwählen. Sich Zeit für eine vernünftige Beratung zu nehmen macht Spaß und steigert die Chancen, dass man mit seinem neuen Ski glücklich wird, enorm. Vielen Dank an Sebastian für die tolle Beratung und die interessanten Einblicke, ich komme gerne wieder!