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Gear of the Week

Gear of the Week | Schnee

Das wahrscheinlich wichtigste Gear der Saison!

21.12.2025
Martin Svejkovsky
Schon seit über 10 Jahren berichtet PowderGuide jeden Winter fast wöchentlich über ein „Gear of the Week“. Vom Skianzug über Fellwachs, Skischuhe, Sonnenbrillen und die Sicherheitshalbe war schon so gut wie alles dabei, doch eine Sache wurde dabei wohl vergessen und die ist für uns Freerider:innen gar nicht so unwichtig. Deshalb soll es diese Woche um unser aller liebstes Element gehen: den Schnee!

Manchmal frustriert er uns, weil er auf sich warten lässt, und manchmal kommt er im Überfluss, aber eigentlich können wir alle nicht genug von ihm haben: der Schnee. Er ist die Basis unserer Leidenschaft, denn wer sich mit seinen Ski oder dem Snowboard einmal auf Sand oder Wiese verirrt hat, der weiß: Nichts gleitet so gut wie zu Kristallen gefrorenes Wasser.

Wir kennen ihn in den unterschiedlichsten Facetten, am liebsten natürlich als frisch gefallenen Pulverschnee oder aufgeweichten Zischfirn, aber auch als verblasenen Triebschnee, windgepresste Platen, wiedergefrorener Bruchharsch, nassen Sulz und sogar als maschinell hergestellten Kunstschnee können wir uns über ihn freuen. Auf keinen Fall zu empfehlen ist allerdings gelber oder brauner Schnee.

Schnee besteht aus winzigen Kristallen, die es in über 35 Kategorien gibt – genauso wie den Schnee selbst. Zu Beginn, wie aus dem Bilderbuch der klassische Dendrit. Durch abbauende Metamorphose entstehen Rundkörner und durch Wind werden Kristalle mechanisch zerstört. Eine aufbauende Metamorphose kann dann allerdings wieder zu königlich kantig aufgebaute Becherkristallen oder glitzerndem Oberflächenreif führen.

Eigentlich ist Schnee gar nicht weiß, sondern farblos, doch die einzelnen Kristalle fungieren wie Spiegel, in denen das Licht tausendfach gestreut, gespiegelt und gebrochen wird. Die Schneeoberfläche wird so zu einem riesigen optischen Diffusor und wenn das tausendfach reflektierte Licht schließlich wieder in unser Auge trifft, erscheint es uns als weiß. Diesen Spiegeleffekt nennt man Albedo, und mit seiner Albedo von bis zu 95 % kann frischer Neuschnee fast die gesamte Sonnenstrahlung zurückwerfen. Auch älterer Schnee hat noch einen Alebdoeffekt zwischen 80 und 65%. Dies hält die Oberfläche kühl, verzögert das Schmelzen und macht die Oberfläche so grell, dass man ohne Sonnenbrille kaum etwas sehen kann.

Es gibt jedoch auch farbigen Schnee: Dicke Altschneedecken können den Grün-, Gelb- und Rotanteil im Licht absorbieren. Übrig bleibt dann ein von hell nach dunkel verlaufendes Blau, da dies die optimale Wellenlänge ist, um durch Wasser zu dringen. Auch rötliche Algen, gelber Saharastaub oder dunkle Vulkanasche können auf der Schneeoberfläche zu spannender Farbgebung führen.

Doch wir können Schnee nicht nur (nicht) sehen, sondern auch hören. Bei kalten Temperaturen, ab circa –10 Grad Celsius, knirscht Schnee sehr laut. Dies liegt an den dünnen Eiskristallen, die unter der schweren Last unserer Ski zusammenbrechen – dabei entsteht dieses Geräusch. Dadurch, dass Schnee zu einem sehr großen Anteil aus Luft besteht, kann es beim Entweichen eben dieser ebenfalls zu Geräuschen kommen. Das bekannte Wumm-Geräusch entsteht allerdings nicht durch Luft, sondern beim Zusammenrechen einer Schwachschicht in der Schneedecke. Es gilt daher als ultimatives Warnzeichen vor Lawinen.

Sehr selten kommt es dazu, dass Schnee einen quietschenden, beinahe singenden Ton von sich gibt. Dies passiert entweder dann, wenn sehr dünne, harte Schichten auf lockerem Schnee liegen und in Schwingung geraten, oder wenn feiner, trockener Schnee bei kalten Temperaturen zwischen Schuh und Unterlage seitlich herausgequetscht wird. Der Ton entsteht durch die Reibung, die durch das Auftreten verstärkt wird und die spröden Kristalle brechen.

Doch trotz seiner Einzigartigkeit und Schönheit soll hier auf zwei Dinge hingewiesen werden: Über Jahrhunderte und auch heute noch bedeutet Schnee für die Menschen in den Bergen und den Polregionen und damit auch für uns Wintersportler: Gefahr. Durch Lawinen kann das scheinbar perfekte Element schnell zu einer tödlichen Waffe der Natur werden. Deshalb lohnt es sich, in so viel Prävention wie möglich zu investieren und am Berg manchmal auch Vorsicht, statt Nachsicht walten zu lassen. Außerdem führen Umweltveränderungen wie der menschengemachte Klimawandel zu einem alpenweiten Rückgang der Schneehöhen und -decken, weshalb wir alle gut daran täten, schnell und rechtzeitig Maßnahmen gegen diese Entwicklung zu treffen, bevor es mit der Freude am weißen Gold ein für alle Mal vorbei sein sollte.

Schnee ist eben der heißeste Scheiß, immer knapp vorm Schmelzpunkt und wer nach diesen Schneefakten noch mehr über das eben nicht weiße Gold wissen möchte, dem sei unsere Rubrik SchneeGestöber empfohlen. Hier befassen sich Expert:innen noch tiefgehender mit diesem Element. Unteranderem könnt ihr beispielweise lernen wie man ein Schneeprofil richtig liest! Ansonsten bleibt nach dieser Ode an den Schnee – ganz in weihnachtlicher Manier – eigentlich nur eines zu sagen: Let it snow, let it snow, let it snow!

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