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Safety-Reports

Report von der Risk'n'Fun Trainings-Session in Sölden

Carina Lehmann berichtet von ihrer Teilnahme am Risk'n'Fun Freeride-Ausbildungsprogramm 2014/15 – Level 1: Trainingssession

von Carina Lehmann • 05.01.2015
23.12.14, 17 Uhr 13. Nun sitze ich am Innsbrucker Bahnhof und blicke auf eine tolle Woche zurück. Schön war’s dort in Sölden während der Risk'n'Fun-Session.

Für mich begann die Reise schon relativ früh. Genauer gesagt am 19.12.14 um 6 Uhr 50. So früh bin ich auch schon länger nicht mehr aufgestanden… Aber was tut man als Flachlandbewohner nicht alles, um auch mal wieder ein paar Berge jenseits des Müllbergs zu sehen. Pünktlich um 17 Uhr war ich dann da. Unser erster Abend verlief relativ ruhig, wir lernten uns alle ein wenig kennen und es zeichnete sich ab, dass wir eine tolle Truppe sein würden… Sehr lange habe ich es dann aber nicht mehr geschafft meine Augen offen zu halten und außerdem wollte ich ja auch fit sein für den nächsten Tag. Ein wenig aufgeregt war ich schon, denn so genau wusste ich auch noch nicht, wie die Woche so verlaufen würde.

Um halb Neun ging es dann mit dem Skibus zur Gondel. Viel geschneit hatte es ja noch nicht in dieser Saison, doch irgendwann während der Gondelfahrt verwandelten sich die grün-braunen Wiesen dann doch in weiße Hänge.Die Bedingungen waren trotz dem wenigen Schnee gut: tolle Sicht, nicht so viel Leute und guter Schnee! Zum  Warm-Up gings erst einmal die Piste runter. Für die meisten aus unserer Gruppe war es ja schließlich auch der erste Ski Tag der Saison. Doch ziemlich schnell ging es dann auch schon ab ins Gelände. Erst checkten wir den Lawinenlagebericht, überprüften unsere LVS-Geräte und dann konnte es auch schon los gehen. Die Stimmung war sehr gut, alle waren top motiviert, ohne jeglichen, störenden Leistungsdruck. Deshalb war es mir auch nicht so sehr peinlich, als ich den ersten Powderhang erst einmal mit einem doppelten Purzelbaum eröffnete. Doch netterweise wurden mir meine Ski, die natürlich 10 Meter über mir liegen geblieben waren, gleich vom nächsten Rider mitgebracht. Wir machten einige coole Abfahrten. Unsere beiden Guides Matthias und Herbert hatten echt ein Händchen und ein gutes Auge für tolle Hänge. Doch unser Tag bestand nicht nur aus tollen Abfahrten. Schließlich waren wir ja hier, um etwas zu lernen. Meine Erwartungen wurden glücklicherweise bestätigt. Vor allem wollte ich sicherer werden im selbstständigen Entscheiden. Wo man wann mit möglichst geringem Risiko fahren kann, war mir noch nie so richtig klar. Der erste Schritt in diese Richtung wurde dann aber gleich gemacht.

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Das Thema des Tages war "wahrnehmen". Unser Bergführer Matthias erklärte uns zum Beispiel, wie die aufbauende Umwandlung die Schneedecke schwächt und zur Gefahr werden kann. Um Gefahren wie diese zu erkennen, muss man relativ aufmerksam sein. Das war uns allen nach einigen Übungen, die unser Guide Herbert mit uns machte, schnell klar. Das Ganze war aber glücklicherweise weit entfernt von trockener Theorie und so verging der erste Tag im Schnee wie im Flug. Nach einem Apres Ski-Bier ging es dann mit dem Skibus wieder zu unserer Herberge.

Nach dem Abendessen folgte die Theorieeinheit: Durch verschiedene Stationen lernten wir viel über Gefahrenzeichen und das richtige Einschätzen von gefährlichen und nicht gefährlichen Hängen. So lernten wir verschiedene Methoden wie beispielsweise die "Stop and Go"-Methode kennen. Dabei ging es aber keineswegs darum, dieses Schema auswendig zu lernen und dann immer abzuarbeiten. Klar kann es eine Hilfe sein, doch vielmehr ging es darum, verschiedenste Methoden kennen zu lernen und seine ganz eigene Strategie zu finden. Unsere vier Guides standen uns dabei stets bei Seite und man brauchte keine Scheu haben etwas zu fragen. Das mit dem Stationenlernen fand ich wirklich gut, weil so jeder frei wählen konnte, was ihn am meisten interessiert.

Auch am zweiten Tag erwarteten uns beste Bedingungen. Der starke Wind hatte freundlicherweise alle alten Spuren im Schnee mit Triebschnee zugedeckt und so warteten quasi unberührte Hänge auf uns. Die Lawinenwarnstufe war durch den Wind allerdings von 2 auf 3 angestiegen und somit war es noch wichtiger, die Situation gut zu beobachten und zu beurteilen.
Wäre ich mit meinen Freunden unterwegs gewesen, hätte die heutige Situation schon gereicht, um den Tag nur auf den Pisten zu verbringen. Denn uns fehlte bislang einfach wirklich ziemlich viel Wissen. Beurteilen war auch das Thema des Tages: Wie schätzt man einen Hang richtig ein? Kann ich da mit vertretbarem Risiko rein fahren? Und wie viel Abstand sollten wir innerhalb der Gruppe einhalten? Antworten auf diese Fragen wurden uns keinesfalls auf dem Silbertablett serviert. Jeder aus der Gruppe war gefragt, denn jeder war einmal dran die Gruppe zu führen und letztendlich die Entscheidung, wo und ob gefahren wird, zu treffen. Schnell war klar, dass das gar nicht so einfach war wie es bei unseren Guides immer aussah. Wo ist eigentlich ein sicherer Platz zum Stehenbleiben? Und wie sieht es wohl hinter der Kuppe aus? Schnell merkte ich, dass es noch schwieriger ist mit relativ vielen Leuten unterwegs zu sein. Außerdem lernten wir unsere Ausrüstung besser kennen. Denn wenn es dann doch mal zu einer Fehlentscheidung kommt, ist es überlebenswichtig, dass man in der Lage ist seine Kameraden wieder zu finden und notfalls auszubuddeln. Wir führten erste Übungen mit unseren LVS-Geräten durch und sondierten auch unsere im Schnee vergrabenen Rucksäcke.Nach der Sauna (sehr angenehm nach einem anstrengenden Tag) und dem Abendessen folgte wieder eine Theorieeinheit. Wir erarbeiten eigene Freeride-Strategien. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt. Dadurch entstanden wirklich unterhaltsame Präsentationen! So wollte der neu gegründete Teleshopping-Kanal beispielsweise seine "Ride safe and sexy"-Produkte an den Mann bringen. Für viele Lacher war gesorgt! Das Ganze hat mir sehr gut gefallen und auch wirklich geholfen. Ich werde mir unsere Strategie so auf jeden Fall gut merken können.

Gestern war dann auch schon der dritte Tag unserer Session. Wieder begleitet von strahlender Sonne ging es los. Mittlerweile wurde es im Gebiet auch schon voller. Die Weihnachtsgäste waren angekommen. Das störte uns allerdings nicht wirklich. Schließlich waren wir ja eh nicht da, um uns die Piste mit den anderen Urlaubern zu teilen. Im Backcountry waren wir dann doch noch immer relativ ungestört.

In unseren Gruppen, mit der wir auch die eigene Strategie erarbeitet hatten, gingen wir erst einmal den Lawinenlagebericht durch und führten den LVS-Check selbstständig durch. Es war immer noch Warnstufe 3 angesagt. Mittlerweile wussten wir auch schon genauer, was für Hänge somit lieber zu meiden waren.

Nachmittags wurde es dann noch einmal richtig spannend. Die Simulation eines Lawinenunfalls wartete auf uns. Obwohl klar war, dass es sich nur um eine Übung handelte, waren wir alle doch sehr gestresst und merkten, wie schwer es ist, eine Rettung sinnvoll zu organisieren. Die Ruhe zu behalten wenn es im Ernstfall um Leben und Tod geht, stelle ich mir wirklich schwer vor! Was macht man als erstes? Notruf absetzen? Den Verschütteten suchen? Oder doch erst den Verletzten behandeln? Nach ca. 15 Minuten war es dann aber doch geschafft. Die "Opfer-Rucksäcke" wurden dank LVS Geräten und kräftigen Schaufelhieben gerettet.Gestern war auch schon der letzte gemeinsame Abend. Die Zeit verging unglaublich schnell! Nach dem obligatorischen Saunagang und dem Abendessen, hatten wir noch einen schönen Abend zusammen.

Heute morgen ging es dann zum letzten Mal hoch ins Skigebiet. Nachdem wir erfolgreich die Gondelschlange gemeistert hatten, begann das Abschlussprogramm: Gelerntes konnte wiederholt und vertieft werden. So sondierten wir noch ein bisschen, suchten mit dem LVS-Gerät und lernten etwas über die besonderen Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Lawinenunfall. Das war echt gut, bei meinem nun auch schon etwas länger zurück liegenden Erste-Hilfe-Kurs wurde auf so etwas nicht eingegangen. Brauchen ja auch die Wenigsten bei uns auf dem platten Land. Wer den letzten Tag aber lieber noch ein bisschen zum Fahren nutzen wollte, konnte auch das tun.

Um die Mittagszeit nahte dann das Ende der Session. Wir waren in der kurzen Zeit zu einer tollen Gemeinschaft geworden. Deshalb fiel der Abschied dann doch etwas schwer. 



Gelernt habe ich in dieser Woche wirklich viel. Unsere Guides waren super kompetent, wir haben einen guten Überblick über verschiedene Herangehensweisen bekommen und auch die Möglichkeit gehabt, diese selber zu erproben. Ich glaube, es braucht noch eine Weile, bis ich mich wirklich sicher in diesen Dingen fühle, aber das ist auch einfach Übungssache, schätze ich. Der erste Schritt in die richtige Richtung ist jetzt getan…

Mittlerweile sitze ich schon im Zug. Die doch etwas längere Reise hat sich aber definitiv gelohnt! Zurück geht es nun mit vielen tollen Erinnerungen, neuem Wissen und viel Motivation das Gelernte nun auch umzusetzen.

Anmerkung der Red.: Carina wird im Februar 2015 vom nächsten Level des risk’n’fun Projekts, dem “Next Level” (22.2-26.2.2015) berichten.

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