Der Schneestöberer erfreut sich derzeit ungemein seines Schullateins. Bevor man nun wild auf dieses mehr oder weniger bekannte Zitat drauflosgooglet: „Homo homini lupus“ bedeutet „Der Mensch ist des Menschen Wolf“ und wird oft freier übersetzt als „Der größte Feind des Menschen ist der Mensch selbst.“ Der Satz wurde im 17. Jahrhundert in der relativ bekannten Staatstheorie „Leviathan“ von Thomas Hobbes salonfähig. Legen wir diese Aussage auf die Schneedecke und Lawinen um, stellt sich die Frage, wer an Lawinenunglücken „schuld“ ist – der Mensch selbst oder die unberechenbare Schneedecke? Skipionier Mathias Zdarsky stempelte zweitere zu Beginn des 20. Jahrhundert als „Der so unschuldige weiße Schnee ist nicht ein Wolf im Schafspelz, sondern ein Tiger im Lammfell.“ ab. Die Antwort ist naturgemäß nicht besonders einfach. Begeben wir uns deswegen auf eine Spurensuche.
Status quo – So schaut’s aus
Es gibt Lawinenlagen, wo die Einschätzung sehr leicht möglich ist: Das Gefahrenpotential ist relativ gering und es gibt kaum Warnhinweise in der Natur, die Auslösung einer Lawine durch die Zusatzbelastung eines Menschen ist unwahrscheinlich. Findet man typischerweise nur im Bereich der Gefahrenstufe „gering“. Dann gibt es Situationen, wo das Gefahrenpotential sehr hoch ist und man beispielsweise durch Windeinfluss, Setzungsgeräusche, spontane Lawinen gut gewarnt wird – meist gar Angst und Zurückhaltung eingeflößt bekommt. Die Zusatzbelastung eines Menschen kann zwar auch ausschlaggebend sein, aber die Schneedecke ist derart instabil, dass sie bereits von selbst Lawinen erzeugt – typisch für den Sportler bei einer Gefahrenstufe "erheblich" im oberen Bereich (3) und einer Gefahrenstufe "groß" (4). Und dann gibt es alles dazwischen. Die Situationen, wo genau die Zusatzbelastung eines Sportlers langt, um Lawinen auszulösen, bleibt in ihrer räumlichen wie zeitlichen Verteilung am schwierigsten einzuschätzen. Sie kann relativ umfangreich warnen, offensichtliche oder versteckte Warnungen aussprechen oder praktisch keine Warnungen aussprechen (Oh, Altschnee, oh Altschnee!). Sie ist aber vor allem im Hochwinter am häufigsten vertreten: Zusammengefasst in den Gefahrenstufen "mäßig" (2) und "erheblich" (3). Dabei ist es nicht überall bzw. großteils gefährlich, aber auch nicht überall sicher. Es kommt bei diesen Gefahrenstufen eben noch stärker auf die Verteilung der Gefahrenbereiche an. Die Grafik ist aus dem Lernportal unter https://www.avalanche.ca/cherry-bowl/ entnommen und fasst das Ganze gut zusammen.