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Gear of the week

Gear of the Week | Fernglas

Kleine Gläser, großer Unterschied

30.11.2025
Pascal Schindler
Ein kleines Fernglas im Rucksack wirkt zunächst wie unnötiger Ballast. Doch wer im freien Gelände unterwegs ist, weiß: Gute Entscheidungen beginnen oft mit einem besseren Blick. Ob es darum geht, entfernte Hänge einzuschätzen, andere Skifahrer zu beobachten oder einfach zum stillen Beobachten der Gipfelromantik. Ein handliches Mini-Fernglas kann überraschend viel und wiegt dabei fast nichts.

Wer oft im Backcountry unterwegs ist, kennt diesen Moment: Man steht auf einem Grat und blickt hinüber zu einem vielversprechenden Hang. Doch ein Fischmaul, auch Gleitschneeriss genannt, dämpft die Euphorie. Dabei kommen Fragen auf: Wie sieht der Einfahrtsbereich aus? Sind heute schon Leute meinen Lieblingsrun abgefahren?

Genau hier kommt ein kompaktes Fernglas ins Spiel. Es ist klein genug, um in die Jackentasche zu passen, verfügt aber über genügend optische Leistung, um weit entfernte Details sichtbar zu machen.

Besonders hilfreich wird das kleine Fernglas immer dann, wenn man versucht, alte Abrisskanten in weiter entfernten Hängen zu erkennen. Jene feinen Spuren vergangener Schneebewegungen, die aus der Distanz gern so tun, als wären sie bloß harmlose Schatten und doch essenziell sein können für die richtige Einschätzung der Sicherheit. Auch überschneite Lawinenkegelreste lassen sich mit etwas optischer Unterstützung viel leichter identifizieren. Was mit bloßem Auge oft ein Ratespiel bleibt, wird durch das Fernglas deutlich lesbarer.

Mit mehr Detail liefert die Schneeoberfläche plötzlich wichtige Informationen: Aus welcher Richtung kam der Wind? Wo hat er gewütet? Wo hat er den Schnee hin verfrachtet? Denn wer sich mit dem Thema Freeriden, und damit zwingend einhergehend dem Thema der Lawinensicherheit beschäftigt hat, kennt sicher den Satz „Der Wind ist der Baumeister der Lawinen“.

Wer diese Hinweise richtig deutet, kann Rückschlüsse auf sichere Abfahrtsvarianten ziehen. Denn, war der Wind im Spiel, steht die Gefahr eines Schneebretts im Raum, oder eher in der Luft.

Auch das Erkennen von Geländefallen wird leichter. Wechten, die im flachen Licht kaum mehr als ein diffuser Zipfel am Grat sind, treten im Fernglas als das hervor, was sie wirklich sind: Überhängende Schneemassen. Rinnen, die im Weißrauschen des Geländes verschwinden, gewinnen Kontur. So wird die Planung der nächsten Line nicht nur präziser, sondern oftmals auch schlicht realistischer. Denn das Fernglas deckt auf, was die Augen gern schönreden.

Wer etwas sportlicher fährt und Spaß daran hat, seine Abfahrt gedanklich schon während des Aufstiegs oder allgemein beim „Face-Check“ zu planen und so Sprünge oder Drops gezielt einzubauen, profitiert doppelt. Ich habe selbst immer wieder erlebt, dass was aus der Ferne aussieht wie ein lässiger Sprung, sich gern mal im Fernglas als fünf Meter hohe Felswand entpuppt, die nur ernsthaft in Erwägung gezogen werden sollte, wenn man Beine wie Marcus Goguen oder Max Hitzig hat. Und selbst die beiden würden vielleicht vorher einmal genauer hinschauen.

Aber natürlich geht es nicht nur um Sicherheit und Linienwahl. Ein Fernglas bedient auch ganz einfach die Neugier. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was die Leute auf dem Nachbargipfel eigentlich so treiben? Oder, ob das, was man dort drüben sieht, wirklich ein Gipfelkreuz ist? Und dann wäre da noch die Tierwelt, die man aus rücksichtsvoller Entfernung bestaunen kann: Schneehühner, die sich perfekt in das Weiß der Umgebung einfügen, oder Gämse, die auf unglaubliche Weise das Leben am Berg auch im Winter meistern, zwar in tieferen Lagen, aber dennoch bei eisigen Temperaturen.

Fazit

Am Ende ist ein kleines Fernglas kein Must-have im technischen Sinne. Wer jedoch einmal damit unterwegs war, weiß es im ein oder anderen Moment zu schätzen.

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