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Materialtests

Materialtest | Scott Cosmos Pro

Tourenskischuh mit vielen Features und hohen Abfahrtsambitionen im Test

von Lukas Zögernitz 29.03.2022
Das Spitzenmodell der Scott Cosmos Tourenskischuh-Serie punktet auf dem Papier mit vielen Features wie BOA Schnürung, verstellbarem Vorlagewinkel und Vibram Sohle. Ob der Cosmos Pro, wie vom Hersteller versprochen, mit geringem Gewicht im Aufstieg und zugleich guter Abfahrtsperformance überzeugt, haben wir für euch getestet.

Erster Eindruck

Der Cosmos Pro präsentiert sich von der Form her als klassischer Skitourenschuh. Die durchgängige Vibram Sohle unterstreicht diesen Eindruck. Das BOA System am Innenschuh sowie die oberste, als Power Strap ausgeführte, Schnalle deuten aber bereits darauf hin, dass es sich hier nicht um einen durchschnittlichen Tourenschuh handelt. Durch die gelbe Zunge wird die "Cabrio Hybrid" Konstruktion hervorgehoben, die durch eine Mischung aus klassischem Overlap und Cabrio Kontruktion sowohl viel Bewegung im Aufstieg als auch gute Kontrolle bei der Abfahrt ermöglichen soll. Der Verschlussmechanismuss der Gehfunktion ist außen über einen Metalhacken realisiert. Die unterste Schnalle bedient eine Art Schnürung, wodurch das Schließen des Schuhs an mehreren Stellen gelichzeitig (vergleichbar mit zwei Schnallen) passiert.

Bei der Anprobe machen sich die 102 mm Leistenbreite gleich bemerkbar: mir passt der Schuh mit meinen breiteren Füßen ohne Druckstellen oder Backen gleich gut. Die Schnürung mit dem BOA System gefällt mir auf Anhieb. Der Innenschuh ist damit schnell geschlossen und sitzt danach perfekt ohne zu verrutschen. Die Voralage ist mit 15° für mich OK, auch wenn ich gerne etwas mehr hätte. Die Verstellmöglichkeit auf 13° ist vorhanden, aber für mich daher keine Option. Mit den ca. 1500g pro Schuh (Herstellerangabe 1400 g bei Größe 26,5) liegt der Cosmos im Bereich vieler anderer vergleichbarer Schuhe. Er ist aber kein absolutes Leichtgewicht, wenn man bedenkt, dass es bereits klassische 4-Schnaller mit Gehfunktion in dieser Gewichtsklasse gibt.

Die Schale aus einer Grilamid®-Mischung und mit "POWERLITE 2.0" genannten Strukturen zur Verstärkung wirkt ansprechend steif für einen Tourenschuh. Die Bewegungsfreiheit im Aufstiegsmodus wird durch eine zweiteilige Zungenkonstruktion realisiert und wirkt mit ihren 60° auf mich sehr großzügig. Vor allem, wenn ich das mit der Bewegungsfreiheit mancher Freetouring Schuhe mit vier Schnallen vergleiche, macht das (vor allem nach hinten) fast schon Freude auf den Aufstieg. Das Gewicht ist ebenfalls angenehm gering. Der Innenschuh wirkt hochwertig. Für mich ist ausreichend Polsterung vorhanden, ohne dass ich das Gefühl habe, in einem Moonboot zu stehen.

Tester und Testbedingungen

Ich bin 182 cm groß und 85kg schwer. Am liebsten bin ich bergab unterwegs, wobei ich den Scott Cosmos Pro natürlich überwiegend auf Tour getestet habe. Aber auch bei Touren ist mir die Abfahrtsperformace wichtiger als Gewicht oder Beweglichkeit im Aufstieg. Ich habe die Größe 29,5 getestet, welche mir mit Schuhgröße 45/46 bequem gepasst hat. Meist ist die Breite eines Schuhs für mich ein Problem, aber in den 102 mm breiten Leisten habe ich gut Platz gefuden. Ich habe den Schuh mit einer Marker Kingpin V-Werks meist auf einem Scott Superguide 95 mit einer Länge von 184 cm getestet.

Der Schuh war die ganze Saison über im Einsatz. Vermehrt in nicht so gutem Schnee, da die Schneefälle in dieser Saison auch sehr spärlich gesät waren. Ein paar Schwünge Powder sowie Firn waren aber auch dabei. Ich bin mit dem Schuh auch einige Abfahrten auf der Piste gefahren und auch im Kinderland und auf dem Zauberteppich war der Cosmos Pro im Einsatz.

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Testbericht

Am Anfang waren die verschiedenen Schnallentypen des Cosmos Pro beim Anziehen des Schuhs am Parkplatz doch eine kleine Herausforderung. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und der Sitz ist dank der BOA Verstellung am Innenschuh und den Microschnallen an der Schale gut auf die eigenen Bedürfnisse einzustellen. Einzig die mittlere Schnalle scheint mir (vielleicht wegen meines hohen Rists) etwas zu kurz bemessen.

Aufstieg

Die Einstellmöglichkeiten am Schuh machen es einem leicht, ein gutes Setting für den Aufstieg zu finden. Da der Innenschuh durch das BOA System gut fixiert ist, können die anderen Schnallen recht locker bleiben, wodurch viel Bewegungsfreiheit für den Aufstieg entsteht. Das Zugensystem finde ich gelungen. Die Zuge gleitet quasi mit jedem Schritt in der Schale vor und zurück und ermöglicht so eine große Schaftrotation. Daruch kann man auch auf flachen Forstwegen recht große Schritte mit einer halbwegs natürlichen Bewegung machen. Das Gewicht des Schuhs mit um die 1500 g kann leider auch nicht mehr als Ausrede herhalten, wenn die Tour mal etwas höher gehen soll.

Abfahrt

Der Metallhaken der Gehfunktion hakt, klappt man ihn einmal, zuverlässig selsbständig ein. Das ist sicher auch ein wesentlicher Vorteil der außenliegenden Verriegelung, die auch weniger zum Vereisen neigt. Das Schließen der Schnallen für die Abfahrt fällt aus meiner Sicht etwas hakelig bzw. ruckartig aus. Ich musste oft recht viel Kraft aufwenden, um die Schnallen bis zu einem Punkt zu schließen, ab dem dann aber fast kein Widerstand mehr vorhanden war und die Schnallen regelrecht zugeknallt sind. Dabei habe ich mir auch mehr als einmal die Finger eingeklemmt. Hat man die Schnallen aber einmal zu, fährt sich der Cosmos Pro sehr gut. Die Ski lassen sich auch in schwierigem Schnee gut steuern und auch auf einer harten Piste bekommt man gut Druck auf die Kanten. Der Flex wird von Scott mit 125 angegeben. Das ist zwar immer so eine Sache, wird aber recht gut hinkommen. Der deutlichste Unterschied liegt für mich im Verlgeich zu z.B. einem Alpinschuh mit 120-130 Flex nicht in der Härte sondern der Progressivität. Diese vermisse ich beim Flex des Cosmos Pro etwas. Stellt mach sich aber darauf ein, steht flotten Abfahrten nichts im Weg.

Fazit

Der Scott Cosmos Pro ist ein klassischer Tourenskischuh mit durchdachten Funktionen und sinvollen Ausstattungsdetails. Er lässt sich dank des thermoformbaren Innenschuhs gut anpassen, ist aber eher für breite Füße ausgelegt. Die Kombination aus geringem Gewicht, sehr guter Beweglichkeit im Aufstieg und solider Abfahrtsperformace überzeugt und macht ihn für abfahrtsorientierte Wintersprotler*innen zu einer ernstzunehmenden Alternative zu Freetouring Schuhen. 

Vor- und Nachteile

+ Gute Schaftrotation

+ Innenschuh mit BOA System

+ Gute Abfahrtsperformance für einen Tourenschuh

- Hakeliges Verschlusssystem

- Preis

Details

  • Flex: 125
  • Leistenbreite: 102 mm
  • Vorlage: einstellbar auf 13° oder 15°
  • Schaftrotation: 60°
  • Gewicht: ca.1400 g (Größe 26,5)
  • Innenschuh: PWR Lite mit BOA® Fit System mit Thermo- und Memory-Fit-Schaum
  • Verschlusssystem: 3  mikroverstellbare Schnallen aus Ergal® + Kabelverschluss + Power Strap
  • Verfügbare Größen: 25 - 31,5(!)
  • Preis: 669,95 (UVP)

Hier geht es zur Website von Scott mit weiteren Informationen.

Der Schuh wurde PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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