Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Diese Seite ist auch verfügbar auf English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Equipment

Skiwerkstatt | Bindungseinstellung - Alpinbindungen

Wie stelle ich meine Alpinbindung richtig ein?

30.01.2025 von Fritz Crone
Das Montieren und Einstellen der Bindung überlassen noch immer viele SkifahrerInnen dem Fachgeschäft, dabei ist zumindest das Einstellen der Bindung nicht besonders kompliziert. Aber darf man eigentlich Bindungen selbst einstellen? Rechtlich befindet man sich da in einer Grauzone. Theoretisch können Versicherungen bei einem Schadensfall einen Nachweis über die Bindungseinstellung durch einen Fachmann/Frau verlangen, praktisch passiert das äußerst selten. Die eigene Bindung einzustellen, hilft sein eigenes Material besser zu verstehen und bei einem Problem sich selbst helfen zu können. Es lohnt sich also, es zumindest einmal zu versuchen. Und im Zweifel? Kann man immer noch ein Fachgeschäft um Hilfe bitten.

In diesem Artikel geht es um die Einstellung regulärer Alpinbindungen, insbesondere solche, die im Freeride-Bereich eingesetzt werden. Unter Alpinbindungen versteht man allgemein Skibindungen, die nur für die Abfahrt gebaut sind. Im Gegensatz zu Rennbindungen müssen sie nicht auf einer Rennplatte montiert werden. Rennplatten dienen dazu, die Standhöhe zu erhöhen, was bessere Hebelverhältnisse und eine präzisere Kantensteuerung ermöglicht. Im Freeride-Bereich wird hingegen oft eine niedrigere Standhöhe bevorzugt. Dies ist allerdings nur möglich, solange der Ski auch breit genug ist, sodass der Skischuh auch bei hohen Kantwinkeln nicht durch den Schnee geschliffen wird. Diese Bedingung ist bei Freeride-Ski und selbst bei schmaleren Park-Ski immer gegeben.

Da sich Hybridbindungen, also Alpinbindungen, die sich zusätzlich in eine Tourenbindung verwandeln lassen, häufig gleich einzustellen sind, werden auch diese hier behandelt. Zu Einstellungen von Pinbindungen, also leichte Bindungen, die ausschließlich für den Tourenbereich gedacht sind, wird in naher Zukunft noch ein zusätzlicher Artikel erscheinen.

Equipment
presented by

Z-Wert Ermittlung

Der Z-Wert, auch Auslösewert oder DIN-Wert genannt, lässt sich einfach an jeder Bindung einstellen. Auf den Vorder- und Hinterbacken von Alpin- und Hybridbindungen findet sich, meist hinter einem transparenten Schutzplastik, die Skala für den Z-Wert. Der Skischuh wird durch den Hinterbacken in den Vorderbacken gepresst. Die gängigsten und aktuellsten Alpinbindungen für den Freeride-Bereich sind die Look Pivot, Marker Griffon/Jester, Armada/Atomic/Salomon Strive und die Tyrolia Attack Modelle. Hybridbindungen funktionieren gleich wie Alpinbindungen, bieten aber zusätzlich die Möglichkeit aufzusteigen. Mit wenigen Handgriffen kann die Bindung in den Aufstiegsmodus umgebaut werden. Die am weitesten verbreiteten Hybridbindungen sind die Armada/Atomic/Salomon Shift, Marker Duke PT und das Cast Freetour Kit, welches die Alpinbindung Look Pivot in eine Hybridbindung verwandelt.

Möchte man seinen Z-Wert selbst einstellen, sollte man als Erstes den eigenen Z-Wert ermitteln. Bei der heute üblichen Gewichtsmethode bestimmen das Gewicht, die Körpergröße, die Skischuhsohlenlänge in Millimeter (nicht zu verwechseln mit der Skischuhgröße in Mondopoint), das Fahrkönnen und das Alter den Z-Wert. Die Tibiamethode, bei der die Schienbeinknochen vermessen werden, ist seit 2023 nicht mehr Bestandteil der ISO-Norm 11088. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns nur auf die Gewichtsmethode.

Ein zu niedrig eingestellter Z-Wert birgt die Gefahr, zu schnell aus der Bindung herauszufliegen und sich so zu verletzen. Ein zu hoch eingestellter Z-Wert birgt die Gefahr, nicht rechtzeitig aus der Bindung hinauszufliegen, und sich durch den großen Hebel des angeschnallten Skis die Knie (und alles, was dranhängt) zu verletzen.

Die oben genannten Parameter der Gewichtsmethode verhalten sich zum Z-Wert wie folgt:

Generell gilt, je größer der Z-Wert, desto mehr Kraft wird benötigt, um die Bindung auszulösen.

Hohes Gewicht = größerer Z-Wert

Große Körpergröße = größerer Z-Wert

Große Skischuhsohlenlänge = kleinerer Z-Wert

Gutes Fahrkönnen = größerer Z-Wert

Unter 10 Jahre = kleinerer Z-Wert

Über 50 Jahre = kleinerer Z-Wert

Die Tabelle der ISO-Norm 11088 hilft uns, den richtigen Z-Wert zu finden. Zuerst suchen wir uns die Spalte mit der passenden Sohlenlänge unseres Skischuhs (die Sohlenlänge ist auf jedem Skischuh in Millimetern außen am seitlichen Fersenteil knapp über der Sohle eingestanzt).

Der Spalte mit der Sohlenlänge folgen wir bis zur Zeile mit unserem Gewicht oder unserer Körpergröße, dabei richten wir uns nach dem kleineren Wert. Dieser Wert ist nun Ausgangspunkt für die weitere Anpassung. Dafür ordnen wir uns einem von drei „SkifahrerInnentypen“ zu.

SkifahrerInnentypen

Klassifizierung

Z-Wert Anpassung

Typ 1

Vorsichtiges Skifahren auf sanften Abhängen mit leichter bis mittlerer Neigung. Zu diesem Typ gehören auch SkifahrerInnen in Anfängerstadium und solche, die sich ihrer Zuordnung nicht sicher sind. Typ 1-FahrerInnen erhalten unterdurchschnittliche Einstellungen mit einem höheren Risiko an Fehlauslösungen.

Der Z-Wert bleibt wie in der Tabelle angegeben.

  • Bei ausdrücklichen Wunsch, darf die Bindung auf den Wert der Spalte oberhalb angesetzt werden (kleinerer Z-Wert, -1)

Typ 2

SkifahrerInnen die sich weder als Typ 1 noch als Typ 3 einstufen.

Wir rutschen in der Spalte einen Wert runter (größerer Z-Wert).

Typ 3

Schnelles, aggressives Skifahren auf Hängen mit mittlerer bis starker Neigung. Typ 3-Fahrer erhalten überdurchschnittliche Einstellungen mit einem erhöhten Verletzungsrisiko.

Wir rutschen in der Spalte zwei Werte runter (größerer Z-Wert).

  • Bei ausdrücklichen Wunsch, darf die Bindung auf den Wert der Spalte unterhalb angesetzt werden (größerer Z-Wert, +3)

Als Letztes folgt die Alterskorrektur, bist du unter 10 Jahre oder über 50 Jahre alt, rutschst du eine Zeile in der Tabelle hoch (niedrigerer Z-Wert).

Z-Wert Einstellung

Den ermittelten Z-Wert stellen wir nun an jedem Vorder- und Hinterbacken mit einem Schraubenzieher ein. Bei den meisten Bindungen verschiebt sich ein kleiner Schlitten mit einer weißen Markierung durch Drehen der hierfür vorgesehenen Schraube. Die Schraube spannt die Feder im Inneren der Bindung und bestimmt so die Kräfte, welche zum Auslösen der Bindung benötigt werden. Die Schraube zum Einstellen befindet sich mehrheitlich an einem Ende dieser Feder.

Vorderbacken:

Bei den klassischen Freeride/Freestyle Bindungen wie Look Pivot, Atomic/Salomon/Armada Strive, Shift, STH wird der Z-Wert mit der vordersten, meist sehr gut sichtbaren Schraube eingestellt. Bei der Marker Squire, Griffon, Jester sowie Tyrolia Attack und Atomic/Salomon/Armada Warden befindet sich die Schraube zum Einstellen des Z-Wertes an der Seite des Vorderbackens. Passende Fotos findet ihr in der Gallarie unten.

Hinterbacken:

Die Schraube befindet sich entweder am Hebel, der beim Einsteigen hochschnappt (Look Pivot, Marker) oder unterhalb dieses Hebels (leicht mit der Schraube für den Anpressdruck zu verwechseln) (Atomic/Salomon/Armada, Tyrolia, Marker Squire 10).

Sollte sich die Schraube nur schwer verstellen lassen, hilft es oft den Fersenautomaten (Hebel) hochzuziehen.

Rechenbeispiel für den richtigen Z-Wert:

Der Z-Wert folgender Person ist zu ermitteln:

  • 294mm Sohlenlänge

  • 65kg

  • 175cm

  • Skifahrertyp 2

  • 37 Jahre alt

Lösung:

Sohlenlänge 294 findet sich in der vierten Spalte (291-310 mm), bei einem Gewicht von 65 kg landet man in der Spalte mit Z-Wert 4,5.

Bei einer Größe von 175 cm landet man in der Spalte mit Z-Wert 5,5, allerdings muss sich für den niedrigeren Z-Wert entschieden werden (siehe Text oben).

Skifahrertyp 2 bedeutet, dass wir in der Spalte eine Zeile nach unten rutschen, was den Z-Wert = 5,5 zur Folge hat.

Die Alterskorrektur spielt keine Rolle, daher steht unser endgültiger Z-Wert fest: 5,5.

Funktion der Bindung - Elastizitäten, Anpressdruck, Sohlensysteme

Damit eine Bindung richtig auslösen kann, muss man ihr die Chance geben, richtig zu funktionieren.

Dazu gehört:

  • Richtige Montage der Bindung

  • Bindung auf die Skischuhsohlenlänge eingestellt

  • Anpressdruck korrekt eingestellt

  • AFD-Platte korrekt eingestellt (Anti-Friction-Device)

  • Z-Wert korrekt eingestellt (bereits erledigt)

  • Skischuh und Bindung von Schnee und Eis befreit

Nun nochmal im Detail..

Montage der Bindung

Die Montage der Skibindung erfordert schon etwas mehr handwerkliches Geschick und Werkzeug. Daher lassen sich viele von einem Fachgeschäft helfen, aber auch das kann man selbst machen. Dazu wird ein separater Artikel erscheinen.

Nachdem die Bindung montiert wurde, lohnt es sich häufig, kurz einen Kontrollblick darauf zu werfen.

Sind die Bindungen mittig (von den Kanten gesehen) auf dem Ski montiert? Sind die Ski auf der gleichen Höhe montiert? (Achtung: Recommended Linien auf herkömmlichen Ski sind häufig aufs Topsheet gedruckt, diese Topsheets können wenige mm bis cm verschoben auf dem Ski liegen, damit wären auch die Recommended Linien falsch. Tipp: Einfach vom Heck mit dem Bandmaß nachmessen).

Liegt die Bindung glatt auf dem Ski auf und es ist kein Spalt zwischen Ski und Bindung erkennbar?

Skischuhsohlenlänge

Ist die Bindung perfekt montiert, soll als Nächstes die Bindung auf die Skischuhsohlenlänge eingestellt werden (die Sohlenlänge ist auf jedem Skischuh in Millimetern aussen am seitlichen Fersenteil knapp über der Sohle vermerkt). Bei Freestyle und Freeride Bindung ist es üblich, dass die Sohlenlänge bei der Montage der Bindung berücksichtigt wird. Bei Demo-/Verleihbindungen und Alpinbindungen lassen sich die Sohlenlängen einstellen, die Vorder- und Hinterbacken lassen sich dann auf einem Schlitten, der mit den Sohlenlängen markiert ist, verstellen.

Equipment
presented by

Anpressdruck

Der Anpressdruck wird mit einer Schraube am Hinterbacken eingestellt. Den Skischuh klicken wir in die Bindung ein (falls der Skischuh nicht hineinpasst, müssen wir den Hinterbacken so weit zurückschrauben, dass er hineinpasst. Ist hinten zu viel Platz, müssen wir die Schraube so weit reindrehen, bis sich die Bindung schließen lässt). Nun hat jede Bindung einen Indikator, an dem wir ablesen können, ob der Anpressdruck passt. Bei Marker Bindungen muss die Schraube mit dem Gehäuse der Bindung abschließen, bei einigen Atomic/Salomon/Armada Bindungen ebenfalls. Manche Bindungen haben ein kleines Sichtfenster auf der Seite des Hinterbackens angebracht, bei dem ein Strich den Spielraum für den Anpressdruck angibt. Sollte der Indikator angeben, dass der Anpressdruck passt, sollte man den Schuh einmal komplett aus der Bindung herausnehmen und nochmal einsetzen und wenn nötig den Anpressdruck korrigieren.

AFD-Platte

Die AFD-Platte sorgt dafür, dass der Schuh hoch genug in der Bindung steht und garantiert die seitliche Auslösung. Da es inzwischen mehrere unterschiedliche Sohlen bei Skischuhen gibt, ist diese bei neueren Bindungen in der Höhe verstellbar. Wieder stellen wir den Skischuh in die Bindung und schließen diese. Den Skischuh am obersten Schaftende nach hinten ziehen (mit Kraft) und schauen, ob ein Spalt zwischen der beweglichen Platte ist. Falls ja, schrauben wir die Platte hoch, bis sie den Schuh berührt, und kontrollieren den Anpressdruck am Hinterbacken (siehe Anpressdruck). Dann legen wir ein aufeinander gefaltetes Stück Papier (am besten Hochglanzpapier, z.B. aus dem Werbekatalog) auf die AFD-Platte und klicken den Schuh wieder in die Bindung. Die Platte muss nun so hoch an den Schuh geschraubt werden, dass das Papier gerade noch so aus dem Spalt gezogen werden kann, ohne zu zerreißen. Weil sich die Einstellungen vom Anpressdruck und der AFD-Platte gegeneinander beeinflussen können, lohnt es sich, die beiden miteinander einzustellen und jeweils nochmal zu überprüfen. Also nehmen wir nochmal den Schuh aus der Bindung und klicken ihn wieder rein und schauen, ob Anpressdruck und AFD-Platte korrekt eingestellt sind. In der Praxis zeigt sich, dass bestimmte Bindungen besonders sorgfältig eingestellt werden sollten (Shift-Bindung).

Nun kannst du den Z-Wert einstellen (siehe oben).

Ab in den Schnee! Bevor du in die Bindung einsteigst, befreie die Bindung und deine Schuhe von Schnee und Eis und los kann's gehen.

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare

Equipment
presented by