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Materialtests

Materialtest | Konvoi Nevado Splitboard

One Splitboard to rule them all?!

von Tobias Leistenschneider 15.12.2022
Splitboards werden mittlerweile angeboten wie Sand am Meer. Jede Saison bleiben bewährte Bretter am Markt, neue kommen hinzu, andere verschwinden wieder. Verschiedene Hersteller versuchen sich über unterschiedliche Designs und Shapes von der Masse abzuheben, um damit im immer größer werdenden Splitboardmarkt gesehen zu werden. Welche Kriterien man schlussendlich beim Kauf eines Splitboards für sich am stärksten gewichtet, muss jede:r für sich selbst irgendwie beantworten.

Oftmals geht man dabei einen Kompromiss ein, da sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen. Trotzdem bleibt der Traum vom idealen Brett lebendig.Aber gibt es das eine Brett überhaupt? Das eine, das alle Fragen beantwortet?Ich habe meins gefunden.

Erster Kontakt

Aufmerksam wurde ich auf "Konvoi Snowboards", als plötzlich ein Bus mit einem riesigen Aufkleber in meinem Viertel stand. Nach kurzer Internetrecherche stieß ich auf die Webseite von Ben Dietermann, auf der die beiden Snowboards mit ihren Splitboardvarianten zuerst nur als leichte Shapeskizzen erkennbar waren.

Angezogen von der Schlichtheit und der Konzentration auf das Wesentliche habe ich die Seite verfolgt und fast ungeduldig auf erste Bilder dieser Bretter gewartet. Diese sollte ich nicht bekommen. Es kam besser. Ich durfte sie anfassen! Im Blog kam ein Termineintrag zum Kennenlernen und Bretter anschauen und Fachsimpeln in einer Schnapsbrennerei gleich ums Eck. Da bin ich hin. Ich habe Ben Dietermann kennen gelernt und konnte bei einem Bierchen die Snowboards inkl. Innenleben in Händen halten. Nicht nur wegen des Schnapses war dann eigentlich klar, dass ich sicher eins der heißen Teile bestellen würde.

Ben riet mir zur 169er Länge. Was?! So lang, wie ein Ski? Ich habe mich nicht getraut, ihm zu widersprechen und ich würde mich mittlerweile schwer tun, ein kürzeres Brett zu fahren. Zu Beginn waren die Boards rar. Man musste auf Produktionschargen warten und hoffen, bald dran zu kommen. Ende Dezember 2018 war es dann soweit und eine der ersten Versionen des Konvoi Nevado Splitboards kam per Kurier zu Hause an.

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Erster Eindruck

Geil. Schwarz. Kein Print. Das gefiel mir und gefällt mir noch heute.

Oha, wirklich lang.

Oh, die Channels. Schaut ja witzig aus.

Hm, die 3D Nose. Das wird sicher gut.

Dazu Plum Hooks und Karakoram Clips. Super sauber geschnittene Kohla Felle im Konvoi Beutel. Das hat alles Hand und Fuß. Das Material der Seitenwangen und des Topsheets sprechen eine klare Sprache: gebaut, um zu funktionieren und zu halten. Und das tun sie. Technisch wie optisch, denn wo kein Design ist, da kann eine Schramme ersteres nicht zerstören. Im Gegenteil, sie wird selbst zu einer Art von Gebrauchsdesign.

Das Brett

Das Nevado wurde als Splitboard konzipiert. Es ist kein zersägtes Solidboard. Das merkt man sofort. Das Fishtail, die super lange Nose und der moderate Camber wollen nur eins: nach vorne. Auf wie ab. Die Bretthälften liegen treu und zielstrebig in der Spur oder spuren am liebsten eh selber. Die Nose schwimmt super auf. Mit einer Mittelweite von 254mm ist das Ganze auch nicht übermäßig breit, was ich besonders im Aufstieg sehr schätze.

Die Channels neben den Außenkanten - eine Erfindung von Ben, zu der er uns auf der nächsten Seite einige Details verrät -  komprimieren den Schnee und bilden eine Art Podest, so dass man gefühlt mehr Kantenhalt bekommt und weniger zur Seite wegrutscht.

Die 3D geformte Nose schwingt leicht zur Seite auf, so dass man dort weder im Aufstieg noch in der Abfahrt mit Verkanten oder Schneeschieben zurechtkommen muss. Der Flex des Nevado ist in meinen Augen perfekt gelungen. Das Brett ist nicht zu weich und nicht zu hart. Gepaart mit dem 7m Radius gelingt einfach alles. Es steht bei harten Bedingungen stabil auf der Kante, ist in steilen und technischen Passagen aber extrem schnell gedreht. Im Pulverschnee kommt alles zusammen und ich lande immer mit einem dicken Grinsen im Tal.

Der Wow! Effekt

Das Konvoi Nevado fährt sich so gut, dass man es fahren muss, um es zu glauben. Im ersten Winter wurde es aus dem Stand in die Top4 Selection von www.splitboarding.eu (Seite existiert leider nicht mehr) getestet, gleich neben Amplid Milligramm und co. Dort stand es auch in der vergangenen Saison zum wiederholten Mal.

Doch was macht den Wow-Effekt aus? Warum bin ich immer noch, nun in der vierten Saison, so zufrieden? Warum habe ich überhaupt kein Interesse mehr daran (was ich vorher definitiv ständig hatte), ein anderes Brett zu fahren oder zu testen?

Naja, zwei Punkte. Zum einen fährt es einfach so gut, dass ich mir aktuell nicht vorstellen kann, ein besseres Brett zu finden. Zum anderen aber, und das ist der Punkt, geht das Ding nicht kaputt. Ben hat ein Brett entwickelt, dass einfach alles mitmacht und wegsteckt.

Das Nevado wird in Tschechien gefertigt. Dort wird sorgfältig gearbeitet und vor allem besonders langsam laminiert, wodurch die einzelnen Schichten des Aufbaus solider zusammenhängen. Dann wird ein sehr dicker Gummistreifen an den Seitenwangen eingebaut, was dämpft, aber auch Kratzer an den sensiblen Stellen neben der Kante gut verträglich machen. Der Belag als solches ist auch dicker als bei Boards von der Stange.

Das Beste ist, dass das Brett knapp über 3 kg Gesamtgewicht bei 169 cm ein sehr leichtes Setup möglich macht.

Fazit

Ich habe meinem Nevado bisher sehr viel zugemutet. Bestimmt 200+ kurze und lange Touren in jeglichem Gelände. Über Steine und Wiesen, über Eis und durch Pulver. Es wurde bisher einmal von Freddi Andes (www.valhalla.ski) geserviced und sieht eigentlich aus wie vor vier Jahren. Das ist der Knaller!

Für den Moment bin ich auf der Suche nach meinem ultimativen Splitboard am Ziel angekommen!

Danke Ben, für deine Arbeit und Entwicklung!

I earn my turns with ease.

Beste Grüße aus dem Schwarzwald.

Vorteile und Nachteile

+cleanes Design, zeitlos

+perfekt ausgewogenes Splitboard

+Boardhälften nicht zu breit

+unsinkbare Nose

+3D Shape und Channels

+sehr robuste, langlebige Verarbeitung

+inkl. perfekt zugeschnittener Felle+Preis/Leistung

+local

- leider hin und wieder vergriffen

Details

 Preis: 930 Euro inkl. Kohla Mix-Mohair Fellen

Nose Width 29,6 30,3 31,0 32,2
Waist Width 24,2 24,8 25,4 26,4
Tail Width 28,7 29,3 30,0 31,3
Radius 620 660 700 700

Interview mit Konvoi-Mastermind Ben Dietermann zur Funktionsweise der "Channels"

PG: Hey Ben, super, dass du dir kurz Zeit für unsere Nachfragen genommen hast. Erzähl doch mal ein bisschen, wie kam es denn zu diesen Channels?

Wer Konvoi ein bisschen kennt, der weiß, dass es uns nicht darum geht, mit sinnlosen Gimmicks aufzufallen, sondern eben lieber mit zweckdienlichen, ausgefeilten Details um die Ecke kommen. Dazu muss man wissen, dass die meisten Snowboardmarken Entwicklung nur über ihre Boardproduzenten betreiben können. Und diese Produzenten wollen Bretter bauen und nicht mit aufwendigen Einzelstücken mit neuen Features die Produktion blockieren. Dementsprechend bleibt es eher bei Stangenware und tatsächlicher Fortschritt ist die Ausnahme.

Wir hingegen haben eine zwar kleine, aber sehr gut aufgestellte Werkstatt und können so auch mal eher abwegige Ideen schnell umsetzen und dann direkt am Berg das tatsächliche Potenzial ausloten. So lief es auch mit den Channels. Bei unseren bindungslosen Powsurf Boards hatten wir schon einiges an Erfahrung mit dem Potential von dreidimensionalen Features gemacht und somit lag es auf der Hand, das auch bei den Snowboards und Splitboards einfließen zu lassen.

Gedacht, getan und dann einige Prototypen gebaut und getestet. Der positive Effekt auf den Kantenhalt hat uns sofort begeistert, aber Finetuning war gefragt. Denn egal ob eisiger Ziehweg, Powder pur oder doch stark zerhacktes Gelände, die Channels durften auf keinen Fall Beeinträchtigungen mit sich bringen.

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PG: Okay, kurze Wege zur Werkstatt sind also der Schlüssel zur Entwicklung. Aber jetzt mal konkret: Wie funktionieren die Channels denn jetzt genau? Und wie funktioniert das mit dem Wachsen? Soll man die Channels mitwachsen?

Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Man muss sich einfach den Querschnitt der Kantenpartie mit den Channels anschauen. Die eigentliche Kante bekommt hier durch die Geometrie der Channels einen anderen Eingriffswinkel und so verstärkt sich der Kantenhalt. Und gerade in schwierigem, sehr zerfahrenem oder stark windgeplagtem Gelände ist das ein entscheidender Bonus und ein wahrer Confidence Boost.

Ein Snowboardbelag kommt immer mit geschliffener Struktur daher, denn diese ist entscheidend für die Gleiteigenschaft. Solche Strukturen sind alles Channels im Makrobereich, ergo helfen auch alle dreidimensionalen Features bei der Geschwindigkeit, eben auch die Channels.

Klingt gut, ist gut! Und mit einem Föhn und einer Bürste statt Bügeleisen und Abziehklinge klappt’s auch mit dem Wachsen.

PG: Das klingt vielversprechend und ist es ja laut Testern auch. Funktionieren diese Channels bei allen Schneebedingungen gleichermaßen?

Offen und ehrlich gesagt, es gibt zwei Szenarien, in denen die Channels keine Rolle spielen. Im Powder laufen sie unter ferner liefen, dort müssten sie deutlich ausgeprägter sein, um wirklich was zu bewirken. Aber im Powder braucht es bekanntlich keinen Kantenhalt.

Das andere Szenario ist das genaue Gegenteil. Wenn es so eisig ist, dass die Channels nicht mal den Schnee berühren, können sie nicht mitspielen und den Kantenhalt unterstützen. In allen sonstigen Szenarien unterstützen sie den Kantenhalt. Und ja, auch beim Aufstieg mit dem Splitboard tun sie das und nein, es gibt dabei keine Probleme mit den Fellen.

PG: Vielen Dank für deine detaillierten Ausführungen, Ben! Wir freuen uns schon auf deine nächsten Entwicklungen.

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