Diese und ähnliche Fragen tauchen gefühlt immer dann vermehrt auf, wenn sich beim Wetter länger nichts tut und es wochenlang warm und sonnig ist. Befassen wir uns also diese Woche etwas genauer damit!
Der Jetstream und das Wetter
Zunächst sollte man wahrscheinlich anmerken, dass die jüngste Runde medialer Diskussionen zum Thema nicht aufkam, weil es warm und sonnig war. Ganz im Gegenteil: Der extreme Wintereinbruch in den USA, der vor allem in Texas zu weitreichenden, katastrophalen Versorgungsproblemen (Strom, Wasser) führte, wurde vielfach auch in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung und Veränderungen des Jetstreams gebracht. Stark verkürzt funktioniert die Logik dabei wie folgt: Da die Arktis deutlich kälter ist als die mittleren Breiten, entsteht dazwischen eine markante Luftmassengrenze, an der sich der für uns sehr wetterbestimmende Jetstream formiert. Die Klimaerwärmung schreitet in der Arktis schneller voran als in den mittleren Breiten (Arctic Amplification). Dadurch wird der Temperaturunterschied zwischen hohen und mittleren Breiten kleiner. Das könnte zur Folge haben, dass der Polarwirbel schwächer wird und der Jetstream öfter in großen, Nord-Süd orientieren Wellen „schlingert“, anstatt sich als zonales (West-Ost) Band um einen runden Polarwirbel zu legen.
Im Winter 20/21 hatten wir schon einige dieser schlingernden, lang anhaltenden Wetterlagen. Dabei muss es nicht wie derzeit warm und sonnig sein – jeder Wellenkamm hat schließlich auch ein Wellental, siehe die Ereignisse in Texas, oder auch die Kälteperiode in Mitteleuropa vor einigen Wochen. Gemeinsam haben die meriodionalen, „blockierenden“ Wetterlagen, dass sie sich über längere Zeiträume kaum verändern. Bei klassischem Westwetter hingegen ist der Jetstream über dem Atlantik stark zonal und bringt in vergleichsweise rascher Folge immer neue Störungen, die sich mit kurzen Hochdruckperioden abwechseln. Der Winter 19/20 war eher zonal geprägt, mit einem über lange Phasen sehr kräftigem, runden Polarwirbel und sehr mildem, wechselhaftem Berglandwinter, sowie längeren sonnigen Perioden, in denen der Jetstream zwar kräftig wehte, aber deutlich nördlich des Alpenraums lag.
Wir sehen also: Milde Wetterlagen können sowohl zonal als auch meridional sein. Meridionale Wetterlagen (schlingernder Jetstream) können sehr warm oder aber auch sehr kalt sein, je nach dem wie die Welle genau zu liegen kommt. Wenn nun der Polarwirbel schwächer wird und der Jetstream öfter schlingert, wäre in der Folge zu erwarten, dass es öfter zu solchen meridionalen, warmen oder kalten, Lagen kommt.