Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Wetterblog

WetterBlog 13 2024/25 | Ein Winter in der Achterbahn

Quo vadis Winter?

von Sebastian Müller 05.02.2025
Der Januar ist vorbei, doch der Winter war bislang nur selten hochwinterlich. Zwar sorgten einige kurze Neuschnee-Episoden für spektakuläre Bilder – besonders bei der Freeride World Tour in Val Thorens, die uns mit beeindruckenden Lines und tiefem Powder in Erinnerung bleiben wird. Trotzdem ist die Schneelage vielerorts unterdurchschnittlich. Doch die Hoffnung auf eine nachhaltige Rückkehr des Winters lebt, wenngleich die Wetterlage kompliziert bleibt.

Aktuelle Lage

Der in der letzten Woche angekündigte Hochdruckrücken hat sich weit nach Norden bis ins Arktische Meer geschoben und über der Barentssee als eigenständiges Hochdruckgebiet etabliert. Erst am Dienstagabend verband es sich langsam mit dem Hoch über Osteuropa. Gleichzeitig hängt ein Tiefdruckkeil stationär über Osteuropa, während sich über Mitteleuropa nur langsam ein neuer Hochdruckeinfluss aufbaute. Diese Konstellation führte zu Inversionswetterlagen in den Alpen: In den Tälern hielt sich dichter Hochnebel, während auf den Bergen die Sonne schien. Die Luft blieb weitgehend trocken, und zumindest hat sich die Lawinengefahr mit dem stabilen Wetter beruhigt. Wer die Möglichkeit hatte, in der letzten Woche draußen unterwegs zu sein, fand an vielen Orten gute Bedingungen für Skitouren und Freeride mit viel Sonne und etwas Powder vor.

Wetterblog
presented by

Aussichten

Ab heute (Mittwoch) beginnt sich die Wetterlage deutlich zu verändern. In den Vorhersage emanzipiert sich der Tiefdruckkeil in Osteuropa, tropft zu einem eigenständigen Höhentief ab und wandert retrograd nach Mitteleuropa. Bis nach Skandinavien herrscht dann Hochdruckeinfluss und wir finden eine High-over-Low-Lage vor. Das Höhentief wabert herum, erhält Unterstützung sowohl durch Störungen aus dem Atlantik und feuchten Luftmassen aus dem Mittelmeer - eine Achterbahnfahrt an Winterwetter. Zum Wochenende werden dann Niederschläge an der Alpensüdseite erwartet. Die Schneefallgrenze wird dabei entscheidend sein, aber zumindest ab mittleren Lagen ab 1500 m ist Schneefall zu erwarten. Ein Blick in das ICON-EU-Ensemble Prediction System zeigt wie sensibel diese Wetterlage betreffend Schneefallgrenze und Neuschneemenge ist: an der Südseite der Westalpen sind akkumulierte Neuschneemengen sowohl von 1 cm (Ensembleminimum) als auch 184 cm (Ensemblemaximum) möglich.

Schnee ist nicht gleich Schnee

Letzte Woche hat unser Praktikant Michael im Rahmen des Alpinkurses beim Tiroler Landesskilehrerverband einige Schneeprofile gegraben. Von ihm stammt auch unser Spezialthema für diese Woche: „Schnee ist nicht gleich Schnee“. Beim Analysieren von Schneeprofilen und Stabilitätstests sind immer wieder eine mächtige Schwimmschneeschicht aufgefallen. Deshalb soll es diese Woche um die Schneeumwandlungprozesse gehen. Wenn Schnee frisch und pulvrig vom Himmel fällt, beginnt direkt nach der Landung seine Verwandlung. Doch was bedeutet das für Freerider und Tourengeher? Warum können diese Prozesse so entscheidend für die Schneebedingungen und die Lawinengefahr sein?

Abbauende Umwandlung

Bei der abbauenden Umwandlung zerfallen die ursprünglich scharfkantigen Schneekristalle allmählich, runden sich ab und werden zunehmend dichter gepackt. Dafür sind vor allem zwei Prozesse verantwortlich – ein mechanischer und ein thermischer:

Mechanische Umwandlung:

Wenn der Wind Schnee verfrachtet, brechen die Kristalle auf, wodurch die Schneedecke verdichtet wird.

Thermische Umwandlung:

Wenn die Temperatur über längere Zeit relativ konstant bleibt, verändern sich die Kristalle in Richtung einer runderen Form. Das passiert, weil eine kugelige Struktur energetisch stabiler ist als eine kantige. Das Ergebnis: Der Schnee wird fester und kompakter. Diese Art der Umwandlung trägt oft dazu bei, eine stabile Basis für die Schneedecke zu schaffen.

Aufbauende Umwandlung

Die aufbauende Schneeumwandlung tritt auf, wenn innerhalb der Schneedecke große Temperaturunterschiede herrschen. Das ist besonders häufig bei einer dünnen Schneedecke der Fall, wenn der Boden wärmer ist als die Schneeoberfläche. Durch diesen Temperaturgradienten entsteht auch ein Wasserdampfdruckgradient – Wasserdampf steigt in der Schneedecke nach oben und lagert sich wieder an den Kristallen an. Dadurch wachsen kantige, lockere Kristalle, die nicht mehr miteinander verbunden sind. Passiert dieser Prozess innerhalb der Schneedecke, spricht man von Schwimmschnee oder "totem Schnee" – eine äußerst instabile Schicht. Tritt er an der Schneeoberfläche auf, entsteht Oberflächenreif – eine dünne, aber extrem fragile Schwachschicht, die bei Neuschnee oder Windverfrachtung zu Problemen führen kann. Diese lockeren, zuckerkörnigen Schichten sind oft tückisch, da sie die perfekte Grundlage für Lawinen bilden.

Warum ist das wichtig?

Die häufigste Lawinenart, die Wintersportler betrifft, ist die Schneebrettlawine. Damit sie ausgelöst wird, braucht es drei Hauptzutaten:

1. Eine Schwachschicht – oft eine durch aufbauende Umwandlung entstandene, lockere Schicht.

2. Eine gebundene Schneedecke – also eine darüberliegende, durch abbauende Umwandlung verdichtete Schicht.

3. Eine Zusatzbelastung – etwa einen Skifahrer oder einen Schneefall, der die kritische Grenze überschreitet.

Wenn diese Faktoren zusammenkommen, kann die Schneedecke auf der Schwachschicht abrutschen. Deshalb ist es für alle, die im Gelände unterwegs sind, sehr empfehlenswert, in die Schneedecke zu blicken, mögliche Schwachschichten zu erkennen und ihre Lawinengefahr zu interpretieren.

Ähnliche Artikel

Kommentare

Wetterblog
presented by