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Equipment

ISPO Report 2018 | Lawinensicherheitsausrüstung

Elektrisches Airbagsystem von Scott, überholte LVS Geräte von Pieps und Arva

von Lea Hartl 27.01.2018
Im Gegensatz zu manch großem Hersteller von Ski, Skischuhen und Bindungen, waren die LVS- und Airbaghersteller alle auf der ISPO vertreten. Bei den LVS Geräten gibt es eher kleine bis mittlere Verbesserungen als riesige Innovationen und bei den Airbags hat sich außer bei Scott/Alpride kaum wesentliches verändert.

Airbag-Rucksäcke

Scott

Die wohl interessanteste neue Entwicklung ist eine elektrische Variante des Alpride Systems (Alpride E1), die exklusiv im Scott Backcountry Patrol AP 30l Rucksack zum Einsatz kommt. Das Alpride E1 System ist statt mit einem Akku mit Superkondensatoren ausgestattet. Superkondensatoren sind eine spezielle Art von Energiespeicher (wer sich damit auskennt, möge mich korrigieren), die deutlich schneller ent- und beladen werden können als herkömmliche Akkus und wesentlich mehr Schaltzyklen überstehen. Die Superkondensatoren im Alpride E1 System können laut Herstellerangaben 500 000 Mal beladen werden – man kann also seeeehr oft den Airbag ziehen. Die Supekondensatoren funktionieren außerdem in einem sehr breiten Temperaturbereich und sind weniger kälteempfindlich als Akkus. Pro Ladezyklus kann der Airbag wohl ein bis zwei mal aufgeblasen werden.

Aufgeladen wird das System mittels 2 AA Batterien oder einem Mikro-USB Kabel, man braucht also kein spezielles Ladekabel und kann bei Bedarf einfach normale Batterien einlegen. Eine LED Leuchte zeigt an, wenn der Rucksack fertig aufgeladen ist. Mittels USB beträgt die Ladezeit laut Herstellerangaben 20 Minuten, mit Batterien 40 Minuten. Das ist deutlich schneller, als bei den anderen elektrischen Airbagsystemen, wenn diese von 0 auf 100% geladen werden müssen.

Das Alpride E1 System wiegt 1280 Gramm und ist damit auch ein ganzes Stück leichter als die Voltair und Jetforce Systeme, die etwa 2kg auf die Waage bringen. Die inzwischen durchweg ziemlich leichten Kartuschensysteme wiegen nochmal um die 200 Gramm weniger. Der Rucksack als solcher sieht tauglich aus. Kosten soll das Ganze 900€. Man darf gespannt sein, wie sich das Alpride E1 System in der Praxis bewährt und ob das geringe Gewicht die elektrische Konkurrenz animiert, sich dahingehend auch etwas zu überlegen.

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Andere Hersteller

Mit Ausnahme von Scott haben die Airbaghersteller an ihren Systemen nichts verändert. Die diversen Firmen haben in erster Linie einzelne Rucksackmodelle bezüglich Design und ein paar funktionalen Details überholt. Der gegenüber dem letzten Jahr prinzipiell unveränderte Arc'teryx Voltair wird es wohl leider nicht auf den europäischen Markt schaffen. Die Jetforce Rucksäcke von Pieps und Black Diamond gibt es wie gehabt, ebenso wie die Avabags von Ortovox, die Reactor Rucksäcke von Arva und die Mammut R.A.S. Airbags.

Evoc hat nicht nur die Rucksack Palette allgemein aktualisiert, sondern ist zudem von ABS auf das Mammut R.A.S. Airbagsystem umgestiegen. Ferrino produziert wie gehabt Airbagrucksäcke (Alpride System) mit integriertem Atemschlauch System („Airsafe“ - ähnlich wie Avalung) und einem Recco Reflektor. Millet verbaut unverändert das Alpride System.

Die letztes Jahr zum ersten Mal auf der ISPO präsente Firma Integrated Avalanche System bietet ihre Airbag-Atemsystemkombi mehr oder weniger unverändert an, allerdings als „Integrated Avalanche System“ Rucksäcke, die in die übergeordnete Firma Advenate integriert sind. Auch hier kommt das Alpride System zum Einsatz. Der ebenfalls in die Rucksäcke eingebaute Protektor ist inzwischen als normgerecht zertifiziert.

Auch das Polnische Startup Aerosize war wieder da. Aerosize hat einen Airbag entwickelt, bei dem mittels Gaskartuschen eine Art Strukturgerüst aufgeblasen wird (im Gegensatz zu einem einfachen Ballon mit einer oder zwei Kammern). Man konnte die Kartuschen gegenüber letztem Jahr nochmal verkleinern, die Rucksäcke entsprechen nun der EU-Norm für Airbagrucksäcke und man ist zuversichtlich, gegen Ende des aktuellen Winters mit der Produktion starten zu können. Es gibt das Airbagsystem auch ohne Rucksack, als eine Art Weste zum Umschnallen. Der Hauptunterschied zum noch nicht ganz ausgereiften Produkt von letztem Jahr ist laut eigenen Angaben: „It works now.“

ABS App

ABS forciert weiterhin die Möglichkeit der Gruppenauslösung, beziehungsweise der „Fernzündung“ anderer Leute Airbag per Funk (P.Ride System) und hat dafür nun eine spezielle App. Die App erkennt Airbagrucksäcke in der Umgebung, die über die P.Ride-Technologie verfügen, und diese können zu Gruppenmitgliedern erklärt werden. Man kann sowohl alle Airbags in der eigenen Gruppe auf einmal auslösen (Default), als auch einzelne auswählen (Knopfdruck am Griff). Über das GPS des Handys zeigt die P.Ride App den LLB für die entsprechende Region an und es gibt eine Kartenansicht.

Die Rucksäcke an sich (Zip On Aufsätze sowie Base Unit) wurden ebenfalls überholt. Es gibt außerdem eine neue, leichtere Serie von Zip Ons (S.Light: 15L, 15L, verschiedene Farben), die auf die normale Base Unit (ohne P.Ride) passen. Der gesamte Rucksack wiegt bei der S.Light Serie unter 2kg. ABS hat nicht vor, ein elektrisches Airbagsystem zu entwickeln, da man die bewährte Variante mit den Kartuschen für zuverlässiger hält.

LVS Geräte auf der nächsten Seite...

LVS Geräte

Keine Änderungen gegenüber dem letzten Jahr gibt es bei den LVS-Geräten von Ortovox und Mammut. Mammut kommuniziert weiterhin das bereits letztes Jahr präsentierte neue Barryvox als wesentliche Neuerung.

Arva

Arva hat weiterhin die drei Modelle Evo, Neo und Axio im Programm. Das Neo gibt es nun in der Variante Neo+. Die Hardware bleibt gleich, aber durch Softwareänderungen wurde die Reichweite verbessert, von den zuvor angegebenen 60m auf 70m. Diese Werte gelten nur für eine optimale Koppellage. Das eigentliche Topmodell Axio bleibt unverändert und hat damit noch immer die “alte” Reichweite von 60m. Eventuell gibt es zur nächsten Saison ein im Stile des Neo überarbeitetes Axio. Es wird allerdings nicht möglich sein, existierende Geräte auf den neuesten Stand zu bringen, da die Änderungen zu umfangreich sind.

BCA

Der BCA Tracker 3 bekommt ein etwas günstigeres Schwestermodell, den Tracker S. Der Preisunterschied beträgt 50€ (Tracker 3: 299€, Tracker S: 249€). Im Vergleich zu anderen Herstellern ist die Herangehensweise an das Thema Mehrfachverschüttungen bei BCA etwas anders und nimmt die Form eines "Signal Suppression Mode" an. Dabei wird das gefundene Signal für 60 Sekunden ausgeblendet und der Tracker loggt sich auf das zweistärkste Signal ein. Um sich einen Überblick zu verschaffen, gibt es wie beim Tracker 3 die „Big Picture“ Funktion, in der mehrere Sender angezeigt werden können. Anders als beim Tracker 3 gibt es beim Tracker S keinen USB-Anschluss für Firmwareupdates und gewisse andere Gerätemanegement-Optionen (z.B. Selbsttest Protokoll). Außerdem gibt es die beim Tracker 3 enthaltene Motion-Sensing Auto Revert Funktion beim Tracker S nicht. Die Auto Revert Funktion schaltet mittels Bewegungssensor nach 60 Sekunden Inaktivität im Suchmodus wieder auf Senden um.

Der Tracker S ist eine relativ preisgünstige Option für Einsteiger. Durch den, im Vergleich mit der Markierfunktion anderer Hersteller, rechnerisch weniger komplexen "Signal Suppression Mode" kann sich der Prozessor auf andere Dinge konzentrieren und das Gerät ist daher laut Hersteller „das schnellste auf dem Markt“. Das Lösen komplexer Mehrfachverschüttungsszenarien ist auch mit dem "Signal Suppression Mode" möglich, bedarf aber etwas mehr Übung.

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Pieps

Pieps hat die Produktpalette etwas überholt. Unverändert bleiben das Micro und das DSP Sport. Das DSP Pro wird es nicht mehr geben. Das entsprechende, neue Modell heißt Pro BT. Der kleine Bruder des Pro ist das Powder BT. BT steht für Bluetooth (auch das Micro heißt mit vollem Namen Micro BT), die Geräte sind nun bis auf das DSP Sport alle Bluetooth fähig, so dass man mit Hilfe einer App selbst Gerätemanagement betreiben kann.

Die neuen BT Modelle können wie das Micro mit Lithium Batterien betrieben werden. Das Pro BT verfügt über einen Analogmodus (gab es beim DSP Pro bisher nicht). Wie auch das Micro vibrieren Pro BT und Powder BT beim Erstempfang. Das soll den Suchenden unterstützen, der während der Signalsuche gestresst umher rennt und ein schwaches akustisches Signal oder eine Anzeige am Display vielleicht nicht gleich wahrnimmt.

Eine weitere Neuerung ist der erweiterte Gruppencheck beim Pro BT. Der „normale“ Gruppencheck funktioniert wie bisher beim DSP Pro durch Drücken der entsprechenden Taste beim Einschalten. Zusätzlich gibt es nun die Möglichkeit, die andere Taste zu drücken: Es wird dann nicht nur die Sendeleistung des zu kontrollierenden Senders geprüft, sondern auch der Frequenzversatz und die Impulsdauer. Dies ist vor allem bei sehr alten Geräten relevant.

Über die entsprechende App lassen sich verschiedene Funktionen zusätzlich einstellen oder anpassen, was vor allem für professionelle Anwender (Bergführer oä) interessant sein dürfte. So gibt es etwa die Möglichkeit, Scans mit Zielsetzung durchzuführen.

Dass es das DSP Sport vorerst weiterhin gibt, das DSP Pro aber nicht, hat keine technischen Gründe, sondern ist durch marktpolitische Überlegungen bedingt. Das Powder BT ist mit 300€ VK etwa 100€ günstiger als das Pro BT, ähnlich wie in der Vergangenheit beim DSP Sport und DSP Pro. Das Micro BT ist nochmal etwas günstiger als das Powder BT.

Black Diamond

Pieps gehört schon länger zu Black Diamond und nun gibt es zum ersten Mal auch zwei LVS Geräte unter dem Black Diamond Label. Die beiden Modelle heißen Guide BT und Recon BT und unterscheiden sich bis auf Namen und Farbe nicht von den neuen Pieps Modellen Pro BT und Powder BT.

Sonstiges

Ortovox wirbt mit einer neuen Schaufel, die leichter und kleiner ist als bisherige Modelle. Recco verbaut ihre inzwischen sehr kleinen und flexiblen Reflektoren unter anderem standardmäßig im Powerstrap der Scarpa F1 Skitourenschuhe. Pieps hat die nicht-airbag Rucksäcke generalüberholt.

Um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, produziert ATK nun Schaufeln und Sonden speziell für den Skitourenrennsport, wo man diese Dinge zwar mitführen muss, sie aber weder jemals benutzen will, noch den Rucksack unnötig beschweren möchte. Es ist also nur konsequent, wenn man das Schaufelblatt komplett aus Carbon fertigt.

Advenate, die neu erschaffene Mutterfirma von Integrated Avalanche System, stellte den Prototyp der Hybrid Pro Schaufel vor, in deren Schaft eine Sonde integriert ist. Schaufel, Sonde und Skistöcke bilden das Gestänge eines Zelts, das als biwaksackartiges Paket mitgeliefert wird. Heringe für den Einsatz im Schnee sind ebenfalls in der Schaufel verbaut. Das Zelt wiegt 700g.

Die in die Schaufel integrierte Sonde/Zeltstange ist 240cm lang. Der Schaufelstil ist ausgezogen 94cm lang, zusammengeschoben 47cm. Auch das Blatt ist mit 27x33cm relativ groß. Die Schaufel verfügt über einen D-Griff und eine Hackfunktion. Auch hier darf man gespannt sein, wie sich das System in der Praxis bewährt. Die Hybrid Pro Schaufel hat einen ISPO Gold-Award gewonnen - vielleicht biwakiert es sich darauf ja tatsächlich besonders bequem.

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