Heutzutage schimpft man gern über die Ungenauigkeiten des Wetterberichts, dabei ist man doch einen sehr großen Schritt weiter, wenn man bedenkt, dass 1869 allein auf den Großen Seen (Great Lakes) in den USA 1914 Schiffe kenterten. Nicht zu wissen, welche Windgeschwindigkeiten ein Sturm maximal erreichen wird, ist eine Sache. Den Sturm zu bemerken weil sich der Himmel plötzlich verdunkelt, während man irgendwo herum schippert, ist etwas entscheidend anderes. Auf Grund der beträchtlichen Anzahl von Schiffsunglücken gab es damals an um die Großen Seen eine Art Wrackverwertungsindustrie. Deren Lobby war zumindest eine Zeit lang potent genug, erste institutionelle Wettervorhersageversuche kräftig zu behindern.
Mark Twain begann 1892 einen Roman mit der Ankündigung, es werde kein Wetter darin vorkommen. Das Wetter, als Gesprächsthema wie als schreiberisches Stilmittel, neigt zu den gegensätzlichen Extremen der völligen Banalität („Schönes Wetter heute!") und unsäglicher Melodramatik („Kältepeitsche lässt Deutschland Bibbern, Schneebombe droht") und er hielt es daher für die Literatur ungeeignet. Mit dem Aufschwung meteorologischen Verständnisses zum Ende des 19. Jahrhunderts sah man immer mehr davon ab, metaphorisch zornige Wolken erbost bersten zu lassen. Hitze wurde weniger gnadenlos und die Himmel weinten nicht mehr so oft.