Testbericht
Die bekannten Vorteile eines Hardboots sollen hier der Vollständigkeit halber noch einmal kurz erwähnt werden:
Verbesserter Seitenhalt beim Aufstieg in anspruchsvollem Skitourengelände.
Geringe Schwungmasse beim Gehen.
Effizientes Stufenschlagen beim Bootpacken.
Kompatibel mit vollautomatischen Steigeisen
Ausführlicher zum Nachlesen wurde das Thema hier behandelt.
Charakteristik in der Abfahrt
Abfahrtstechnisch hat mich vor allem die direkte Kraftübertragung auf das Board begeistert. Der Flex nach vorne hin ist weich, aber progressiv und nahezu identisch mit dem eines Softboots. Dadurch bekommt man eine direktere Kraftübertragung und einen viel besseren Eindruck vom Board unter den Füßen. Obwohl dies nicht sein Hauptzweck ist, erweist er sich auch fürs Carven auf der Piste als überraschend genial. Was im Aufstieg von Vorteil ist – der fehlende seitliche Flex – ist in der Abfahrt natürlich von Nachteil. Hier kann jedoch die Phantom-Bindung einiges wieder wettmachen. Die Bindung ist um 5° zur Fußinnenseite geneigt (gecanted) und zusätzlich so konstruiert, dass sie einen seitlichen Flex – also in Richtung Nose und Tail – mit dem Boot erlaubt.
Die Spark Dyno flext auch recht angenehm; die Canted Pucks haben dagegen nur 3° Neigung. Insgesamt hat man damit etwas weniger seitlichen Flex als bei einem Softboot. Dennoch übernehmen die Bindungen einen großen Teil der Arbeit und ich fühle mich während der Abfahrt nicht in meinem Bewegungsradius eingeschränkt.
Charakteristik im Aufstieg, beim Bootpacking und Kraxeln
Der Bewegungsradius im Walk-Mode bietet beim Skinning mehr als genug Bewegungsfreiheit. Auch normales Laufen und Treppensteigen sind damit komfortabel und nicht mit einem klassischen Skiboot vergleichbar. Der obere Teil ist so ergonomisch geformt, dass kein unangenehmes Tragegefühl im Wadenbereich, das sogenannte Calf-Bite, entsteht.
Kleinere Kletterpassagen zwischen Schnee und Eis lassen sich gut bewältigen, erfordern aber eine Umstellung, wenn man Softboots gewöhnt ist. Diese dämpfen immer etwas ab, was in einfachem Gelände mit Fels ganz angenehm sein kann. Bei den Key Equipment Boots spürt man sofort eine direkte Verbindung zum Fels oder Stein. Dies ist für mich jedenfalls noch recht ungewöhnlich. Hier würde ich mir eine etwas massivere Gummisohle wünschen. Aber gerade kleinere Felsstrukturen wie Leisten oder Risse kann man damit gut antreten – im Gegensatz zu den meist klobigen Softboots. Ein echter Zugewinn!
Zusammen mit vollautomatischen Steigeisen und den Auftriib Verts (Saucer,Test hier) wird das gesamte Setup zu einem echten Dreamteam. Vollautomaten wie z.B. die Petzl Irvis sind in puncto Gewicht und Volumen kein Vergleich zu den Grivel Eisen (Grivel 1050g, Irvis 570g), die ich für die Softboots verwenden muss. Den Irvis kann man fast immer mit in den Tourenrucksack packen, bei den Grivel überlege ich hingegen immer zweimal, ob ich sie wirklich auf Tour benötige.
Im Vergleich zum nicht mehr produzierten Phantom Slipper, hat der Schuh eine verschraubte Zunge, die sich nicht herausnehmen lässt. Beim Slipper entfernen einige Nutzer die Zunge während des Aufstiegs, um mehr Komfort zu gewinnen. Dieser soll wohl im Vergleich zum Key Equipment Boot im oberen Bereich etwas härter sein. Das ist beim Disruptive nicht möglich und, wie ich finde, auch nicht notwendig.
Bei Frühlingsbedingungen mit feuchtem Schnee habe ich, auch nach längerer Nutzungsdauer, keine Probleme feststellen können. Der Schuh hält die Nässe gut ab. Die Klettverschlüsse funktionieren auch nach mehreren Jahren noch zuverlässig. Selbst wenn man durch hüfthohen Pow stapfen muss, kommt es nicht zu Problemen mit den Klettverschlüssen durch Schneekontakt – ein klarer Pluspunkt für den Disruptive.