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Gear of the Week

Gear of the Week | Photochromatische Brillen

Eine Brille für alle Bedingungen

07.12.2025
Pascal Schindler
Es ist Wochenende, der Berg ruft – und es stellt sich die gleiche Frage wie immer: Welche Brille soll mit? Eine klassische Sonnenbrille für strahlenden Himmel – Blue Bird, wie wir ihn lieben – dunkelt bei Flatlight oder Whiteout so stark ab, dass kaum noch Konturen zu erkennen sind. Eine Brille für schlechtes Wetter hingegen blendet bei gutem Wetter, sodass es wehtut. Wie praktisch wäre es also, eine einzige Brille zu haben, die sich automatisch an alle Licht- und Wetterbedingungen anpasst!

Genau dieses Problem haben sich kluge Köpfe bereits vor Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht. Die Lösung sind photochrome Gläser, die auch als „lichtadaptive“ oder „selbsttönende“ Gläser bezeichnet werden. Sie wurden in den 1960er Jahren von den Erfindern und Wissenschaftlern Stanley Donald Stookey und William H. Armistead bei Corning Glass Works entwickelt. 1964 meldeten sie das erste Patent für eine photochrome Silikatlinse an und bereits im Jahr darauf brachte Corning die ersten kommerziell erhältlichen photochromen Brillengläser unter dem Namen „Bestlite” auf den Markt.

Die chemische Funktionsweise ist elegant: In die Glasmasse werden winzige Kristalle aus Silberhalogeniden, einfach gesagt Silber Atome die fest mit anderen Atomen verbunden sind, eingebettet. Bei UV-Licht, was ein Anteil der Sonnenstrahlung ausmacht, nehmen Silberionen (also ein Silber Atom, dem ein Elektron fehlt) ein Elektron auf, und reagieren zu metallischem Silber. Dieses metallische Silber kann sichtbares Licht absorbieren, wodurch eine Verdunkelung der Gläser bewirkt wird. Entfernt man die UV-Quelle, beispielsweise im Innenraum oder bei bewölktem Himmel, kehrt das Metall im Kristall in die ursprüngliche Verbindung zurück und das Glas wird klarer. Dank dieses reversiblen Prinzips verdunkeln sich die Gläser bei Sonnenschein und klären sich bei Fernbleiben von UV-Licht automatisch wieder auf.

Mit der Zeit und dem Bedarf an leichteren, bruchsicheren Gläsern wandelte sich das Material aus dem Brillengläser bestehen, und mit ihm die Technologie. So bestehen Brillengläser für Sonnen- wie auch Korrekturbrillen heutzutage meist aus Kunststoffen wie Polycarbonat. Anstelle von Silberhalogenid setzen Hersteller nun auf andere lichtreaktive Moleküle. Diese verändern ihre chemische Struktur unter UV-Licht und tönen das Glas, ähnlich wie das früher verwendete Silberhalogenid-Prinzip. Wenn das UV-Licht wegfällt, kehren sie wieder in ihre transparente Form zurück.

Diese stufenlose Anpassungsfähigkeit macht photochrome Gläser zu verlässlichen Begleitern bei wechselnden Licht- und Wetterbedingungen – ideal für Berg, Ski und Alltag. Es bleibt zu erwähnen, dass die Tönung langsam erfolgt und hinter einer Windschutzscheibe deutlich schwächer ausfällt, weil dort nicht genug UV-Licht ankommt. Die Funktionsfähigkeit hängt außerdem von der Temperatur ab. Bei Kälte findet die Reaktion langsamer statt und die Gläser benötigen mehr Zeit, um sich den neuen Verhältnissen anzupassen.

Fazit

Photochrome Gläser bieten eine einfache und zugleich wirksame Lösung für wechselnde Lichtverhältnisse. Sie passen sich selbstständig an und schützen die Augen zuverlässig. Trotz kleinerer Einschränkungen, wie der Temperaturabhängigkeit oder der geringeren Wirksamkeit hinter der Autoscheibe, sind sie für Outdoor-Sportler:innen und Alltagsnutzer:innen ein echter Zugewinn an Komfort. Mit den aktuell erforschten elektrochromen Systemen könnte in Zukunft sogar eine noch schnellere und präzisere Anpassung möglich werden. Bis dahin bleiben photochrome Gläser der bewährte Allrounder für alle Bedingungen.

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