Ciao Sammy, ciao Heli,
wir haben nun Ialakha gesehen und gratulieren erstmal zur Durchschreitung und auch zur sehr gelungenen Verfilmung! Lasst mich erstmal blöd fragen, wie ging das mit den Hunden aus? Es scheint als wäret ihr mit zwei gestartet und mit vier zurückgekommen!?
Sammy: Tja, das mit den Hunden ist in Georgien so eine Sache. Die gibt’s überall und sie folgen meistens den Personen, die sie am interessantesten finden. Und als wir an einer Gruppe Bauerbeitern vorbeikamen, schlossen sich (vielleicht genau aus dem Grund) zwei weitere Hunde an.
Heli: Die Geschichte der Bauarbeiter hat es leider nicht in den Film geschafft. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass wir keine Menschenseele auf der Traverse antreffen werden. An Tag 5 mussten wir dann einen Großteil des Tages Bootpacken, da der Schnee im Tal fehlt. Auf einmal hörten wir ein tiefes Hupen durch das Tal klingen, wussten aber erst einmal nicht, woher das kommt? Ein Schiff? Hier oben wohl eher nicht. Also mussten es wohl LKWs sein. Uns so war es auch: Wegen des milden Winters war die Passstraße nach Ushguli schon teilweise befahrbar und die Instandsetzungsarbeiten schon in vollem Gange. Und ob wir wollten oder nicht, folgten uns von dort an zwei weiter Hunde. Da uns schon zwei Hunde reichten, versuchten wir, die anderen beiden wegzuschicken. Zuerst auch mit Erfolg. Aber als wir ein paar Stunden später unsere Zelte aufgeschlagen hatten, kamen sie wieder. Das fanden ‚unsere‘ beiden Hunde erstmal gar nicht witzig.
PG: Danke, dass wir das sogleich klären konnten. Nächste Frage, Begriffsklärung, was heißt Ialakha?
Sammy: IALAKHA ist ein Svan-Wort. Svan wird in der Region Svaneti gesprochen und ist etwas wie das Rätoromanisch bei uns. Übersetzt bedeutet es etwa: Everything you are, you feel, that is you – and you can be happy about that! – Wie durch Zufall genau das Motto für unser Vorhaben.
PG: Sammy, lass mich erst auf dich zurückkommen. Wie bist du zum Outdoor-Filmen und im Speziellen zum Verfilmen von Ialakha gekommen? Und abseits von Filmen, was sind deine eigenen Interessen in den Bergen?
Sammy: Ich bin über das Klettern zum Outdoor-Fotografieren gekommen. Einen meiner ersten Filme habe ich jedoch schon früh über eine Ski-Manufaktur aus Freiburg gemacht. Und da meine größte Leidenschaft schon immer dem Winter und den Bergen galt, habe ich mich umso mehr gefreut, diesen Winter Arbeit und Beruf zu verbinden und meine erste ‚richtige‘ Skidokumentation realisieren zu dürfen!
PG: Es scheint, als wäre Heli der Mastermind der Unternehmung. Wie würdest du ihn in drei Sätzen, ohne Komma, beschreiben?
Sammy: Heli setzt sich Dinge in den Kopf und setzt diese dann auch um. Gelassen und ruhig, aber stets fokussiert. Der perfekte Partner für jedwedes Projekt in den Bergen.
PG: Heli, was hast du dem entgegenzusetzen? Wie würdest du dich beschreiben und wie bist du auf die Idee von Ialakha gekommen? Warst du zuvor schon im Kaukasus unterwegs? Welche Ambitionen hattest du hinsichtlich der Spine Walls?
Heli: Nein, dem würde ich so zustimmen. Wenn ich ein Projekt zu oft im Kopf durchdacht habe, dann muss ich das auch ausprobieren. In Georgien war ich schon öfter. Zuerst hatte ich ein freiwilliges soziales Jahr dort in einer NGO. In diesem Jahr lernte ich die Berge vor Ort kennen, sowie einige sehr gute Freunde, die auch hier mit auf der Traverse dabei waren.
Auslöser für das Projekt war dann eine Spine Wall, ein schneebedeckte Hang, der sich wie schmale Finger vom Gipfel Richtung Talboden zieht, welche wir im Winter 22/23 gefahren sind. Als Levi und ich dann auf der Karte noch mehr davon entdeckten, kam natürlich direkt die Idee auf, die Region noch weiter zu auskundschaften.
PG: Und wie bist du auf Sammy als Filmer gekommen und wie würdest du ihn in drei Sätzen beschreiben?
Heli: Sammy und ich haben uns schon vor ein paar Jahren übers Klettern kennengelernt. Wir haben seitdem schon einige sportliche Projekte umgesetzt, meist aber nicht filmisch. Als ich Sammy meine Idee von diesem Projekt erzählte, hatte er natürlich direkt Lust, das als Dokumentarfilm umzusetzen.
Wenn Sammy sich ein Ziel setzt, dann versucht er alles, dies so perfekt wie möglich umzusetzen. Durch das perfektionistische Umsetzen bleiben dann manchmal andere Dinge liegen wie seine Snowboardboots, die mindestens genauso wichtig wären. (lacht)
PG: Sammy, nochmal zurück zur dir, als Filmer hat man eine Extra-Belastung, sowohl an Zeit-Investition und Gewicht, wie gehst du damit um?
Sammy: Ich gebe fleißig Gewicht an die anderen ab (lacht). Im Ernst: Da ich das hauptberuflich mache, habe ich das Privileg, den Berg an Aufgaben, den so ein großes Projekt mit sich bringt, meine Arbeit nennen zu dürfen. Und auch wenn es in den anstrengenden Phasen manchmal schwer sein kann, dieses Privileg als dieses wertzuschätzen, weiß ich doch am Ende, wofür ich das alles mache!