Am Rande eines Westeuropa Trogs befinden sich die Alpen in einer kräftigen Südströmung. Während es am Alpensüdhang zumindest in hohen Lagen schneit, dominiert im Norden der Föhn. Wie funktioniert das mit dem Föhn nochmal? Und wie gehts mit dem Wetter weiter?
Aktuelle Lage
Die letzten Tage waren in Föhngebieten teils extrem windig, mit Böen jenseits der 100km/h, die den wenigen offenen Skigebieten den Liftbetrieb schwer machten. In den südlichen Westalpen hingegen herrscht PowderAlarm, bei täglich um den ein oder anderen Meter schwankenden Neuschneeprognosen. Verantwortlich für beides ist die Großwetterlage "Trog Westeuropa" (TRW). Hier gibt es eine Großwetterlagen Klassifizierung, falls sich jemand TRW und Kollegen näher anschauen möchte.
Wie der Name schon sagt, befindet sich ein Trog über Westeuropa. Der Alpenbogen liegt trogvorderseitig (östlich des Trogs) in einer kräftigen Anströmung aus Süden. Die Anströmungsrichtung ergibt sich aus der Drehrichtung des Tiefs: Im Satellitenfilm vom Montag ist der Tiefdruckwirbel schön zu sehen, ebenso wie die Staubewölkung im Luv des Alpenbogens und Auflockerungen im Lee.
Störungen können über dem warmen Mittelmeer noch ein bisschen extra Feuchtigkeit aufnehmen, die dann im Südstau entladen wird. Der Niederschlag im Süden fällt recht heftig aus, so zeigt beispielsweise die Station Fiorino (westlich von Genua) über 500mm in 24 Stunden an.
Föhn
Auf der anderen Seite der Alpen schwinden die verbleibenden Schneereste und wenn es nicht so windig wäre, könnte man hier und da schön Sonnenbaden. Föhn kann überall dort entstehen, wo Luftmassen mehr oder weniger im rechten Winkel auf ein Gebirge treffen, so wie im aktuellen Fall aus Süden auf die mehr oder weniger West-Ost verlaufenden Alpen. Föhn ist kein Fallwind im üblichen Sinn, so wie etwa Gletscherwinde oder Hangabwinde (katabatische Winde), die aus Gründen der Schwerkraft entstehen (kalte Luft ist schwerer und will nach unten), sondern eher ein Überströmungseffekt, wie etwa bei einem Bach, der über Steine fließt. Dabei entstehen Wellen und sonstige Verwirbelungen, die sich noch ein ganzes Stück nach dem Stein beziehungsweise dem Gebirge bemerkbar machen können.
Es gibt verschiedene Föhntheorien, die mathematisch und konzeptionell beschreiben, wie, wo und warum die Luft am Gebirge aufsteigt oder es überströmt und wie, wo und warum sie auf der anderen Seite wieder runter kommt. Die im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitete Vorstellung ist die vom sogenannten "Swiss Föhn". Hier geht man davon aus, dass es im Luv immer zu Niederschlag kommt. Die Luft strömt dann im Lee ins Tal und erwärmt sich trockenadiabatisch, sie wird also wärmer als sie im Luv noch war. Das ist die thermodynamische Föhntheorie wie man sie in fast allen deutschen Wetterbüchern findet.
Es kommt aber nicht immer zu Niederschlag im Luv und auch die hohen Windgeschwindigkeiten im Lee sind rein thermodynamisch nicht so recht zu erklären. Eine alternative Theorie ist der hydraulische "Austrian Föhn". Dabei steigt die Luft im Luv nicht am Berg auf, sondern bleibt dort liegen. Nur die höheren Luftschichten strömen über die liegen gebliebene untere Luft und anschließend über den Berg. Die Föhnluft wird hierbei behandelt wie eine Flachwasserströmung, also eine einzelne, eher seichte Schicht, die mittels Flachwassergleichung beschrieben werden kann. (Animierte Simulation mit Flachwassergleichung: Fünf Wassertropfen fallen in eine kleine Badewanne und lösen Wellen aus, die an den Wannenrändern zurück geworfen werden).
Es gibt dann noch diverse Ideen, warum genau die Föhnluft im Lee ins Tal absteigt. Einen Überblick findet man hier, oder hier. Zum Skifahren reicht die Vorstellung, dass der Föhn den Schnee frisst.
Aussichten
Die föhnige Südströmung wird schwächer, wobei es in den üblichen Föhnschneisen schon noch ein wenig weiter geht. Im Süden der Westalpen regnet beziehungsweise schneit es in der Höhe weiterhin kräftig. Der TRW wird nach und nach abgeschnürt und die Hochdruckgebiete an seinen Seiten spannen nördlich vom Trog-Rest eine Brücke. Daraus ergibt sich eine High Over Low Lage, bei der von Osten langsam wieder kältere Luft in Richtung Alpen vordringen kann. Am Freitag dürfte das Ende der Föhnphase erreicht sein, es wird kühler und auch am Alpennordhang wieder unbeständiger. Die genaue Entwicklung ist noch sehr unsicher und wir lehnen uns da jetzt mal lieber nicht aus dem meteorologischen Fenster.
Zum Abschluss...
...noch kurz der bereits gewohnte Blick in die Arktis: Die Meereisausdehnung ist weiterhin extrem niedrig. Auch in der Antarktis sieht es dieses Jahr übrigens nicht besonders eisig aus. Hier kann man anschaulich mit einer interaktiven Abbildung spielen.
In diesem Video sieht man die Entwicklung des Meereises in der Arktis bis zum Oktober 2016, wobei es nicht nur um die Ausdehnung geht, sondern auch um das Alter des Eises. Je älter das Eis, desto mehr Sommer hat es logischerweise überstanden und desto dicker ist es in der Regel. Je heller das weiß im Video, desto älter ist das Eis: