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Materialtests

Materialtest | G3 ION 12

Solide Tourenbindung mit starker Abfahrtsperformance

von Lukas Zögernitz 18.03.2016
Die aus dem Hause Genuine Guide Gear (G3) stammende Pin-Bindung ION 12 folgt dem Trend freerideorientierter Tech Bindungen: Im Ansatz puristisch, aber mit einigen cleveren Details ausgestattet, bietet der Nachfolger der Onyx aufstiegsorientierten Freeridern eine weitere Option bei der Bindungswahl. Wir haben die ION 12 im Langzeittest auf Stärken und Schwächen geprüft.

Im Zuge des Trends zum "Freetouring", entstanden leichte, breite Freerideski sowie leichte, aber sehr harte Freerideskischuhen mit Tech-Inserts. Um ein ausgewogenes Set Up zu haben, bedarf es deshalb auch entsprechender Bindungen. Diese kamen in der jüngeren Vergangenheit in verschiedensten Ausführungen auf den Markt und erweiterten das Spektrum der Pin-Bindungen um Modelle mit hohen Auslöswerten (Z-Werte) bei teilweise immer noch sehr geringem Gewicht im Vergleich zu Rahmenbindungen. Damit war es möglich, die Vorteile von Pin-Bindungen im Aufstieg zu nutzen, ohne auf die entsprechenden Vorteile in der Abfahrtsperformance verzichten zu müssen. Mit ihrem maximalen Auslösewert von 12 (gesamter Bereich: 5-12) und einem Gewicht von 585 g (inkl. Stopper) pro Bindung, ist die ION 12 genau eine dieser abfahrtsorientierten Pin-Bindungen. Neben der ION 12 sind auch noch die ION 12 LT (ohne Stopper, 456 g) und die ION 10 (Z-Wert: 4-10, 585 g) erhältlich.

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Erster Eindruck

Nimmt man die ION 12 zum ersten Mal aus ihrer Verpackung, hat man sofort das Gefühl eine solide, gut verarbeitete Bindung in der Hand zu halten. Vor allem der, fast zur Gänze aus Metall gearbeitete, Vorderbacken ist sehr gelungen. Der ebenfalls ordentlich verarbeitete Hinterbacken besteht aus deutlich mehr Kunststoff und wirkt dadurch nicht ganz so hochwertig. Der Vorderbacken mit 4 Federn wurde besonders breit konstruiert, um durch die so entstandene Position eine bessere Kraftübertragung auf die Kanten zu erreichen. Die Montage des Vorderbackens erfolgt durch vier Schrauben, deren Postion in der Bindung möglichst breit gewählt wurde, um die Kraft vom Skischuh über die Bindung bestmöglich auf den Ski zu übertragen. Zwischen Federn und Bindungsplatte befindet sich auf der ION ein Kanal über den Schnee abrutschen kann, damit ein "Verstopfen" der Bindung verhindert wird. Im Bereich der vier Federn des Vorderbackens wurden zwei Kunststoffstopper verbaut, die als Führung beim Einstieg in die vorderen Pins dienen sollen.


Das Hauptfeature des Hinterbackens ist, neben dem soliden Auslösewert von bis zu 12, eine Feder über die vom Hinterbacken Druck auf den Skischuh ausgelöst wird. Durch diesen Anpressdruck bleibt der Hinterbacken und somit die Pins am bzw. im Schuh, auch dann wenn der Ski durchgebogen wird. Der geschätzte Kollege Lorenzo hat diese Funktionalität in einem andern Test einmal sehr treffend wie folgt beschrieben: "Der Hinterbacken ist gleitend gelagert, was der Bindung einen Längenausgleich zur Skibiegung und so gleichbleibende Haltekräfte und zuverlässiges Auslösen garantiert."
Mit einer Beweglichkeit von 6 mm fällt der Anpressdruck etwas geringer aus als bei vergleichbaren Bindungen, stellt aber immer noch einen Fortschritt gegenüber klassischen Pinbindungen dar. Anders als bei einigen Mitbewerbern kann beim Wechsel vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus der Hinterbacken in beide Richtungen gedreht werden. Damit fällt das Risiko weg, dass man durch eine schnelle unüberlegte Bewegung seine Bindung beschädigt. Ebenfalls durch die Drehung des Hinterbackens werden die in vier Breiten verfügbaren Stopper (85, 100, 115 und 130 mm) ver- und entriegelt. Die beiden am Hinterbacken verbauten Aufstiegshilfen (ohne: 2,5°, Stufe 1: 8,5°, Stufe 2: 14°) können einfach - beispielsweise mit den Griffen der Stöcke - ein- und ausgeklappt werden. Der Hinterbacken kann bei den Standardmodellen (nicht Verleihmodelle) zur Anpassung an verschiedene Schuhe ohne Neumontage um 22mm verschoben werden. Die Standhöhe beträgt am Vorderbacken 27 mm und am Hinterbacken 30 mm. Die in 3 Breiten verfügbaren Harscheisen (85, 105 und 130 mm) werden mittels einer zusätzlichen kleinen Platte am Vorderbacken über ein Klicksystem angebracht und können einfach über eine Schlaufe wieder demontiert werden.

Praxistest

Die ION 12 war etwas mehr als ein Jahr bei verschiedensten Bedingungen vom Frühwinter bis zum Frühling im Testeinsatz. Getestet wurde die Bindung auf einem Downskis Countdown 102 und Atomic Automatic 102 von einem 82 kg schweren und 182 cm großen, sportlichen Skifahrer. Im Test bewährte sich die Bindung. Im Aufstieg überwiegen die Vorteile der Pin-Bindung (Drehpunkt, schwerer Hinterbacken muss anders als bei Rahmenbindungen nicht gehoben werden, etc.) und die Abfahrtsperformance ist gut. Der Hersteller G3 hat einige Tipps für die Nutzung der Bindung in einem Video zusammengefasst:

Die im Teil "Clear" des Videos gezeigte Möglichkeit den Vorderbacken mittels Stock über die eigens dafür konstruierten Kanäle von Schnee zu befreien, hat sich auch in der Praxis gut bewährt. Die als Einstiegshilfe konstruierten Kunststoffstopper hinter den Federn des Vorderbacken sind hilfreich, jedoch konnte im Vergleich zu anderen Pin-Bindungen hier kein deutlicher Vorteil erkannt werden. Ist man Rahmenbindungen gewohnt, fällt einem im Aufstieg sofort das verhältnismäßig geringe Gewicht auf. Setzt man das Gewicht ins Verhältnis zu vergleichbaren abfahrtsorientierten Pin-Bindungen, so liegt die ION im guten Mittelfeld. Viele der Pin-Bindungen mit vergleichbarem Gewicht verfügen jedoch, anders als die ION, über eine TÜV Zertifizierung als Sicherheitsskibindung nach DIN ISO 13992.


Das Drehen der Hinterbacken in den Aufstiegsmodus funktioniert zuverlässig, jedoch nicht ganz ohne Kraftaufwendung. Die Umschaltung zwischen Aufstiegs- und Abfahrtsmodus erfolgt wiederum durch das Drehen des Hinterbackens. Theoretisch geht das ohne aus der Bindung zu steigen. Wie gesagt theoretisch, nämlich dann, wenn ihr beweglich genug seid um beide Hinterbacken zu erreichen und dann auch noch zu drehen. Im Vergleich zu anderen Modellen ist das umständlicher, jedoch immer noch besser als bei wiederum anderen Modellen, bei denen man in jedem Fall aus der Bindung steigen muss. Im Abfahrtsmodus hat sich die G3 ION 12 sehr gut bewährt. Während des gesamten Tests ist es zu keiner Fehlauslösung gekommen. Bei anderen Pin-Bindungen habe ich schon einmal die Verriegelung verwendet, weil sich mein Vertrauen bei bestimmten Verhältnissen in Grenzen hielt. Mit der ION musste ich das nie tun. Auch bei eher flotteren Fahrten auf eisigen und ruppigen Pisten hat die Bindung zuverlässig funktioniert. Zu Auslösungen kam es ganz im Sinne der Erfinder nur bei Stürzen. Die Kraftübertragung in der Abfahrt hat gut funktioniert und auch den einen oder anderen Sprung schluckt die ION zuverlässig.

Bewährt haben sich im Test auch die kompatiblen Harscheisen mit einer Breite von 130mm. Die zusätzlich zu montierende Halterung stört nicht und funktioniert zuverlässig. Im Vergleich zu anderen Herstellern sind die Ausführung der Halterung sowie die Handhabung sehr gut gelungen. Die Halterung über zwei metallene Drehpunkte und zwei Clips ist massiv gefertigt und weckt Vertrauen. Das Einclippen geht einfach von der Hand und über einen an den Clips angebrachten Bügel sind die beiden Harscheisen auch wieder blitzschnell abgenommen. Lobenswert sei hier auch noch die Tasche der Harscheisen erwähnt, die anders als bei vielen anderen Outdoorprodukten groß genug ausgefallen ist, so dass die Eisen nicht bei jedem Verstauen in selbige gequetscht werden müssen. Die G3 Designer haben in die ION ein weiteres cleveres Detail verbaut: Alle Schrauben (sowohl zur Montage als auch zur Verstellung) sind als POZI 3 Schrauben ausgeführt. Damit ist die Suche nach dem passenden Schraubendreher schnell erledigt. Dieses kleine Feature hat sich während des Tests immer wieder als durchaus praktisch erwiesen. Die in der Bindung verbauten Materialien wirkten bereits auf den ersten Eindruck hochwertig und haben diesen Eindruck auch während des Tests bestätigt. Es ist praktisch zu keinen nennenswerten Abnutzungserscheinungen (auch nicht optisch) gekommen.

Fazit

Die G3 ION ist eine gut gearbeitete, freerideorientierte Pin-Bindung mit einem tollen Verhältnis zwischen Aufstiegs- und Abfahrtsperformance. Auch wenn keines der technischen Details (Gewicht, Z-Wert, Anpressdruck, etc.) aktuell den Spitzenplatz im Vergleich mit anderen Pin-Bindungen erreicht, überzeugt die Bindung im Test durch Qualität und clevere Details. Wer auf der Suche nach einer abfahrtsorientierten Pin-Bindung ist und auf eine TÜV-Zertifizierung verzichten kann, wird in der G3 ION 12 einen zuverlässigen Partner finden.

Vor- u. Nachteile:
+ Verarbeitung und Details
+ Auslöseverhalten und Vorwärtsdruck
+ Harscheisen
- Keine TÜV-Zertifizierung als Sicherheitsskibindung nach DIN ISO 13992

Ihr könnt die G3 ION 12 hier bei unserem Partnershop Bergzeit kaufen.

Die Bindungen wurde PowderGuide vom Hersteller kostenlos für den Test zur Verfügung gestellt.

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